Dresdner Kapellknaben
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Dresdner Kapellknaben | |
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http://www.kapellknaben.de | |
Sitz: | Dresden / Deutschland |
Träger: | Bistum Dresden-Meißen |
Gründung: | 1548 |
Gattung: | Knabenchor |
Gründer: | Moritz von Sachsen |
Leiter/-in: | Matthias Liebich |
Stimmen: | 100 (SATB) |
Die Dresdner Kapellknaben sind ein Knabenchor. Im Mittelpunkt der Arbeit der Kapellknaben steht die allwöchentliche musikalische Gestaltung des Hochamtes in der Dresdner Hofkirche, der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 16./17. Jahrhundert
Die Wurzeln des Chores liegen im Jahr 1548. Damals erließ Kurfürst Moritz von Sachsen eine "Cantoreiordnung" und errichtete damit für den Hofgottesdienst eine Hofkantorei. Aus dieser gingen später die Hofkapelle (heute Sächsische Staatskapelle) und die Kapellknaben hervor.
Mit der Gründung und Leitung der Kurfürstlichen Hofkapelle wurde Johann Walter, der "evangelische Urkantor", beauftragt. Ihm folgte Mattheus Le Maistre, der um 1555 über 18 Sänger vom Alt bis zum Baß und 13 Kapellknaben sowie 3 Organisten und 1 Bälgetreter verfügte. Die Kantorei bestand damals ausschließlich aus männlichen Sängern, da Frauen in der Kirche "zu schweigen" hatten (vgl. 1 Kor 14,34).
Als 1615 Heinrich Schütz Kurfürstlicher Hofkapellmeister wurde, galt die Hofkapelle als führendes deutsches Ensemble. Schütz, der bis zu seinem Tode 1672 Kapellmeister blieb, verhalf der Hofkapelle auch zu europäischem Renommee.
[Bearbeiten] 18./19. Jahrhundert
Einen Wendepunkt in der Geschichte der Hofkapelle und der Kapellknaben stellt das Jahr 1697 dar: Der sächsische Kurfürst Friedrich August (August der Starke) konvertierte, um König von Polen werden zu können, zum katholischen Glauben; Sachsen hingegen blieb protestantisch. Augusts Hofstaat in Dresden umfasste somit sowohl Katholiken als auch Protestanten, die jeweils Anspruch auf höfische Gottesdienste in ihrer Konfession erhoben. Infolgedessen wurde eine Umorganisation der Hofkapelle, d.h. eine Aufteilung in eine protestantische und eine katholische Gruppe, nötig.
Für den katholischen Hofgottesdienst wurden in Böhmen Sängerknaben angeworben, die zum Ursprung der katholischen Kapellknaben wurden. Die Kapellknaben bezogen ein von Jesuiten geführtes Institut; der erste Instruktor dieses Institutes war Jan Dismas Zelenka, der 1710 als Kontrabassist aus Böhmen an den Dresdner Hof gekommen war und zunehmend Verantwortung für die Kirchenmusik übertragen bekam.
Die Hofkapellknaben, die bis ins 20. Jahrhundert hinein tatsächlich nur aus Knabenstimmen bestanden, waren allein nur sehr eingeschränkt in der Lage, mehrstimmige Werke aufzuführen. Ihr gewöhnlicher Dienst in den Hofgottesdiensten bestand daher im Wesentlichen aus Gregorianischen Chorälen; gleichwohl wirkten sie neben Sängern und Orchester der Hofkapelle auch bei Aufführungen größerer Kirchenmusik mit. Dabei wurden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein nur Werke aufgeführt, die für den Dresdner Hof komponiert worden waren, unter anderem von Johann Adolf Hasse, Johann Gottlieb Naumann oder Carl Maria von Weber. Erst nach 1880 fanden durch die Bemühungen des Kapellmeisters Franz Wüllner auch Werke von anderen Meistern wie Mozart, Haydn und Beethoven Aufnahme in das Repertoire.
[Bearbeiten] 20. Jahrhundert
Als 1918 der sächsische König abdankte, wurden die Hofkapellknaben zu den "Dresdner Kapellknaben" und die Hofkapelle zur Staatskapelle. Die traditionsreiche Kirchenmusikpflege an der Hofkirche konnte aber weitergeführt werden, da es dem Kapellmeister Karl Maria Pembaur gelang, die Staatskapelle sowie Solisten und Chorsänger des Staatsoper für kirchenmusikalische Dienste zu verpflichten. Bis 1937 reichte diese Zusammenarbeit; dann wurde sie von den Nationalsozialisten verboten. Die Leitung der Kapellknaben übernahm nun Joseph Wagner, der auch den Neuanfang nach Ende des 2. Weltkriegs einleitete.
Ein neuerlicher Wendepunkt ergab sich 1956, als die Kapellknaben das wiederaufgebaute Vincentiusstift beziehen konnten. Das Internat bot Platz für 50 Jungen, so dass erstmals der Chor auch um Männerstimmen erweitert werden konnte. Den Schwerpunkt des Wirkens bildete weiterhin der Dienst in der Hofkirche, nun allerdings mit einem stärkeren Gewicht auf mehrstimmiger Chorliteratur. Auch die Tradition, kirchenmusikalische Werke gemeinsam mit der Staatskapelle und den Opernsolisten aufzuführen, wurde wieder aufgenommen.
Unter der Leitung von Konrad Wagner etablierte sich der Chor trotz widriger Bedingungen in der DDR zu einem über die Grenzen Dresdens und Sachsens hinaus bekannten Ensemble. Seit 1961 wurden auch regelmäßig Konzertreisen unternommen, vor allem innerhalb der DDR, aber auch nach Österreich, Italien, Westdeutschland und Frankreich. Unumstrittener Höhepunkt ist dabei die Reise 1982 nach Rom mit Besuch bei Papst Johannes Paul II..
Nachdem 1990 die Reisebeschränkungen fielen, gastierten die Kapellknaben immer wieder in ganz Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern Europas. 1995 reiste der Chor zum 50-jährigen Jubiläum der Vereinten Nationen in die USA. Zuletzt besuchten die Kapellknaben im März 2006 Kuba. Die nächsten Kozertfahrten gehen 2008 nach Rom und 2009 nach Japan
Trotz der Konzertreisen steht für die mittlerweile 70 Sänger der Dienst in der Hofkirche im Mittelpunkt. Die Kapellknaben werden dabei seit 1997 von Domkapellmeister Matthias Liebich geleitet, der selbst einmal Kapellknabe war.
[Bearbeiten] Bekannte Kapellmeister und Chorleiter
Im Laufe der Geschichte waren zahlreiche bekannte Komponisten und Künstler eng mit den Dresdner Kapellknaben verbunden:
- Johann Walter (1548-1554)
- Mattheus Le Maistre (1555(?) - 1568)
- Antonio Scandello (1568 - 1580)
- Heinrich Schütz (Hofkapellmeister 1615 - 1672)
- Johann Adolph Hasse (Hofkapellmeister 1733 - 1763)
- Jan Dismas Zelenka (Hofkompositeur und Instruktor der Kapellknaben)
- Johann Sebastian Bach (Hofkompositeur)
- Johann Gottlieb Naumann (Hofkapellmeister 1776 - 1801)
- Carl Maria von Weber (Hofkapellmeister 1816 - 1826)
- Carl Gottlieb Reißiger (Hofkapellmeister 1826 - 1859)
- Richard Wagner (Hofkapellmeister 1843 - 1848)
- Franz Wüllner (Hofkapellmeister 1877 - 1882(?))
- Karl Maria Pembaur (Kapellmeister 1913 - 1939)
- Joseph Wagner (Chorinstruktor 1937(?) - 1955)
- Konrad Wagner (Chorinstruktor und Domkapellmeister 1955 - 1997)
- Matthias Liebich (Domkapellmeister seit 1997)