Neobarock
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Neobarock (auch: Neubarock, Zweites Barock oder Wilhelminischer Stil) ist die Bezeichnung einer Stilrichtung in der Architektur, der Bildhauerei und mit Vorbehalten in der Musik (korrekter musikalischer Stilbegriff: Neoklassizismus).
Neobarock wird der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeordnet, und war vor allem nach 1880 am weitesten verbreitet. Es gilt als Erscheinungsform des Historismus, der den Klassizismus ablöste. Neobarock wurde besonders gerne für Theatergebäude verwendet, da das Barock eine Hochblüte aller theatralischer Kunstgattungen mit sich gebracht hatte. In der Spätphase des Historismus trat die generelle Orientierung an der Renaissance in den Hintergrund und Neobarock wurde für vielfältige Bauaufgaben eingesetzt.
In Österreich war seine Verwendung „patriotisch“ konnotiert, da man an die vermeintliche Kulturblüte und politische Expansion des frühen 18. Jahrhunderts anknüpfte. In seiner Spätphase koexistierte er mit dem Jugendstil, den er teilweise beeinflusste.
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[Bearbeiten] Bauwerke
[Bearbeiten] Profanbau
- Opéra Garnier in Paris, 1854-1874
- Theater Baden-Baden , 1860-1862
- Semperoper in Dresden, 1871-1878
- Justizpalast in Brüssel, 1866-1879
- Staatsoper in Budapest, 1875-1884
- Schloss Herrenchiemsee, 1878-1886
- Livingstonscher Pferdestall in Frankfurt am Main, 1880
- Theater am Schiffbauerdamm in Berlin, 1891-1892 (vereinfacht wiederaufgebaut)
- Burgtheater in Wien, 1893-1894
- Hessisches Staatstheater in Wiesbaden, 1893-1894
- ehm. Generallandschaft in Stettin, 1891-1895
- Erbgroßherzogliches Palais (heute Bundesgerichtshof) in Karlsruhe, 1891-1897
- Villa Thyssen in Mülheim an der Ruhr, 1899-1900
- Deutsches Schauspielhaus in Hamburg, 1900
- ehm. Hauptpostamt (heute Post Galerie) in Karlsruhe, 1900
- ehm. Industrieschule (heute Deutsches Spielzeugmuseum) in Sonneberg, 1900-1901
- Bode-Museum in Berlin, 1897-1904
- Neue Hofburg in Wien,1881-1914
- Opernhaus am Habsburgerring in Köln, 1899-1902 (teilzerstört, dann abgebrochen)
- Schloss Loburg, 1900-1902
- Stadttheater Fürth, 1901/1902
- Leopold-Hoesch-Museum in Düren, 1905
- Büsing Palais in Offenbach am Main, 1905
- Landeshaus in Wiesbaden, 1903-1907
- Festhalle in Frankfurt am Main, 1907
- Laeiszhalle in Hamburg, 1904-1908
- Polizeiwache am Klingberg in Hamburg, 1906-1908
- Rathaus in Kassel, 1904-1909 (vereinfacht wiederaufgebaut)
- Charlottenburger Tor in Berlin, 1907/08
- Ashton Memorial in Lancaster, 1907-1909
- Oberlandesgericht in Köln, 1909-1911
- ehm. Kriegsministerium in Wien, 1909-1913
- Villa Borsig auf der Insel Reiherwerder in Berlin Reinickendorf, 1911-1913
- Herschelbad in Mannheim, 1912-1916
- Schloss Christiansborg in Kopenhagen, 1907-1928
[Bearbeiten] Sakralbau
- Turm der Dreikönigskirche in Dresden, 1854-1857
- Johanniskirche in Leipzig, 1894-1897 (kriegszerstört, um 1963 gesprengt)
- St. Joseph in München, 1898-1902
- Josephskirche in Basel, 1900-1902
- Matthäuskirche in Hamburg, 1900-1902
- St. Anton in Passau, 1908-1910
- Christuskirche in Mannheim, 1907-1911
- St. Wolfgang in Haidhausen, 1915-1920
[Bearbeiten] Bildhauerei
Zur selben Zeit wie in der Architektur treten auch in der Bildhauerei neobarocke Tendenzen auf. Als Hauptvertreter des Neobarock gelten der Berliner Bildhauer Reinhold Begas und der Wiener Victor Tilgner.
Beispiele:
- Mendebrunnen in Leipzig (1883)
- Neptunbrunnen in Berlin (1886-1891)
- Mozart-Denkmal im Wiener Burggarten (1896)
- Siegesallee in Berlin (1895-1901)
[Bearbeiten] Musik
In der Musik wird die Strömung des Neoklassizismus manchmal fälschlicherweise auch als Neobarock bezeichnet. Trotz der schwierigen Abgrenzung (die sich im frühen 20. Jahrhundert entwickelnde Kompositionsrichtung griff neben klassischen auch spätbarocke Formen und Stilmittel auf) hat sich in der Musikgeschichte und in den maßgebenden professionellen Musikenzyklopädien (MGG alt, MGG neu, New Grove Dictionary) der Terminus Neoklassizismus durchgesetzt.