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Hessisches Staatstheater Wiesbaden – Wikipedia

Hessisches Staatstheater Wiesbaden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Hessische Staatstheater Wiesbaden in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden ist ein Fünf-Sparten-Theater. Das Theater verfügt über die vier Bühnen Großes Haus (1041 Plätze), Kleines Haus (328 Plätze), Studio (89 Plätze) und die externe Spielstätte Wartburg (seit 2003). Es hat ca. 600 Beschäftigte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Ansicht des Staatstheaters vom Warmen Damm aus gesehen wurde nur zum Schein als Vorderseite ausgeführt
Die Ansicht des Staatstheaters vom Warmen Damm aus gesehen wurde nur zum Schein als Vorderseite ausgeführt

Der Bau des Wiesbadener Theaters wurde als Neues königliches Hoftheater maßgeblich durch Kaiser Wilhelm II. initiiert und gefördert. Es wurden, nach einem Architekturwettbewerb, an dem sich u.a. Manfred Semper, ein Sohn des berühmten Gottfried Semper beteiligte, die damals in ganz Europa bekannten Wiener Theaterarchitekten Ferdinand Fellner d. J. und Hermann Helmer engagiert, die das Gebäude 1893/1894 für 1,8 Mio Goldmark im Stil des Neobarocks errichteten. Vorbilder für das neue Haus waren die Theater in Prag, Wien und Zürich. Am 16. Oktober 1894 wurde das neue Haus im Beisein des Kaisers feierlich eröffnet. Auf dessen Wunsch wurde auch 1902 an der Ostseite des ehedem spiegelbildlich aufgebauten Theaters für 600.000 Mark ein Foyer angefügt, das die Pracht des Zuschauerraums noch übertraf. Gebaut wurde dieser Bereich von dem damaligen Wiesbadener Stadtbaumeister Felix Genzmer.

Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die Umbenennung in Preußisches Staatstheater.

Am 18. März 1923 kam es zu einem Bühnenbrand, in Folge dessen u.a. die Kuppel des Bühnenturmes vollständig zerstört wurden. Die Kuppel wurde aus Kostengründen ohne die ursprünglich vorhandenen Verzierungen nur vereinfacht wieder aufgebaut.

Die Trägerschaft wechselte nach der Spielzeit 1932 vom Land Preußen zur Stadt Wiesbaden. Damit verbunden war eine erneute Umbenennung in Nassauisches Landestheater.

Während des 2. Weltkrieges wurde in der Nacht vom 02. auf den 03. Februar 1945 die Nordseite des Theaters durch Bombentreffer stark beschädigt. Den Bomben zum Opfer gefallen sind die ursprünglich reichverzierte Kassenhalle, der Säulenportikus mit einer fünften von Panthern gezogenen Streitwagenskulptur, sowie die Decke des Zuschauerraums. Die beschädigten Gebäudeteile wurden in der Nachkriegszeit nur sehr vereinfacht wieder aufgebaut. Das Deckenbild des Zuschauerraums wurde in diesem Zusammenhang zeitgenössisch neu gestaltet.

Nach einem erneuten Wechsel der Trägerschaft zum neu geschaffenem Land Hessen im Jahr 1946 und einer zeitweiligen Nutzung des Großen Hauses durch die US-Streitkräfte, konnte der Spielbetrieb erst 1947 als Großhessisches Staatstheater und später Hessisches Staatstheater Wiesbaden wieder aufgenommen werden.

In der Spielzeit 1949/50 wurde das prunkvolle Foyer baulich vom Theater abgetrennt und als Spielcasino umfunktioniert. Diese Trennung wurde erst zu den Maifestspielen 1956 wieder aufgehoben.

1975 bis 1978 wurde der Zuschauerraum aufwendig saniert und teilweise nach historischem Vorbild rekonstruiert (Deckengemälde, Farbgebung, Stuckapplikationen etc.). Weiterhin wurde die Technik modernisiert und unter der Leitung des Architekten Professor Hardt-Waltherr Hämer aus Berlin ein großer Anbau für Proberäume, Werkstätten, Intendanz und Verwaltung an der Südostecke des Theaters angefügt. Die Aussenansicht des Foyers ist seitdem zum größten Teil den Blicken der Öffentlichkeit entzogen.

[Bearbeiten] Architektur

Inschrift im Giebel
Inschrift im Giebel
Staatstheater (Königliches Schauspielhaus) um 1900
Staatstheater (Königliches Schauspielhaus) um 1900

Das Wiesbadener Staatstheater wurde im neobarocken Stil errichtet. Der Haupteingang befindet sich in der Mitte der Theaterkolonnaden, die zusammen mit den gegenüber liegenden Kurhauskolonnaden das so genannte Bowling Green flankieren. An der Stirnseite dieses Platzes befindet sich das Wiesbadener Kurhaus.

Die Rückseite des Theaters wurde als Schauseite ausgeführt. Hier befindet sich ein klassischer Säulenportikus mit einem aus Savonniere-Kalkstein geschaffenen Relief im Giebel, gestaltet von Professor Hermann Volz aus Karlsruhe. Die Giebel-Inschrift lautet: Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben. Bewahret sie!

Das Giebelfeld zeigt in der Mitte sitzend die Kunst oder Poesie, zu ihrer Rechten lehnt die poetische, weibliche Verkörperung der Trauer, zu ihren Füßen spielt Scherz in Gestalt einer mit einer Narrenmütze bekleideten Putte. Die Gruppe links zeigt einen sterbenden Helden, halb auf dem Schoß der Parze liegend, die seinen Lebensfaden durchschneidet, was die Tragödie symbolisiert. Die Gruppe rechts zeigt das Lustspiel in Form eines sich küssenden Liebespaars, das von einem kleinen Amor belauscht wird, während ein schön gewachsener Faun ein Tamburin schlägt.

Die Giebelspitze bekrönte einst ein Genius, der eine Fackel hochhielt. Er wurde, wie die auf den Giebelschenkeln exponierten Sphinxe und die beiden vier Meter hohen Skulpturengruppen dahinter vom Wiener Bildhauer Franz Vogel modelliert. Bei der linken (westlichen) Skulpturengruppe ist die Muse der Musik mit Lyra, einer Sphinx und einem Knaben dargestellt. Beim östlichen Pedant bläst sie eine Posaune, trägt die Maske des Romus in der Hand und wird von einem Panther sowie einem Putto begleitet.

Die Eckrisalite des Bühnenbaus werden von Quadrigen ähnlichen Panthergespannen überragt, die den figürlichen Hauptschmuck der Seitenfronten bilden. Geschaffen wurden die vier aus Zinkblech getriebenen, ursprünglich mit einer Kupferschicht überzogenen Gruppen von dem Berliner Bildhauer Prof. Gustav Eberlein. Sie zeigen in verschiedenen Varianten die den Thyrusstab schwingende Muse Euterpe in einem von drei Panthern gezogenem Streitwagen. Ein fünftes Gespann thronte bis 1945 auf dem dem zerstörten Eingangsportikus.

Die vier zum Teil beschädigten Nischenfiguren der Südfassade unterhalb des Giebels stellen Drama, Gesang, Musik und Tanz dar. Sie wurden von dem Stuttgarter Bildhauer Theodor Bausch geschaffen.

Vor dem Portikus breitet sich ein Landschaftspark (Warmer Damm) aus. Ein vom Bildhauer Joseph Uphues geschaffenes Denkmal des Dichters Friedrich Schiller steht seit 1905 direkt vor der nur der Ästhetik dienenden Auffahrt.

Der Baumeister des neobarocken Foyers: Felix Genzmer
Der Baumeister des neobarocken Foyers: Felix Genzmer

Die Deckengemälde in Zuschauerraum und Foyer schuf Kaspar Kögler, der für seine Leistungen mit dem Roten-Adler-Orden ausgezeichnet wurde. Die Deckenmalereien im Zuschauerraum bestehen aus zwei Bildern, einem kleinen über der Bühnenöffnung und dem großen Plafond, in dessen Mitte sich die Kronleuchteröffnung befindet. Das kleine Bild stellt die entfesselte aufschwebende Phantasie dar, das große Bild enthält eine die Stadt Wiesbaden charakterisierende Allegorie. Rechts sitzt auf einem Brunnenaufbau, der, an die nassauischen Zeiten erinnernd, von der alten Marktbrunnensäuler mit dem Löwen überragt ist, eine Frauengestalt mit rosenumkränzter Mauerkrone auf dem Haupt und einen Lilienzweig in der Hand. Vor ihr, aus dem Brunnen entqualmenden Dampfwolken schwebt die Nymphe des Brunnens, zwei ihr zustrebenden Kindern die dampfende Schale reichend. Ein darüber schwebender Knabe mit einem Waldstrauß, Waidhorn und Armbrust erinnert an die Wälder Wiesbadens und Umgebung. Dann schließen sich auf Wolken die Künste an, vor allem die Musik, dann Schauspiel und Tanz und auf der gegenüberliegenden Seite die Malerei und Architektur. Unter diesen befindet sich eine Putte mit geschichtlichem Emblem: ein römisches Feldzeichen und die deutsche Kaiserkrone. Darunter, gegenüber der Brunnengruppe grüßt der Rheingott zur Stadt. Neben ihm sitzt eine verschleierte, mit Efeu bekränzte Frauengestalt, welche die Sage darstellt. Über dem Ganzen schwebt ein Adler mit ausgespannten Flügeln und der preußischen Krone auf dem Kopf, welcher einen Genius trägt, was als Versinnbildlichung der Protektorschaft des Königs über das Theater im speziellen und der Stadt Wiesbaden im weiteren Sinne zu verstehen ist. Das Deckenbild, aus dem der Rheingott und zahlreiche Putten plastisch herausragen, fasst ein ausgeschweifter Barockrahmen ein. Vervollständigt wird das Plafond durch die wiederhergestellten Medaillons in den Stichkappen. Die Bildnisse zeigen die Musiker Wagner, Beethoven, Mozart, Weber und Gluck, die Schriftsteller Shakespeare, Goethe, Schiller, Gotthold Ephraim Lessing und Molière, sowie die Büste Apollos.

Ein Originalausstattungsteil ist der 6m hohe, 4,80m breite und ca. 900kg schwere Kronleuchter in der Deckenmitte. Es handelt sich um einen im Neobarockstil aus vergoldetem Messing gefertigten Lüster mit 121 Brennstellen und prismatisch geschliffenen Gläsern im Unterkorb.

Kaiser Wilhelm II besaß eine eigene Einfahrt für seine Kutsche, (die sog. "Kaiserfahrt"), in der er seine Loge von der Wilhelmstraße durch den Keller direkt erreichen konnte. Das von dem der Loge vorgelagerten Empfangsraum zu erreichende Ankleidezimmer des Kaisers (heute ein Teil der Seitenbühne), wurde in seiner Ausstattung dem entsprechenden Raum der kaiserlichen Yacht "Hohenzollern" ganz genau nachgebildet.

Der moderne Anbau aus den Jahren 1975 bis 1978 wurde in Kontrast zum Altbau als Beton-Flachdachbau mit großen Glasfassaden und mit einer Bleiverkleidung ausgeführt.

[Bearbeiten] Theaterbetrieb

Pro Jahr gibt es mehr als 30 Neuinszenierungen in Oper, Schauspiel und Ballett. Es wird von klassischen Werken über Stücke der dramatischen Gegenwartsliteratur bis zum modernen Musiktheater alles angeboten. Bis zu vier Vorstellungen können pro Tag gegeben werden, da alle vier Bühnen parallel bespielt werden können.

Als Besonderheit bietet das Staatstheater auch jungen Menschen ein breites Spektrum an Inszenierungen. Es ist bundesweit eines der wenigen Staatstheater mit eigenem professionellem Ensemble, das sich ausschließlich der Inszenierung von Kinder- und Jugendtheater widmet. Das sogenannte "Junge Staatstheater" erarbeitet dabei sehr häufig eigene Fassungen bekannter, auch zeitgenössische Kindergeschichten.

Weiterhin gibt es noch das "Jugendclub-Theater", gegründet 1988 durch den damaligen Chefdramaturgen des Schauspiels, Michael Schlicht. Der "Jugend-Club" bietet talentierten Jugendlichen die Möglichkeit, sich im Theater "auszuprobieren". Jedes Jahr findet dazu ein Casting statt, bei dem neue Ensemble-Mitglieder für das jeweils vorgesehene Stück, bis auf eine Ausnahme (Totenfloß von Harald Mueller 1993 in der Regie von Reinhardt Friese) immer ein Musical, ausgesucht werden. Es folgen dann professionelle Proben, bei denen besonders auf Gesang, Tanz und Schauspiel eingegangen wird. Die erfolgreichen Inszenierungen sprechen für sich und so hat sich der Jugendclub in den über 17 Jahren seines Bestehens unter der Leitung von Frank Schuster (1988-1990), Reinhardt Friese (1990-2000) und Iris Limbarth (seit 2000) zur festen Institution in der Jugend-Theater-Szene entwickelt.

[Bearbeiten] Berühmte Sänger und Schauspieler

die dem Ensemble des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden angehört haben oder angehören bzw. dort im Rahmen der Maifestspiele auftraten:

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 50° 5' 1" N, 8° 14' 45" O


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