Eigenverantwortung
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Als Eigenverantwortung (auch Selbstverantwortung) bezeichnet man die Fähigkeit und die Bereitschaft, für das eigene Handeln, Reden und Unterlassen Verantwortung zu tragen. Das bedeutet, dass man für sich selbst sorgt und dass man für die eigenen Taten einsteht und die Konsequenzen dafür trägt, wie es in der Redewendung „sein Schicksal in die eigene Hand nehmen“ zum Ausdruck kommt.
Das Prinzip der Eigenverantwortung basiert auf dem liberalen Ideal eines mündigen, selbstbestimmten Menschen, wie er z. B. von John Stuart Mill als „aktiver Staatsbürger“ beschrieben wurde. Aus diesem Prinzip folgt keine Ablehnung Verantwortung für Andere zu übernehmen (→Solidarität). Sozialpolitik soll sich jedoch entsprechend des Subsidiaritätsprinzips im Wesentlichen auf Hilfe zur Selbsthilfe beziehen und Anreize zum möglichst selbstständigen Handeln aller Individuen nicht verhindern.
In der Diskussion um die Grenzen des Sozialstaats wurde der Begriff Eigenverantwortung im 20. Jahrhundert zum politischen Schlagwort. So schreibt Ludwig Erhard 1957:
- „Wo aber sollen wir hinkommen und wie wollen wir den Fortschritt aufrechterhalten, wenn wir uns immer mehr in eine Form des Zusammenlebens von Menschen begeben, in der niemand mehr die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen bereit ist und jedermann Sicherheit im Kollektiv gewinnen möchte. Ich habe diese Flucht vor der Eigenverantwortung drastisch genug gekennzeichnet, wenn ich sagte, daß, falls diese Sucht weiter um sich greift, wir in eine gesellschaftliche Ordnung schlittern, in der jeder die Hand in der Tasche des anderen hat.“ [1]
Erhard sieht „private Initiative, Selbstvorsorge und Eigenverantwortung“ als Voraussetzung für eine marktwirtschaftliche Ordnung [2], welche wiederum der Schlüssel für Wohlstand und Wachstum sei.
Im Zuge der Debatte um die Reformen in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird von Kritikern dieser Reformen unterstellt, dass der Begriff Eigenverantwortung dazu benutzt würde, um Sozialabbau zu rechtfertigen. Einem Ansatz von Pierre Bourdieu folgend, würden Menschen aber durch eine Individualisierung im Sinne einer solchen Interpretation von Selbstverantwortung an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Ludwig Erhard: Wohlstand für Alle, Econ Verlag Düsseldorf/Wien (1957) S. 248
- ↑ Wohlstand für Alle S. 247