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Drei-Instanzen-Modell – Wikipedia

Drei-Instanzen-Modell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Freuds Drei-Instanzen-Modell
Freuds Drei-Instanzen-Modell

Das Drei-Instanzen-Modell (auch „Freudsches Strukturmodell der Psyche“ genannt) bezeichnet ein auf Sigmund Freud zurückgehendes Modell der menschlichen Psyche. Danach besteht die menschliche Seele aus drei Funktionen bzw. Instanzen: dem Ich, dem Es und dem Über-Ich. Freud arbeitete dieses Modell erstmals 1923 in seiner Schrift Das Ich und das Es aus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Das Es

Der Begriff „Es“ bezeichnet jene psychische Struktur, in der die Triebe (z. B. Nahrungstrieb, Sexualtrieb, Todestrieb), Bedürfnisse (z. B. Geltungsbedürfnis, Angenommenseinsbedürfnis) und Affekte (Neid, Hass, Vertrauen, Liebe) begründet werden. Das Es agiert nach dem Lustprinzip, das heißt es strebt nach unmittelbarer Befriedigung seines Strebens. Die Triebregungen des Es prägen und strukturieren das menschliche Handeln unbewusst, das heißt sie wirken, ohne dass dem Handelnden diese Wirkung immer explizit bewusst ist.

Das Es ist die psychisch zuerst entstandene, teilweise auch angeborene Instanz der Seele. Wenn ein Mensch geboren wird, scheint er psychisch nichts anderes zu sein als ein Triebbündel. Folgende angeborene Triebe (u. a.) lassen sich feststellen:

  • mit dem Mund etwas zu vereinnahmen, aufzunehmen, zu spüren, satt sein zu wollen, (orale Phase)
  • ein angenehmes Hautgefühl haben zu wollen (nicht frieren, trockengelegt sein zu wollen, Bedürfnis nach großflächigem Hautkontakt, Berührung).

Die Art und Weise, wie die Bedürfnisbefriedigung immer wieder erlebt wird, das Maß und die Art der Lust- und Unlusterfahrungen, bildet nach der Freudschen Triebtheorie die weiteren Bedürfnisse und Emotionen eines Menschen aus, seine „Triebstruktur“ bzw. seinen unbewussten Charakter. Vernachlässigung wie Überversorgung seitens der Umwelt prägen den Charakter des Kindes suboptimal. Je nachdem, wie die Mitwelt - vor allem die Mutter - auf die Triebäußerungen des Kindes eingeht, entstehen aus Triebimpulsen Gefühle und Bedürfnisse.

[Bearbeiten] Das Über-Ich

Der Begriff „Über-Ich“ bezeichnet jene psychische Struktur, in der soziale Normen, Werte, Moral und das Gewissen angesiedelt sind. Sie sind vor allem durch Erziehung erworben und spiegeln die von außen an das Kind herangetragenen, verinnerlichten Werte der Gesellschaft, insbesondere der Eltern wider. Erst durch die Herausbildung des Über-Ich erwirbt der Mensch die Fähigkeit, sich sozialgerecht zu verhalten und seine ursprünglichen Triebregungen eigenständig zu kontrollieren.

[Bearbeiten] Das Ich

Der Begriff des „Ich“ bezeichnet in Freuds Modell jene Instanz, die dem bewussten Denken des Alltags, dem Selbstbewusstsein entspricht. Das Ich vermittelt „zwischen den Ansprüchen des Es, des Über-Ich und der sozialen Umwelt mit dem Ziel, psychische und soziale Konflikte konstruktiv aufzulösen.“ (Rupert Lay: Vom Sinn des Lebens, S. 212). Der reife und psychisch gesunde Mensch setzt so an die Stelle des triebhaften Lustprinzips das Realitätsprinzip.

Zu den Elementen des Ichs zählt man in erster Linie die Bewusstseinsleistungen des Wahrnehmens, des Denkens und des Gedächtnisses. Zum Ich zählt man in weiterentwickelten psychoanalytischen Theorien auch das Ich-Gewissen (die vom Ich kritisch und selbstkritisch geprüften handlungsleitenden moralischen Prinzipien, Werte und moralischen Einzelnormen aus dem Über-Ich und aus den Ansprüchen der sozialen Umwelt) sowie die Vorstellungen über die eigene Person, das Selbstbild bzw. Selbst.

[Bearbeiten] Entstehung des Ichs

Nach den ersten Lebensmonaten erfährt ein Neugeborenes immer deutlicher, dass es von Dingen und anderen Menschen unterschieden ist. Es entwickelt ein erstes Bewusstsein von den eigenen Körpergrenzen und Selbstgefühlen. „In den folgenden vier Lebensjahren lernt ein Kind (vorsprachlich und deshalb auch unbewusst) die Fragen zu beantworten: 'Wer bin ich?' - 'Was kann ich?' und somit sein Selbstbewusstsein auch inhaltlich zu füllen.“ (Rupert Lay: Ethik für Wirtschaft und Politik, S. 68). Um das Es herum wird also eine Zone aufgebaut, die man als „frühes Ich“ bezeichnen kann. Dieses frühe Ich, das sich wie eine Hülle um das Es legt, wird somit von den frühen Körperrepräsentanzen und den frühen Selbstrepräsentanzen gebildet. Die frühen Körperrepräsentanzen sind die kindlich grundgelegten Bewusstseins- und Gefühlsinhalte über Körperbereiche. Zu den frühen Selbstrepräsentanzen zählen die kindlich grundgelegten Bewusstseins- und Gefühlsinhalte bezüglich der eigenen Person. Sie bestimmen den Sozialcharakter und all unsere später erworbenen Selbstvorstellungen (wer wir sind, was wir fürchten und erhoffen, was wir uns zutrauen...) auf unterschiedliche Weise mit.

Zum frühen Ich zählte Freud auch den sozialisationsgebildeten Charakter eines Menschen: die bewusstseinsfähigen Emotionen und Bedürfnisse, die in Art und Intensität aus den Grundtrieben des Es durch den Sozialisationsprozess geformt worden sind. Dabei bezeichnete Freud die sozialisationsgeformten Emotionen und Bedürfnisse als „Triebabkömmlinge des Es im Ich“. Das Es mit seinen angeborenen Triebimpulsen wird hier mit einem Baumstamm verglichen, aus dem das frühe Ich als Krone herauswächst. Deswegen nennt Freud diesen Teil des Ichs ein Produkt des Es: Er ist aus dem Material des Es (aus Grundtrieben) entwickelt worden.

[Bearbeiten] Verhältnis zu Freuds älterem Seelenmodell

Bei allen drei psychischen Instanzen gibt es Bewusstes, Unbewusstes und Vorbewusstes (Informationen und Erfahrungen, die im Moment unbewusst sind, jedoch durch Konzentration wieder in das Bewusste geholt werden können). Das Ich/Es/Über-Ich-Modell deckt sich also nicht mit Freuds früher entwickelten, ebenfalls dreigliedrigen Modell der Psyche, welches zwischen Bewusstem, Vorbewusstem und Unbewusstem unterscheidet.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur


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