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Hans Domizlaff – Wikipedia

Hans Domizlaff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hans Wilhelm Karl Gustav Domizlaff (* 9. Mai 1892 in Frankfurt am Main; † 5. September 1971 in Hamburg) war ein deutscher Graphiker, Werbepsychologe und Schriftsteller.

Domizlaff wirkte als Kunstmaler, Bühnenbildner, Schriftsteller, Werbeberater und Schöpfer bekannter Marken und Markenartikel in Leipzig, Berlin und Hamburg. Mit seinen Buchveröffentlichungen Typische Denkfehler der Reklamekritik (1929) und Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens. Ein Lehrbuch der Markentechnik (1. Auflage 1939, 2. von Hans Domizlaff überarbeitete und ergänzte Auflage 1951, 7. Auflage August 2005) wurde er zum Begründer der Markentechnik.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Hans Domizlaff macht sich in Leipzig schon während seiner Schulzeit, gefördert von Fedor Flinzer und unterstützt von Max Klinger, zunächst einen Namen als Kunstmaler. Er studiert von 1912 bis 1914 Malerei, Philosophie und Mathematik in Paris.

Zurück in Leipzig beginnt Domizlaff im September 1914 zunächst eine Ausbildung zum Flugzeugführer. Ein Absturz, den er schwerverletzt übersteht, verhindert, dass er als Flieger in den Ersten Weltkrieg zieht. Er nutzt die Zeit als Rekonvaleszent zum Studium an der Universität in Leipzig. Ab März 1916 bis zum Ende des Krieges ist er Soldat in Frankreich. Er wird dort zum Luftbild-Photographen ausgebildet.

Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnet er in Leipzig im Thomaskirchhof ein Atelier als Kunstmaler. Er entwirft u.a. Messekojen und Werbeplakate, in der Hauptsache aber Bühnenbilder am Städtischen Theater und am Leipziger Volkstheater. Als künstlerischer Berater der Druckerei und Packmittelhersteller Wezel & Naumann beginnt er sich mit dem noch jungen Gebiet der Reklame und ihren Wirkungsmitteln auseinanderzusetzen.

[Bearbeiten] Werbung

Im Frühjahr 1921 begegnet er den Erfurter Zigarettenfabrikanten Philipp F. Reemtsma und Hermann F. Reemtsma, für die er ab Mai 1921 als Schöpfer der bekannten Marken R6, Ernte 23, Senoussi, Gelbe Sorte und als Werbeberater arbeitet. Nachdem die Reemtsma Cigarettenfabriken ihren Firmensitz 1922 nach Hamburg verlegen, lässt sich Hans Domizlaff ab 1923 an der Elbchaussee nieder, wo er bis zu seinem Lebensende wohnt.

Durch seine erfolgreiche Arbeit für Reemtsma wird er zum Teilhaber und gehört zum Direktorium des Unternehmens. Ab 1934 berät Domizlaff Carl Friedrich von Siemens bei der organisatorischen Umgestaltung des Konzerns auf der Grundlage der Markentechnik. Er entwickelt ein Erscheinungsbild für das gesamte Unternehmen, der als der so genannte Siemens-Stil Vorbild für das Corporate Design vieler Unternehmen wird.

Ab 1938 leitet er die Hauptwerbeabteilung des Siemens-Konzerns. Als Produktgestalter kreiert er Radiogeräte, Telefonapparate und Staubsauger, betreut nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedene Labels der Deutschen Grammophon Gesellschaft (Polydor, Heliodor, Brunswick, Literarisches Archiv) und entwickelt 1946 zusammen mit Ernst von Siemens das Musikhistorische Institut der Deutschen Grammophon-Gesellschaft, das unter dem Label Archiv Produktion noch heute internationale Anerkennung findet.

[Bearbeiten] Propaganda-Theorie im 3. Reich

1932 veröffentlicht Domizlaff den Band Propagandamittel der Staatsidee, der aus dem Gedankenaustausch mit seinem Mentor Hermann Ullstein entstanden war. Mit diesem Buch will er sich bei Reichskanzler Heinrich Brüning als Werbeleiter des Deutschen Reichs empfehlen.

Mit der Flucht Brünings vor seinen nationalsozialistischen Verfolgern und der Emigration Ullsteins 1934 endet Domizlaffs aktives Engagement in der Politik.

Im November 1936 gab es nach Domizlaffs Aufzeichnungen eine Begegnung mit Goebbels, wobei dieser sich als Kenner von Domizlaffs Thesen ausgab.[1]

[Bearbeiten] Markentheorie

In dem Buch Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens - Ein Lehrbuch der Markentechnik, das im November 1939 erscheint, beschreibt Hans Domizlaff zum ersten Mal in der Fachliteratur die Entstehung eines Markenartikels. Am Beispiel einer bevorzugten Schokolade werden die einzelnen Maßnahmen eines Kaufmannes dargestellt, mit deren Hilfe die zunächst anonyme Stapelware zum Markenartikel wird. Domizlaff formuliert die 22 Gesetze der natürlichen Markenbildung. Neben seinem Segelbuch Dirk III wird das Lehrbuch der Markentechnik sein erfolgreichstes Buch. Es erscheint in bisher sieben Auflagen, zuletzt im August 2005 unter dem Patronat der G·E·M Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens e.V. in Berlin.

Ende 1940 zieht sich Domizlaff mehr und mehr auf seinen 1927 erworbenen Heidehof zurück und wird ab Mitte 1943 zum Vorsitzenden des Naturschutzparks Lüneburger Heide gewählt. 1941 beendet er zunächst die Zusammenarbeit mit Siemens. Mit Unterstützung des Gauleiters von Ost-Hannover Otto Telschow, der offizieller Schirmherr des Naturschutzparks wurde, gelang ihm gegen Ansprüche der Wehrmacht der Erhalt von Struktur und Ausdehnung des Parks.

Unmittelbar nach Kriegsende wird er von den englischen Militärbehörden mehrfach verhört und für ein halbes Jahr interniert. Sein Besitz in Hamburg und Egestorf wird beschlagnahmt und erst 1947 wieder freigegeben. Nach und nach nimmt er die Arbeit für Siemens und Reemtsma wieder auf.

1954 richtet er in Hamburg an der Elbchaussee das Institut für Markentechnik ein, das bis zu seinem Tod 1971 besteht. Er veröffentlicht das Brevier für Könige (1950), seine Autobiographie Nachdenkliche Wanderschaft (1950) und gibt das Lehrbuch der Markentechnik Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens (1951) als überarbeitete und ergänzte Auflage neu heraus.

Bis zur Mitte der 1960er Jahre ist Domizlaff für Reemtsma, Siemens und die Deutsche Grammophon als Berater tätig, danach zieht er sich aus der aktiven wirtschaftlichen Beratertätigkeit zurück. Für die Deutsche Grammophon betreut er verschiedene, teilweise von ihm geschaffene Labels mit unterschiedlichen Musikprogrammen. Seine letzte große Markenschöpfung entwickelt er für die in Traben-Trarbach ansässige Weinkellerei Langguth Erben. Es handelt sich dabei um einen Markenrotwein mit dem Namen Medinet, der in einer von Domizlaff geschaffenen Flaschenform, einer Amphore, abgefüllt wird. Er gehört heute zu den größten Weinmarken in Deutschland.

[Bearbeiten] Weitere Arbeiten

1957 erscheint unter dem Titel Die Seele des Staates. Ein Regelbuch der Elite ein heftig kritisierter Privatdruck, in dem Domizlaff rassistische Ansichten vertritt. Er schreibt darin unter anderem von einer „unzweifelhaft edleren, höher gezüchteten und kulturtragenden weißen Rasse“, der er „entfesselte primitive Neger“ gegenüberstellt. Domizlaff zieht das Buch zurück und überarbeitet es grundlegend. Zu einer Veröffentlichung kommt es nicht mehr. [2]

1966 trifft er mit Paul W. Meyer zusammen. Bis zu seinem Tode verbindet beide ein reger Briefwechsel. 1967, zum 75. Geburtstag von Domizlaff erscheint der von Meyer herausgegebene Band Begegnungen mit Hans Domizlaff. [3]

Bis zu seinem Lebensende widmet sich Domizlaff der Situation der evangelischen Kirche in Deutschland. Mit dem Hamburger Pastor Helmut Thielicke verbindet ihn das Bemühen, der zunehmenden Zahl von Kirchenaustritten entgegenzuwirken. Seine letzte Buchveröffentlichung von 1970 trägt den Titel Religiöse Phänomene. Meditationen über unbewußte Bindungen. Er stirbt am 5. September 1971 nach wochenlanger, schwerer Krankheit in Hamburg. Das Begräbnis findet in Egestorf statt.

[Bearbeiten] Organisationen

Am 16. Juni 2006 wurde der Verein Hans-Domizlaff-Archiv e.V. in Hamburg gegründet. Sein Zweck ist die fortlaufende Dokumentation der Geschichte und der weiteren Entwicklung der Markentechnik, wie sie von Hans Domizlaff mit Beginn seiner Tätigkeit für die Markenartikelindustrie 1921 begründet wurde. Damit einher geht die biographische Forschung zu Hans Domizlaff, der ideengeschichtlichen Herleitung sowie der Wirkungsgeschichte der Markentechnik.

[Bearbeiten] Schriften

  • Hans Domizlaff: Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens. Ein Lehrbuch der Markentechnik, 7. Auflage, Hamburg, August 2005. 352 Seiten. ISBN 3-922938-40-X

[Bearbeiten] Literatur

  • Alexander Deichsel: "Und alles ordnet die Gestalt - Hans Domizlaff, Gedanken und Gleichnisse", Zürich, Kriterion Verlag, 1992
  • Dirk Schindelbeck: Stilgedanken zur Macht. In: Dirk Schindelbeck u.a.: "Ins Gehirn der Masse kriechen!". Werbung und Mentalitätsgeschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, S. 45-73, ISBN 3-534-12675-0
  • Peter Sumerauer: Hans Domizlaff und der Ursprung der Markentechnik. In: Jahrbuch Markentechnik 1995. Deutscher Fachverlag, Frankfurt 1995, S. 77-93, ISBN 3-87150-458-0
  • Fedor Bochow: Domizlaff, Hans Wilhelm. In: Sächsische Biografie, herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearbeitet von Martina Schattkowsky, Online-Ausgabe
  • G·E·M Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens e.V., Berlin (Hrsg.): 25 Jahre Domizlaffs »Markentechnik« wieder auf dem Markt, Sonderheft zum Magazin MARKENARTIKEL, Heft 6/2007.

[Bearbeiten] Quellennachweise

  1. siehe auch Hans Domizlaff: Nachdenkliche Wanderschaft - Autobiographische Fragmente, Zürich 1992 (zuerst veröffentlicht 1950), S. 565f. und der spiegel: Die Marke Hitler, s.60ff, 7/2005
  2. Forschungserbebnisse des Hans-Domizlaff-Archives, Frankfurt am Main. Siehe dazu auch: Willi Bongard: Männer machen Märkte. Mythos und Wirklichkeit der Werbung, 1964, S. 244.
  3. aus: HORIZONT, Nr. 42, 16. Oktober 1992, S. 73.

[Bearbeiten] Weblinks

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