Itzhok Lejb Perez
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Itzhok Lejb Perez (viele andere Namensformen sind ebenfalls in Gebrauch) (* 18. Mai 1851 in Zamość; † 3. April 1915 in Warschau) war ein jiddischsprachiger Schriftsteller aus Polen.
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[Bearbeiten] Leben
Perez stammt aus eher einfachen Verhältnissen und studierte an der Universität Warschau Rechtswissenschaften. Nach erfolgreichem Abschluss 1877 ließ er sich mit 26 Jahren in seiner Heimatstadt als Rechtsanwalt nieder. Schon während seines Studiums war Perez politisch aktiv. Als Rechtsanwalt trat er immer wieder als politischer Redner auf und engagierte sich sehr in der Arbeiterbildung. Seinen Lebensunterhalt verdiente Perez als Mitarbeiter in einem statistischen Büro und später als Aufseher in den jüdischen Friedhöfen Warschaus.
Nach mehreren Verwarnungen durch die Anwaltskammer wurde Perez deshalb 1889 wegen Aufwiegelei die Zulassung als Anwalt wieder entzogen. Neben den zahlreichen politisch und parteipolitisch orientierten Zeitungen und Zeitschriften entwickelten sich auch literarische Zeitschriften in Polen. Den Anfang hatte Perez bereits im Jahre 1891 mit der Gründung der Jiddischen Bibliothek gemacht, jedoch dauerte es noch einige Jahre, bis sich diese Zeitschrift etablierte. 1894 versuchte er ein zweites Mal und 1896 ein drittes Mal, diese jüdische Wochenschrift herauszugeben, um das Gedankengut von Aufklärung und Sozialismus zu verbreiten. Diese literarische Zeitschrift beschäftigte sich mit der jiddischen und hebräischen Kultur und Sprache. Der Schriftsteller und Herausgeber versuchte auf diese Weise, der jiddischen Literatur ein Forum zu verschaffen. Die erschienen Exemplare sind Zeugnis für den revolutionären Geist dieser Jahre und die Suche nach neuen Mitteln des Ausdrucks.
1894 bis 1895 engagierte er sich sehr in der Chibbat-Zion-Bewegung. 1899 wurde er verhaftet und musste einige Monate ins Gefängnis. Seiner Reputation hatte das nicht geschadet. 1910 übertrug man ihm die Leitung der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft.
Perez war ohne Frage der Mittelpunkt der jüdischen Literatur in Polen. Studenten und Akademiker wandten sich an ihn, baten ihn um Rat und um Beurteilung ihrer Schriften oder gesellschaftlichen Fragen. So wurde Warschau zum Zentrum jüdischer Dichtung und jüdischen Theaters. Nach seinem Tode hielt der Expressionismus dann auch in die jiddische Literatur Einzug. Hirsch David Nomberg wurde nach Perez' Tod zur literarischen Hauptfigur in Warschau.
Im Alter von 64 Jahren starb Itzhok Lejb Perez am 3. April 1915 in Warschau. Seine Beerdigung wuchs zu einer spontanen politischen Veranstaltung, an der weit über 100.000 Personen teilnahmen. Es wurde eine Protestveranstaltung, in der auf die Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung in Polen aufmerksam gemacht wurde.
Nach dem Tode von Jizchak Leib Perez, dessen Wohnung Treffpunkt von Schriftstellern gewesen war, wurde 1916 der Jüdische Schriftsteller- und Journalistenverein gegründet. Bekannt wurde dieser Verein unter dem Namen Tlomatske 13 .
Sein ganzes literarisches Werk verfasste Perez in polnischer und in jiddischer Sprache. Sein Frühwerk ist noch ganz in der jüdischen Emanzipation und Aufklärung verhaftet. Nach der gescheiterten Revolution von 1905 thematisierte er in realistischen Novellen die Probleme des jüdischen Lebens (Chassidismus) in Osteuropa. In seinem Spätwerk trat diese Resignation immer mehr in den Hintergrund, zugunsten seiner symbolhaften Dramen, in denen die Mystik einen sehr großen Stellenwert hatte. Neben Mendele Moicher Sforim und Scholem Alejchem gehört Perez zu den Begründern der modernen jüdischen Literatur.
[Bearbeiten] Werke
- Chassidische Geschichten (1917)
- Der Golem (1890)
- In der Postkutsche (1919)
- Meine Erinnerungen (1928)
- Zorn einer Frau (1919)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Itzhok Lejb Perez im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie und Bild
Personendaten | |
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NAME | Perez, Itzhok Lejb |
ALTERNATIVNAMEN | Perec, Icchok Leib; Perez, Isaak Leib |
KURZBESCHREIBUNG | jiddischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1851 |
GEBURTSORT | Zamość |
STERBEDATUM | 3. April 1915 |
STERBEORT | Warschau |