Johanna Mestorf

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Johanna Mestorf (* 17. April 1828 in Bramstedt/Holstein, † 20. Juli 1909 in Kiel) war Prähistorische Archäologin und die erste Professorin im Königreich Preußen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft und Ausbildung

Johanna war das vierte von neun Kindern des Arztes Jacob Heinrich Mestorf, der sich neben seiner medizinischen Tätigkeit auch der Altertumsforschung widmente. Als er 1837 starb, zog Mestorf mit ihrer Mutter Sophia Katharina Georgine geborene K nach Itzehoe, wo sie die höhere Töchterschule Blöckersches Institut besuchte. 1849 zog sie als Erzieherin nach Schweden wo sie auch nordische Sprachen erlernte. 1853 kehrte sie nach Deutschland zurück und reiste in den folgenden Jahren mehrfach als Begleiterin einer italienischen Gräfin nach Frankreich und Italien. Ab 1859 lebte sie in Hamburg und nahm dort 1867 eine Stelle als Sekretärin für ausländische Korrespondenz an. Es gelang ihr neben ihrer Berufstätigkeit, sich autodidaktisch umfangreiche archäologische Kenntnisse anzueignen.

[Bearbeiten] Lehre und Forschung

Ab 1863 übersetzte Johanna Mestorf wichtige Werke der skandinavischen Archäologie ins Deutsche. Daneben verfasste sie ab den 1860er Jahren Belletristik sowie archäologische und volkskundliche Artikel und Aufsätze. Im Jahr 1868 begann ihre ehrenamtliche Mitarbeit am Museum Kiel. 1873 wurde sie zur Kustodin am Museum für väterländische Altertümer in Kiel und 1891 zu seiner Direktorin berufen. Damit war sie die erste Museumsdirektorin in Deutschland. 1899, zu ihrem 71. Geburtstag, wurde ihr, wiederum als erster Frau in Preußen, der Titel einer Honorarprofessorin an der Universität Kiel verliehen. Zehn Jahre später erhielt sie die Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät der Universität. Schwerpunkt ihrer Forschung war die Vorgeschichte Schleswig-Holsteins, so prägte sie die Begriffe der Einzelgrabkultur für den norddeutschen/südskandinavischen Bereich der schnurkeramischen Kulturen und Moorleiche für die Funde menschlicher Leichen und Leichenteile aus Mooren. Johanna Mestorf ist es zu verdanken, dass das Danewerk und viele weitere Fundplätze frühzeitig untersucht und erhalten wurden.


[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Aus dem Steinalter. Gräber ohne Steinkammer unter Bodenniveau. in: Mitteilungen des Anthropol. Vereins in Schleswig-Holstein. Lipsius & Tischer, Kiel 1892, 9-24. ISSN 0179-9703
  • Vorgeschichtliche Alterthümer aus Schleswig-Holstein. Zum Gedächtnis des fünfzigjährigen Bestehens des Museums vaterländischer Alterthümer in Kiel. Meissner, Hamburg 1885.
  • Urnenfriedhöfe in Schleswig-Holstein. Meissner, Hamburg 1886
  • Moorleichen. In: Bericht des Museums Vaterländischer Alterthümer bei der Universität Kiel; 42. Kiel 1900

[Bearbeiten] Literatur

  • H. Schmidt: Johanna Mestorf. in: Prähistorische Zeitschrift. 1909, 110f.
  • Julia K. Koch, Eva-Maria Mertens (Hrsg.): Eine Dame zwischen 500 Herren. Johanna Mestorf – Werk und Wirkung. in: Frauen – Forschung – Archäologie. Bd. 4. Münster 2002. ISBN 3-8309-1066-5
  • Anna Ziel: Vom Ehrenamt zur anerkannten Wissenschaft. Die archäologische Karriere der Johanna Mestorf war einzigartig im Norddeutschland des 19. Jahrhunderts. In: Antike Welt Band 38, 2007, Heft 1, S. 46-48 Archäologenporträt.

[Bearbeiten] Weblinks

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