Lyceum Hosianum
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Das Lyceum Hosianum in Braunsberg in Königlich-Preußen war eine akademische Ausbildungsstätte für katholische Theologen, und war die zweite ostpreussische Akademie nach der Albertina in Königsberg.
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[Bearbeiten] Geschichte
Das Lyceum Hosianum wurde von Stanislaus Hosius 1563 als eine Pfarrschule zur Ausbildung katholischer Theologen gegründet. Diese Maßnahme ist im direkten Zusammenhang mit der Ausbreitung des Protestantismus im Ermland zu sehen, der man damit begegnen wollte. 1807 wurde es von Napoleon aufgehoben. Es wurde ab 1818 als neugebautes "Königliches Lyceum Hosianum" eröffnet und seit 1912 "Staatliche Akademie Lyceum Hosianum" benannt.
Anders als eine Universität verfügte das Lyceum Hosianum weder über Selbstverwaltungsrechte, noch über Akademische Freiheit. Für die Priesterausbildung bot es aber einen vollwertigen Ersatz für das Universitätsstudium und waren deshalb vor allem für die Priesteramtskandidaten aus ländlich geprägten Regionen des Ermlandes attraktiv.
[Bearbeiten] Entwicklung der Institutionen
Ab 1564/5 wurde das Lyceum durch ein Jesuitenkolleg und ab 1566/7 durch das Ermländische Priesterseminar ergänzt, seit 1568 beurkundet. Eine weitere Ergänzung stellt das Missionsseminar für die nordischen Länder von 1578 bis 1798 dar. Die Bibliothek des Jesuitenkollegs wurde im Dreißigjährigen Krieg von den Truppen Gustav Adolfs geraubt und befindet sich noch heute in der Carolina Rediviva, der Universitätsbibliothek von Uppsala. Als die Jesuiten dann kaum den Bau des neuen Kollegsgebäudes von 1743 - 1771 fertiggestellt hatten, traf sie das Jesuitenverbot von 1773. In dem freigewordenen Gebäude brachte der ermländische Bischof Joseph von Hohenzollern-Hechingen ein Gymnasium unter, das er dem Lyceum ebenfalls anschloss. Dieses nannte sich zunächst "Königliches Akademisches Gymnasium" und dann "Gymnasium Hosianum" und im Dritten Reich schließlich die "Hermann-von-Salza-Schule". 1807 wurde das Collegium vollkommen von Napoleon zerstört. Mit dem Neubau wurde es 1818 als Lyceum Hosianum eröffnet.
[Bearbeiten] Nachkriegssituation
Nur die Erdgeschossmauern und eines der barocken Portale vom vorherigen Gebäude sind erhalten geblieben. Der Rest ist Wiederaufbau von 1960 bis 1973. Auch wurde wieder ein Gymnasium untergebracht. Der rechteckige Eckturm des Gymnasiums ist der "Pfaffenturm", weil er den Eckpfeiler des ehemaligen Franziskanerklosters darstellt. Heute werden dort die Schulsammlungen des Gymnasiums gezeigt. Der in südlicher Richtung verlaufende Teil des Stadtgrabens hieß "Pflaumengrund". In seinem Wasser hat man eine kleine kreisrunde Freilichtarena aufgebaut. Heute hat die Institution folgende Anschrift:
Liceum Hosianum, ul. Gdańska 17, Braniewo
[Bearbeiten] Bildgallerie
[Bearbeiten] Bekannte Professoren und Lehrer
- Josef Annegarn (1794-1843), Professor für Kirchengeschichte und Kirchenrecht von 1836 bis 1843
- Karl Weierstraß (1815-1897), Professor für Mathematik von 1848 bis 1856
- Wilhelm Weissbrodt (1836-1917), Professor für Philologie ab 1869
- Wilhelm Karl Joseph Killing (1847-1923), Professor für Mathematik
- Franz Josef Niedenzu (1857-1937), Rektor, Professor für Botanik
- Joseph Lortz (1887-1975), Professor für Kirchengeschichte von 1921 bis 1935
- Karl August Fink (1904-1983) , Professor für Theologe und Kirchengeschichte von 1937 bis 1940
- Wilhelm Junkmann (1811-1886), Historiker, Schriftsteller und Politiker
- Karl Adolf Cornelius (1819-1903) war ein deutscher Historiker.
[Bearbeiten] Bekannte Studenten und Schüler
- Bernhard Poschmann kath. Hochschullehrer und Wegbereiter des 2. Vatikanums
- Mikołaj Zebrzydowski polnischer Radwan und Wojwode
- Konrad Zuse gilt als Vater der Computer und besuchte das Gymnasium Hosianum
- Robert von Beneckendorff und von Hindenburg Vater von Paul von Hindenburg
- Franz Adolf Namszanowski (1820-1900) war Armeebischof in Preußen
[Bearbeiten] Literatur
- Bertram Faensen: Das »Antik-Archäologische Kabinett« am Lyceum Hosianum in Braunsberg (Braniewo). Aus der Geschichte der Altertumssammlung und des Lehrstuhls für Klassische Philologie einer Katholischen Hochschule im Ermland, in: Pegasus. Berliner Beiträge zum Nachleben der Antike 2 (2000) S. 61-87
[Bearbeiten] Websites
Koordinaten: 54° 22′ 53,77″ N 19° 49′ 20,78″ O