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Olga Tokarczuk – Wikipedia

Olga Tokarczuk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Olga Tokarczuk, Krakau (Polen), 2005
Olga Tokarczuk, Krakau (Polen), 2005

Olga Tokarczuk (* 29. Januar 1962 in Sulechów bei Zielona Góra, Polen) ist eine der meist beachteten und kommerziell erfolgreichsten polnischen Autorinnen der Gegenwart, vor allem wegen ihres herausragenden mythologisierenden Stils.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin studierte sie von 1980 an Psychologie an der Universität Warschau. In dieser Zeit arbeitete sie in einem Heim für verhaltensauffällige Jugendliche. Nach dem Abschluss im Jahr 1985 zog sie zunächst nach Breslau und später Wałbrzych, wo sie eine Tätigkeit als Therapeutin begann. Tokarczuk sieht sich selbst in der geistigen Tradition von Carl Jung, dessen Theorien sie auch als eine Inspiration für ihre literarischen Arbeiten anführt. Seit 1998 lebt Tokarczuk in einem kleinen Dorf bei Nowa Ruda. Von hier aus führte sie auch mehrere Jahre ihren eigenen Verlag Ruta, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete.

[Bearbeiten] Werk

1989 ist das Jahr der Veröffentlichung ihres ersten Buches, einer mit Miasta w lustrach (Städte in Spiegeln) betitelten Gedichtsammlung. Ihr Debütroman, Podróż ludzi księgi (Reise der Buchmenschen), eine Parabel über die Suche zweier Liebender nach dem "Geheimnis des Buches" (eine Metapher für die Bedeutung des Lebens), ist im Frankreich des 17. Jahrhunderts angesiedelt und erschien 1993. Der Autorin bescherte das Buch sofortige Popularität bei Lesern wie bei Kritikern. Der Nachfolgeroman E. E. (1996) trägt im Titel die Initialen seiner Heldin, einer jungen Frau namens "Erna Eltzner", die in einer bürgerlichen deutsch-polnischen Familie im Breslau der Vorkriegsjahre aufwächst und übermenschliche Fähigkeiten entwickelt.

Tokarczuks dritter Roman Prawiek i inne czasy (Ur und andere Zeiten) wurde 1996 veröffentlicht und bleibt bis heute ihr erfolgreichster. Er spielt in dem fiktiven Dorf Prawiek (was so viel bedeutet wie Vor- und Frühzeit) im Zentrum Polens, das von exzentrischen Urgesteinen bevölkert wird. Das Dorf steht unter dem Schutz von vier Erzengeln, aus deren Perspektive der Roman das Leben der Bewohner über einen Zeitraum von acht Jahrzehnten seit 1914 aufzeichnet. In Parallele zur abwechslungsreichen polnischen Geschichte in jener Zeit, doch gleichzeitig seltsam entrückt von ihr, beschreibt der Roman die stetige Wiederkehr aller menschlichen Freuden und Schmerzen, die in Prawiek wie durch ein Brennglas sichtbar werden. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und begründete Tokarczuks internationale Reputation als eine der wichtigsten Protagonistinnen der polnischen Literatur in der Gegenwart.

Nach Prawiek i inne czasy begann Tokarczuks Arbeit sich weg von der Romanform und hin zu kürzeren Prosatexten und Essays zu entwickeln. Ihr nächstes Buch Szafa (Kleiderschrank, 1997) war eine Sammlung dreier Texte nach Art von Kurzgeschichten. Dom dzienny, dom nocny (Taghaus, Nachthaus, 1998), wenn auch formell ein Roman, ist eher ein Flickenteppich lose miteinander verbundener Texte, Skizzen und Essays über Gegenwart und Vergangenheit in der Wahlheimat der Autorin, einem Dorf in den Sudeten nahe der polnisch-tschechischen Grenze. Wenn auch Tokarczuks schwierigstes Buch, zumindest für jene, die mit der Geschichte Mitteleuropas nicht vertraut sind, ist es das einzige, das bislang ins Englische übersetzt worden ist.

Seit jener Zeit hat Tokarczuk eine Reihe von Sammlungen kurzer Geschichten veröffentlicht: Gra na wielu bębenkach (Spiel auf vielen Trommeln, 2001) und zuletzt Ostatnie historie (Letzte Geschichten) – sowie einen Essay über Bolesław Prus' Klassiker Die Puppe (Lalka i perła/Die Puppe und die Perle, 2000). Außerdem veröffentlichte sie einen Band mit drei modernen Weihnachtsgeschichten gemeinsam mit ihren gleichermaßen populären Kollegen Jerzy Pilch und Andrzej Stasiuk (Opowieści wigilijne, 2000).

[Bearbeiten] Preise

Tokarczuk ist Trägerin zahlreicher Literaturpreise in und außerhalb Polens. Wenn sie auch nie den wichtigsten polnischen Kritikerpreis NIKE erhielt, gewann sie seit 1997 doch bereits drei Mal den Nike-Publikumspreis, der für Prawiek i inne czasy überhaupt erstmalig vergeben wurde. 2002 wurde sie mit dem Brücke Berlin-Preis ausgezeichnet, 2008 gemeinsam mit Ingo Schulze mit dem Samuel-Bogumil-Linde-Preis.

[Bearbeiten] Werke

  • Miasto w lustrach, 1989
  • Podróż ludzi Księgi, 1993
Die Reise der Buchmenschen, 1993
  • E.E., 1995
  • Prawiek i inne czasy, 1996
Ur und andere Zeiten, 1996
  • Szafa, Erzählungen, 1997
Der Schrank, 1997
  • Dom dzienny, dom nocny, Prosaband, 1998
Taghaus, Nachthaus, 1998
  • Lalka i Perła, Essay, 2000
Die Puppe und die Perle, 2000
  • Gra na wielu bębenkach, Erzählungen, 2001
Spiel auf vielen Trommeln, 2001
  • Opowiadania zimowe. (Wintererzählung; Hörbuch, nur auf Polnisch), 2003
  • Ostatnie historie, 2004
  • Anna In w grobowcach świata, 2006
AnnaIn in den Katakomben. Der Mythos der Mondgöttin Inanna, 2007 ISBN 978-3-8270-0727-8

[Bearbeiten] Literatur

  • Dörte Lütvogt: Raum und Zeit in Olga Tokarczuks Roman 'Prawiek i inne czasy' (Ur- und andere Zeiten). Frankfurt a. M.: Lang, 2004

[Bearbeiten] Weblinks


Andere Sprachen


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