Gründungsmythos
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Ein Gründungsmythos ist ein Mythos, der einer gesellschaftlichen, politischen oder religiösen Gruppe ein Gefühl der Einheit und der Gemeinsamkeit vermitteln soll. Dabei werden nicht selten als typisch angesehene Eigenschaften der Gruppenmitglieder in den Anfangsmythos hinein projiziert.
Gründungsmythen nahmen eine hervorragende Stellen in der griechischen Mythologie ein. "Antike griechische Rituale verbanden sich mit der Bevölkerung und somit mit jeweils spezifischen Orten" beobachtete Walter Burkert, d.h. die einmal errichteten Heiligtümer und Altäre blieben für alle Zeiten heilige Orte. Daher etablierten die griechischen Gründungsmythen eine spezielle Beziehung zwischen der Gottheit und der lokalen Bevölkerung. Diese leitete ihre Wurzeln von einem Helden her und sah ihre überkommenen Rechtsansprüche durch den Gründungsmythos legitimiert. Die griechischen Gründungsmythen verkörperten oftmals die Rechtfertigung für das Weiterbestehen eines älteren Gesellschafts- und Wertesystems.
Der römische Gründungsmythos lässt die Gründer Roms von einer Wölfin (Symbol der wilden Kraft) gesäugt sein und Romulus seine Stadt sofort mit aller Kraft verteidigen. Ein weiteres Beispiel stellt Vergils Aeneis dar. 1776 analysierte David McCullough eingehend die Entwicklung eines modernen Gründungsmythos.
Der Mythos des israelischen Stämmebundes wird vom Auszug aus Ägypten hergeleitet.
Der Zen-Buddhismus kennt eine Geschichte, wonach Buddha vor seinem Tod vor seinen Anhängern schweigend eine Lotusblume in der Hand gedreht habe. Da niemand außer Mahakasyapa darin einen Sinn gesehen habe, sei so dieser als Nachfolger bestimmt worden. Ein Mythos, der das Unbegreifliche von Anfang an in das Zentrum stellt.
Der Gründungsmythos der USA, dass der Einzelne wie die Gruppe gegen alle Widrigkeiten ihr Glück machen und Recht und Ordnung schaffen können (American Dream), ist im Western gestaltet.
[Bearbeiten] Literatur
- Deutsche Gründungsmythen. Hg. v. Matteo Galli/Heinz-Peter Preusser. Redaktion: Udo Franke Penski. Heidelberg: Winter 2008 (Jb. Litertur und Politik 2). ISBN 978-3-8253-5416-9