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Gaißach – Wikipedia

Gaißach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Gaißach
Markierung
Deutschlandkarte, Position von Gaißach hervorgehoben
Koordinaten: 47° 45′ N, 11° 35′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Bad Tölz-Wolfratshausen
Höhe: 735 m ü. NN
Fläche: 38,55 km²
Einwohner: 3003 (31. Dez. 2006)
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner je km²
Postleitzahl: 83674
Vorwahlen: 08041 und 08042
Kfz-Kennzeichen: TÖL
Gemeindeschlüssel: 09 1 73 124
Adresse der Gemeindeverwaltung: Rathaus
Bahnhofstraße 8
83674 Gaißach
Webpräsenz:
Bürgermeister: Nikolaus Trischberger

Gaißach ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Isarwinkel und liegt nahe der Stadt Bad Tölz.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Das weitverstreute Gemeindegebiet liegt auf einer Höhe von 660 bis 740 Metern über NN. Die Gemeinde besteht aus den größeren Dörfern Gaißach (-Dorf), Mühl, Obergries und Untergries, sowie vielen weiteren kleineren Dörfern und Weilern, wie Grundern, Kellern, Lehen, Lexen, Lus, Moosen, Oberreut, Obersteinbach, Pfistern, Puchen, Rain, Reuth, Schalchern, Taxern, Untermberg, Unterreut, Untersteinbach, Wetzl und Wiedmoos. Gaißach liegt rund 2 km südöstlich von Bad Tölz, am Fuße des Hausberges Rechelkopf (1.330 m), wobei Gaißach-Dorf auf einer Anhöhe über allen anderen Ortsteilen thront. Die größte Erhebung ist mit 1.562 Metern im Südosten der Gemeinde der Fockenstein. Nach Süden hat man einen herrlichen Blick auf die bayerischen und Tiroler Kalkalpen und das Karwendelgebirge.

[Bearbeiten] Geschichte

Eine Besiedelung des Gebietes ist aufgrund von Ausgrabungen von Hügelgräbern und den darin gefundenen Fundstücken bis in das 2. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Die erste urkundliche Erwähnung findet Gaißach im Jahre 817 als Kaizahu. Aus Kaizahu über Keizan, Kazzah, Gaizah entwickelte sich im Laufe der Zeit der heutige Ortsname. Die Kaizahu sollen ein frühes Herrengeschlecht der Urhofmark Gaißach gewesen sein. Das Gebiet des heutigen Gaißach wurde bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gerodet und systematisch besiedelt. Mit beschränktem Nutzungsrecht ließen sich hier zunächst Bauern und Handwerker nieder.

Kirche St. Michael
Kirche St. Michael

Um 1300 war der Isarwinkel komplett besiedelt und die Ortschaften und Fluren weisen ihre Züge auf, wie sie sich bis heute erhalten haben. Im 16. Jahrhundert gab es in Gaißach bereits 125 Höfe, die im Besitz von etwa 10 Grundherren waren, sowie 12 freie Bauern. Wie der gesamte Isarwinkel, hatte auch Gaißach unter dem Dreißigjährigen Kriege zu leiden und fast die gesamte Bevölkerung wurde von der Pest dahin gerafft. Zuvor halfen die Gaißacher noch den Tölzern, Tölz gegen die Schweden zu verteidigen.

Während des Österreichischen Erbfolgekrieges fällt 1742 Oberst Trenk mit seinen plündernden und raubenden Panduren in den Isarwinkel ein. Weil ein Gaißacher einen seiner Generäle ermordet haben soll, lässt Trenk am 22. Mai 1742 28 Anwesen in Gaißach niederbrennen und 10 Unschuldige töten. Durch einen Zusammenschluss von Isarwinkler Bauern werden die Panduren später wieder vertrieben. Gleichsam als Mahnmal existiert seit dem die "Kapelle zum abgebrannten Kreuz" im Ortsteil Puchen.

1818 wurde Gaißach im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern eine selbstständige politische Gemeinde. Als 1924 die Eisenbahnstrecke von Bad Tölz nach Lenggries ausgebaut wird, erhält nun auch Gaißach seinen Anschluss an das Schienennetz. Bei der Gemeindegebietsreform 1976 blieb Gaißach auf eigenen Wunsch eine selbstständige Gemeinde.

[Bearbeiten] Wappen

Das heutige Wappen der Gemeinde Gaißach gibt es erst seit 1959. Es wurde vom Tölzer Architekten Ernst Rössner entworfen. Es stellt ein Schild dar, das auf grünem Grund einen schrägen silbernen Wellenbalken zeigt, auf dem quer ein goldenes Flammenschwert liegt. Der grüne Grund stellt die Wald- und Wiesenlandschaft von Gaißach dar, der Wellenbalken verweist auf den namens gebenden Bach Gaißach und das Flammenschwert ist das Symbol des Heiligen Michael, dem Schutzpatron der Pfarrkirche und der Pfarrgemeinde Gaißach.

Blick von Gaißach nach Süden
Blick von Gaißach nach Süden

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

In Gaißach steht die im Kern spätgotische katholische Pfarrkirche St. Michael, die, nachdem 1624 der obere Turmabschnitt einstürzte, 1649 in der bis heute bestehenden barocken Form mit der Kuppelhaube errichtet wurde. 1735 folgte ein Umbau dieser Kirche und um 1761 entstanden die prächtigen Fresken vom Maler Christoph Anton Mayr. Der Altar stammt aus dem Jahr 1910, das Tabernakel von 1736 und der Großteil der Ausstattung aus dem mittleren 18. Jahrhundert.

Bauernhäuser in Obergries
Bauernhäuser in Obergries

Das nahe der Kirche liegende Pfarrhaus stammt auch bereits aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In diesem Pfarrhaus ist eine wunderbare und sehr große Weihnachtskrippe im orientalischen Stil zu sehen. Neben dem Friedhof direkt an der Kirche, besitzt Gaißach einen größeren Friedhof an Nordrand des Dorfes. Nachdem sich die Gaißacher 1550 weigerten weiterhin die Toten aus Lenggries hier zu bestatten, wie sie es jahrhundertelang hatten tun müssen, schufen sich die Gaißacher hier einen eigenen Friedhof.

Wie alle Dörfer des Isarwinkels, ist auch Gaißach reich an alten Bauern- und Handwerkerhäuser. Diese, die es in allen der zahlreichen Ortsteile zu finden gibt, stammen meist aus dem 17. und 18. Jahrhundert, ebenso wie die zahlreichen kleinen Kapellen, die es zu finden gibt. 1998 wurde gegenüber der Kirche das Kriegerdenkmal errichtet, das zu Ehren der Gefallenen des Deutsch-Französischen-Krieges und der beiden Weltkriege erstellt wurde.

Pfarrhaus
Pfarrhaus

Nordöstlich von Gaißach liegt das Koronafeld, ein großes, denkmalgeschütztes vorgeschichtliches Hügelgräberfeld. Geschütztes Naturdenkmal ist auch die Heckenlandschaft, lange, durchgehende, auch Traten genannte Hecken aus hohen Sträuchern und Bäumen, die einst zur Abgrenzung der Weidegebiete errichtet wurden, die südlich bis Lenggries reichen. Schön zu überblicken ist diese Landschaft vom Sonntraten aus, einer Anhöhe (1.096 m) auf dem Weg zum Rechelkopf.

An Der Nordgrenze von Gaißach steht ein kleines steinernes Pestkreuz. Dieses wurde dort nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgestellt. Damals wollten, als die Pest in der Gegend wütete, Tölzer zu Gaißacher St. Michael-Kirche pilgern (Bittgang). Allerdings wurden diese auf halbem Weg von wütenden Gaißachern, die eine Ansteckung fürchteten, mit Mistgabeln und Dreschflegeln zurück getrieben. Ironie des Schicksals: Tölz traf die Pest nicht so hart wie Gaißach, das fast komplett entvölkert wurde. Jedoch errichteten die Gaißacher später, zur Sühne für ihre Herzenshärte, dieses Kreuz.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Gaißach ist bis heute eine Gemeinde geblieben, in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft fest verankert sind. Dennoch nimmt auch der Fremdenverkehr längst einen hohen Stellenwert ein, weshalb es in der Hinsicht zahlreiche Angebote, Unterkünfte und Wirtshäuser gibt.

[Bearbeiten] Verkehr

[Bearbeiten] Öffentliche Einrichtungen

[Bearbeiten] Staatliche Einrichtungen

  • Fachklinik Gaißach, eine Kurklinik und Zentrum für chronische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

[Bearbeiten] Bildungseinrichtungen

  • Volksschule Gaißach (Grund- und Hauptschule)
  • Kindergarten St. Michael
Blick auf die Gaißacher Flur
Blick auf die Gaißacher Flur

[Bearbeiten] Ämter

  • Rathaus und Gemeindeverwaltung
  • kath. und evang. Pfarramt
  • Katholisches Pfarramt St. Michael

[Bearbeiten] Freizeit- und Sportanlagen

  • Skilift und Skiabfahrten
  • Sportplatz in Obergries (des SC Gaißach) mit Fußballplatz, Asphaltbahn für Stockschützen, Natureisstadion
  • Schießstätte und Kegelbahn

[Bearbeiten] Veranstaltungen und Feste

  • Maibaum-Aufstellen
  • große Faschingsfeste (Grausamball, Strohschießen, Schnabler-/Verdrussball, Eisclubball)
  • Fronleichnamsprozession
  • jährliches Volksfest mit Bierzelt
  • Kirchenpatrozinium (29. September)
  • „Hinternationales Schnablerrennen“. Ein in der Faschingszeit, bei ausreichendem Schnee, stattfindendes Gaudirennen mit großen Hornschlitten, die, nahe dem Ortsteil Lehen, den Rechelkopf durch den Wald hinunterfahren und beim letzten Stück auf dem offenen Hang mit dem Schlitten über eine Sprungschanze ins Ziel springen (wobei es dabei meist kracht). Die verkleideten Fahrer (teils auch Schlitten) sollen das Rennen möglichst schnell, originell und spektakulär fahren. Dabei müssen die Piloten der Schlitten Einheimische sein, Auswärtige sind nur als Beifahrer erlaubt (nur 2 Fahrer). Dieses Rennen ist ein wahrer Publikumsmagnet und machte Gaißach landesweit bekannt. In seiner heutigen Form findet das Schnablerrennen seit der Nachkriegszeit statt.

[Bearbeiten] Weblinks


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