Gebundenes System
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das gebundene System ist ein Begriff aus der Architekturgeschichte. Er bezeichnet eine typische Raumgliederung einer Basilika, die besonders in Deutschland ein charakteristisches Merkmal des romanischen Kirchenbau wurde.
In den Kirchen des frühen Mittelalters erschienen Mittel- und Seitenschiff als parallele Räume. Die Schiffe waren durch massive, regelmäßige Pfeiler-Arkaden getrennt. Das Hauptschiff hatte eine Flachdecke, ein Tonnen- oder Gurtgewölbe. In der Gliederung entsprach ein Joch des Hauptschiffs einem Joch der Seitenschiffe. So herrschte ein linearer Raumeindruck vor.
Das Gebundene System erzeugt eine engere Raumbeziehung zwischen den Schiffen, eine Querbindung. Durch die Entwicklung des Kreuzgewölbes wurde ein Stützenwechsel zwischen dickeren und dünneren Pfeilern möglich. An den vier Ecken eines Joches im Hauptschiff bilden vier kräftige Pfeiler ein Quadrat im Grundriss. An dieses Quadrat schließen sich in den Seitenschiffen jeweils zwei Quadrate mit halber Kantenlänge, die je einem Joch entsprechen an. Die Zwischenpfeiler wurden in der Regel leichter ausgeführt, so daß eine rhythmische Gliederung entsteht.
Im Grundriss des Speyerer Doms ist das gebundene System ablesbar: ein Joch im Hauptschiff entspricht zwei Jochen in den Seitenschiffen, der Stützenwechsel ist erkennbar. Ein weiteres Beispiel ist im Wormser Dom zu finden. Als ältestes Beispiel einer durchgehend im Gebundenen System errichteten Kirche gilt die Michaelskirche in Hildesheim.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- dtv-Atlas Baukunst. Band 2. 13. Auflage. dtv, München 2005, ISBN 3-423-03021-6.