Helene-Lange-Schule (Wiesbaden)
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Die Helene-Lange-Schule ist eine Integrierte Gesamtschule in Wiesbaden und eine von 18 UNESCO-Projektschulen in Hessen.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Helene-Lange-Schule wurde 1847 als eine „Höhere Töchterschule“ am Luisenplatz in Wiesbaden gegründet. Aufgrund von Kriegsschäden am Gebäude zog sie 1955 in ein neues Schulgebäude am Langenbeckplatz um und erhielt nach der Frauenrechtlerin Helene Lange den Namen Helene-Lange-Schule. Zu dieser Zeit war die Schule ein reines Mädchengymnasium.
Dies änderte sich 1971, als zum ersten Mal auch Jungen zugelassen wurden. Drei Jahre später wurden die Klassen 11 bis 13 in eine eigenständige gymnasiale Oberstufe umgewandelt, die heutige Martin-Niemöller-Schule. Die beiden Schulen sind bis heute eng miteinander verbunden.
1986 wurde die Helene-Lange-Schule unter der Leitung von Enja Riegel in eine integrierte Gesamtschule mit reformpädagogischem Profil umgewandelt. Bereits 1987 wurde sie als UNESCO-Projektschule aufgenommen.
2003 verließ die langjährige Schulleiterin Enja Riegel die Schule und ging in Pension. Neue Schulleiterin wurde Dr. Ingrid Ahlring. Voraussichtlich im Jahr 2007 erscheint eine Dokumentation von Reinhard Kahl über die Schule und ihr Erfolgskonzept auf DVD.
[Bearbeiten] Besonderheiten
Nachdem Enja Riegel 1986 Schulleiterin wurde, machte sie es sich zur Aufgabe, die Helene-Lange-Schule komplett umzustellen. Sie reduzierte die Klassenstärken auf 25 Schüler, die Jahrgänge auf vier Klassen. Einige der dadurch ungenutzten Klassenräume riss sie mit Unterstützung des Kollegiums ab, um große Aufenthaltszonen zu schaffen, in denen die Schüler freie Arbeiten selbständig durchführen konnten. Die Schule sollte ausdrücklich ein „Lebensraum“ für Schüler und Lehrer werden. In Projektwochen nach der Einschulung richten sich neue Klassenverbände selber ein, gestalten zum Beispiel Tische und Stühle selber. Auf Selbständigkeit wird an der Helene-Lange-Schule sehr großer Wert gelegt.
Aber auch die traditionelle Form des Frontalunterrichts wurde verändert. In jedem Schuljahr finden mehrwöchige Projekte statt, die dann, eng verzahnt mit dem konventionellen Fachunterricht, fächerübergreifend über eine bestimmte Zeit durchgeführt werden. Sie sollen ein ganzheitliches Verstehen fördern und enden in der Regel mit einer Präsentation. Darüber hinaus prägen Feste, Feiern, Schultheater, Veranstaltungen vor der Schulöffentlichkeit, aber auch gemeinsame Reisen und Projekte das Schulleben.
Einen besonderen Schwerpunkt der Schule bildet das Theaterspielen. Die Helene-Lange-Schule hat eine eigene Theaterwerkstatt, in der projektweise ganze Klassen Stücke einstudieren und aufführen, teilweise unter der Betreuung eines professionellen Regisseurs.
Seit 1988 engagiert sich die Schule im Rahmen ihrer UNESCO-Arbeit für ein Entwicklungshilfeprojekt in Nepal.
[Bearbeiten] Schulische Erfolge
Am 13. November 2002 präsentierte das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung der Presse die Ergebnisse der PISA-Studie. Von vielen Zeitungen wurde die Helene-Lange-Schule daraufhin zum PISA-Sieger erklärt. Das Max-Planck-Institut war nicht mit dieser Darstellung einverstanden: [1]. Die Helene-Lange-Schule nahm an der PISA-Studie nur mit einer kleinen Stichprobe teil[2], es können deswegen keine repräsentativen Ergebnisse erwartet werden. Die erhobenen Daten waren deswegen ausschließlich für den internen Gebrauch innerhalb der Schule bestimmt. Auf diese Tatsache wurden die Schulen in einem Begleitschreiben aufmerksam gemacht. Trotzdem gelangten die Ergebnisse an die Öffentlichkeit[3]. Nach Angaben des deutschen Lehrerverbandes lag der berichtete (nicht repräsentative) Wert auch nicht an der Spitze der Testleistungen von Schulen. Im Vergleich mit süddeutschen Gymnasialergebnissen rangiert der HLS-Wert vielmehr im hinteren Drittel der Testleistungen.[4] Wie bereits erwähnt ist es unter anderem aufgrund der kleinen Stichprobe und auch aufgrund verschiedener Kontextfaktoren nicht möglich Schulen direkt miteinander zu vergleichen. Diese Hypothese, dass die Helene-Lange-Schule der "PISA-Sieger" sei wird von den Daten jedoch eindeutig nicht gestützt.
Im Dezember 2007 wurde die Schule einer der Preisträger des Deutschen Schulpreises.
[Bearbeiten] Kritik an der Schule
Die HLS hat das auf die SPD-Regierung zurückgehende Vorrecht, die Schulanfänger vier Wochen vor den Nachbarschulen aufzunehmen. Aus der Elternschaft wird berichtet, dass Schüler, die zur Hauptschule empfohlen wurden, benachteiligt werden. Die Schülerschaft der Schule setzt sich setzt sich zu 55 Prozent aus Gymnasialempfohlenen, zu 30 Prozent aus Realschulempfohlenen und zu 15 Prozent aus Hauptschulempfohlenen zusammen.[5] Auch berichtete der Bildungsforscher Frank-Olaf Radtke, dass die Schule Kinder mit Migrationshintergrund benachteilige. Sie versuche den Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in ihren Klassen möglichst gering zu halten. Die Schule verfolge eine "Creaming-Strategie", Frei übersetzt heißt das: Sie pickt sich die Rosinen heraus. Wenn die Plätze knapp sind, würden solche Schüler ausgewählt, mit denen man erwartet, in Konkurrenz zu den Gymnasien erfolgreich arbeiten zu können.[6]
[Bearbeiten] Reaktionen auf die Kritik
Die Schulleiterin hat sich zu der Kritik geäußert. Sie sagte sie achte jedes Jahr darauf, dass mindestens 10% der Schüler in den Eingangsklassen einen Migrationshintergrund hätten. Dies gelänge aber nur mit Mühe, da an der HLS einfach weniger Schüler mit Migrationshintergrund angemeldet würden.[7]
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Kritiker der Schule sind leider häufig unzureichend informiert. Im Jahre 2004 (CDU-Regierung im Land und der Stadt Wiesbaden) wurde die Entscheidung über das vorgezogene Aufnahmeverfahren vom Ministerium an den Schulträger übergeben, der es fortgeschrieben hat, um abgewiesenen Schülern die Möglichkeit zu geben, erneut mit Erstwunsch ins Haupt-Verteilungsverfahren einzusteigen. Hintergrund dieser Regelung sind frühere Erfahrungen, denen zufolge abgewiesene Schüler mit Erstwunsch "Helene-lange-Schule" im Hauptverfahren "durchgereicht" wurden. Das vereinbarte Verfahren dient der Chancengerechtigkeit der Schüler.
Wie auf der Homepage der Schule zu sehen ist, sind von 2002-2007 in regelmäßigen Abständen externe Evaluationen erfolgt, u.a. durch ministerielle Schulinspektion [8] und die Bertelsmann Stiftung (SEIS). Die Befragungen ergaben sowohl bei Schülern als auch bei Eltern eine außerordentlich hohe Zufriedenheit mit der Schule. Die Evaluationen sind in der Schule einsehbar und z.t. auf der Homepage veröffentlicht. Die Prozentzahlen der Schülerzusammensetzung variieren von Jahrgang zu Jahrgang, spiegeln jedoch im Schnitt einen "typischen" Schülerjahrgang der Stadt Wiesbaden.
[Bearbeiten] Literatur
- Enja Riegel: Schule kann gelingen! Wie unsere Kinder wirklich fürs Leben lernen. Die Helene-Lange-Schule Wiesbaden. Mitarbeit Armin Beber. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag , 2005, 255 S., ISBN 3-596-16168-1 (Fischer; 16168)
- Gerold Becker, Arnulf Kunze, Enja Riegel, Hajo Weber, Das Andere Lernen - Entwurf und Wirklichkeit, Bergmann&Helbig Verlag, Hamburg 1997
- Meine Schule, deine Schule, unsere Schule, Wiesbaden 2006.
- Olaf Köller, Ulrich Trautwein, Hrsg., Schulqualität und Schülerleistung, Juventa, Weinheim & München 2003.
eine ausführliche Publikationsliste findet sich unter www.helene-lange-schule.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Helene-Lange-Schule
- Die langjährige Schulleiterin Enja Riegel über das Abschneiden der HLS bei der PISA-Studie
- Enja Riegel im Interview mit tagesschau.de zu Integration durch Bildung
- Eine Schule, die gelingt − Enja Riegel und die Helene-Lange-Schule DVD-Dokumentation
[Bearbeiten] Referenzen
- ↑ Max-Planck-Institut für Bildungsforschung: Stellungnahme zur Meldung der dpa über die PISA-Ergebnisse der Laborschule Bielefeld und der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden vom 13. November 2002 zur Zeit auch online abrufbar
- ↑ Max-Planck-Institut für Bildungsforschung: Stellungnahme zur Meldung der dpa über die PISA-Ergebnisse der Laborschule Bielefeld und der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden vom 13. November 2002 zur Zeit auch online abrufbar
- ↑ Max-Planck-Institut für Bildungsforschung: Stellungnahme zur Meldung der dpa über die PISA-Ergebnisse der Laborschule Bielefeld und der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden vom 13. November 2002 zur Zeit auch online abrufbar
- ↑ Josef Kraus (10. Dezember 2002): Informationen und Anmerkungen zu den PISA-Ergebnissen der Laborschule Bielefeld und der Helene-Lange-Schule Wiesbaden. DEUTSCHER LEHRERVERBAND (DL) - AKTUELL zur Zeit auch online abrufbar
- ↑ Josef Kraus (10. Dezember 2002): Informationen und Anmerkungen zu den PISA-Ergebnissen der Laborschule Bielefeld und der Helene-Lange-Schule Wiesbaden. DEUTSCHER LEHRERVERBAND (DL) - AKTUELL zur Zeit (10.03.2008) auch online abrufbar
- ↑ Wiesbadener Kurier vom 21.08.2007: "Können nicht alle aufnehmen - Wissenschaftler wirft Gesamtschulen "institutionelle Diskriminierung" vor, zur Zeit (10.März.2008) auch online abrufbar
- ↑ Wiesbadener Kurier vom 21.08.2007: "Können nicht alle aufnehmen - Wissenschaftler wirft Gesamtschulen "institutionelle Diskriminierung" vor, zur Zeit (10.März.2008) auch online abrufbar
- ↑ http://helene-lange-schule.templ2.evision.net/fileadmin/downloads/Inspektionsbericht%202007.pdf
Koordinaten: 50° 4' 30" N, 8° 15' 25" O