Josef Zemp

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Josef Zemp
Josef Zemp

Josef Zemp (* 2. September 1834 in Entlebuch; † 8. Dezember 1908 in Bern) war ein Schweizer Politiker und von 1892 bis 1908 Bundesrat.

Zemp studierte Rechtswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er gehörte der Studentenverbindung A.V. Semper Fidelis Luzern an. 1857/58 amtete er als Centralpräsident des Schweizerischen Studentenvereins. Nach seiner Promotion 1859 kehrte er in seinen Geburts- und Heimatort Entlebuch zurück und eröffnete dort ein Anwaltsbüro. 1860 heiratete er Philomena Widmer aus Emmen, aus dieser Ehe gingen 15 Kinder hervor.

1863 wurde Zemp in den Grossen Rat des Kantons Luzern gewählt und gehörte diesem als Mitglied der katholisch-konservativen Fraktion (der späteren Katholisch-Konservativen Volkspartei und heutigen CVP) bis 1891 an. Er reformierte die Zivilrechtsverfassung und erreichte, dass der Kanton das Recht zur Besetzung der Pfarrstellen an die Kirchgemeinden abtrat. Im Juli 1871 folgte die Wahl Zemps in den Ständerat, dem er aber nur knapp eineinhalb Jahre angehörte.

Von Dezember 1872 bis Oktober 1876 und erneut von Dezember 1881 bis Dezember 1891 war Zemp Mitglied des Nationalrates. 1887 diente er kurzzeitig als dessen Präsident. Er bemühte sich, die katholisch-konservative Fraktion auf einen realpolitischen Kurs zu bringen. Ausserdem versuchte er, die katholisch-konservativen Vereinigungen der einzelnen Kantone zu einer straffer geführten gesamtschweizerischen Partei zusammenzuführen, scheiterte jedoch mit diesem Vorhaben an kantonalen Eigeninteressen (dies gelang erst 1912, vier Jahre nach Zemps Tod).

Am 17. Dezember 1891 wurde Zemp als erster katholisch-konservativer Vertreter in den Bundesrat gewählt und war der erste, der nicht der bisher allein regierenden liberal-radikalen Fraktion (der heutigen FDP) angehörte. Mit Ausnahme des Jahres 1902, als er dem Politischen Departement (Aussenministerium) vorstand, leitete Zemp das Post- und Eisenbahndepartement. Als Parlamentarier war er noch gegen eine Verstaatlichung der Eisenbahn gewesen, als Bundesrat vollzog er jedoch einen Gesinnungswandel und schuf die Voraussetzungen zur Gründung der Schweizerischen Bundesbahnen im Jahr 1902. Fünf Jahre später verwirklichte er das Bundesgesetz über die Organisation der Telefon- und Telegraphenverwaltung.

Zemp war Bundespräsident in den Jahren 1895 und 1902 sowie Vizepräsident in den Jahren 1894, 1901 und 1908. Am 17. Juni 1908 trat er zurück. Viereinhalb Monate später starb er im Alter von 72 Jahren.

[Bearbeiten] Quellen

  • Urs Altermatt (Hrsg.): Die Schweizer Bundesräte. Ein biographisches Lexikon. (2. Auflage), Zürich / München 1991.
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 10, München u. Leipzig, K. G. Saur, 1999