Dilsberg
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Dilsberg
Stadt Neckargemünd
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Koordinaten: | 49° 24′ N, 8° 50′ OKoordinaten: 49° 23′ 57″ N, 8° 50′ 9″ O |
Einwohner: | 2126 (30. Juni 2004) |
Postleitzahl: | 69151 |
Vorwahl: | 06223 |
Dilsberg ist ein Ortsteil der Stadt Neckargemünd im baden-württembergischen Rhein-Neckar-Kreis und liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald malerisch auf einem Berg über dem Neckartal.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Dilsberg liegt weithin sichtbar über dem Neckartal auf einem Bergrücken in einer Flussschleife. Der Ort hat 2126 Einwohner (Stand 30. Juni 2004). Neben dem Hauptort besteht das Ortsgebiet aus den Ortsteilen Neuhof, Dilsbergerhof und Rainbach.
[Bearbeiten] Geschichte
Römerfunde auf Dilsberger Gemarkung lassen die Vermutung aufkommen, dass der Dilsberg früher als Signalstation für die Römer diente. Dies wird belegt durch Funde wie die einer Honorius-Goldmünze und Teilstücke eines Merkur-Reliefs. Seit 988 gehörte der Dilsberg als Teil des Wimpfener Bannforsts zum Bistum Worms. Mitte des 12. Jahrhunderts ließen die Wormser Bischöfe Teile des Berges roden und die Burg bauen. Die fertige Burg Dilsberg wird im Jahr 1208 zum ersten Mal erwähnt.
[Bearbeiten] Chronologie
Zeit | Ereignis |
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1150-1200 | Bau der Burg |
1208 | Erste urkundliche Erwähnung von „Dilighesberch“ als Wohnsitz des Grafen Boppo V. von Lauffen |
Um 1219 | Die Burg geht in den Besitz der Herren von Dürn über |
1253 | Dilsberg wird Grafschaft |
1262 | Der Graf von Dilsberg wird Burgmann des Heidelberger Hofes |
1288 | Rudolf von Habsburg kauft die Bergfeste, um seine Stellung gegenüber der Kupfalz zu stärken, in deren Abhängigkeit die Herren von Dürn geraten waren. |
1300 | Dilsberg fällt an die Kurpfalz |
1347 | Dilsberg wird zur Stadt erhoben |
1368 | Dilsberg wird „untrennbarer Bestandteil“ der Kurpfalz |
15. Jahrhundert | Dilsberg wird Sitz eines Kurpfälzischen Amtes als Verwaltungsbehörde für die umliegenden Dörfer |
1621 | Belagerung durch Tilly im Dreißigjährigen Krieg |
1622 | Kapitulation nach der Eroberung Heidelbergs |
1633 | Rückeroberung durch die Schweden |
1635 | Rückeroberung durch die Kaiserlichen |
1648 | Rückgabe an die Kurpfalz und Ausbau als Garnison |
1690 | Dilsberg übersteht die Eroberung durch die Truppen Ezéchiel de Mélacs im Pfälzischen Erbfolgekrieg |
1799 | Ein französisches Revolutionsheer wird durch die Insassen der Dilsberger Invalidenstation zurückgeschlagen |
1803 | Die Bergfeste Dilsberg fällt an Baden und dient als Staatsgefängnis sowie als Karzer für Studenten der Universität Heidelberg |
1826 | Die Burganlage wird zum Abbruch freigegeben |
Um 1895 | Teilweise Restaurierung der Burg |
1934 | Bau der Jugendherberge |
Um 1964 | Anschluss an die Wasserversorgung der Stadt Neckargemünd |
1967 | Sanierungsplan für den historischen Ortskern |
1973 | Eingemeindung nach Neckargemünd |
[Bearbeiten] Impressionen
Dilsberg von der Neckarsteinacher Hinterburg aus gesehn |
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Bergfeste
- Siehe auch den Hauptartikel Bergfeste Dilsberg
Die Bergfeste, auch als Festung oder Burg bezeichnet, überstand kriegerische Auseinandersetzungen unter anderem mit den Truppen Tillys, Mélacs und den französischen Revolutionsheeren unbeschadet. Dennoch ist sie heute eine Ruine, da die verarmte Bevölkerung am Anfang des 19. Jahrhunderts Steine zum Hausbau brauchte. Die Burg wurde deshalb im Jahr 1826 zum Abbruch freigegeben.
Die Burg ist in Vor- und Hauptburg untergliedert. Zur Vorburg gehörte die Invalidenkaserne (heute eine Gartenanlage), die Zehntscheuer, der Marstall mit dem Fruchtspeicher und das Kommandantenhaus. Im Hof der Hauptburg lag der Palas, von dem nur noch ein Kellergewölbe erhalten ist und ein sechseckiger Treppenturm. Die 16 Meter hohe Ringmauer umgab früher die ganze Hauptburg, bevor der östliche und südliche Teil abgerissen wurde.
Zur Burg gehören auch der alte Karzer der Universität Heidelberg, ein Burgbrunnen mit einer Tiefe von etwa 46 Metern sowie ein Burgstollen mit einer Gesamtlänge von 78 Meter.
[Bearbeiten] Katholische Kirche
Die Katholische Kirche Sankt Bartholomäus wurde etwa um das Jahr 1380 erbaut. Sie war dem Heiligen Oswald geweiht, der wie die Heilige Margarethe zu den vierzehn Nothelfern gehörte.
[Bearbeiten] Evangelische Kirche
Eine reformierte Gemeinde ist in Dilsberg schon seit dem Jahr 1566 nachweisbar. Sie florierte bis zum Dreißigjährigen Krieg, erholte sich aber nie mehr von den unruhigen Jahren und versank nach 1705 in Armut. Die heutige evangelische Kirche wurde von 1871 bis 1873 unter großem Einsatz der Kirchengemeinde gebaut, die zum größten Teil aus armen Kuhbauern bestand.
[Bearbeiten] Kultur
[Bearbeiten] Brauchtum und Überlieferung
[Bearbeiten] Dilsberger Nachtwächter
Nachdem es dem Dilsberger Gemeinderat erst im Jahr 1878 gestattet wurde, die Nachtwache aufzuheben, lebte der Brauch im Jahr 1923 wieder auf, indem die Nachtwächter das Neue Jahr „einläuten“. Nachdem der Nachtwächter zwölf Mal in das Horn geblasen hat, stimmen die Männer das folgende Lied an:
- Hört, Ihr Leut, und lasst Euch sagen:
- Unsre Glock’ hat Zwölf geschlagen.
- Das alte Jahr ist vergangen,
- das neue hat angefangen.
- Wir wünschen Euch allzugleichen,
- den Armen wie den Reichen,
- wir wünschen Euch allzumal
- ein glückseliges neues Jahr Lobet Gott, den Herrn.
[Bearbeiten] Die Bienen von Dilsberg
Der Erzählung zufolge war der Graf von Dilsberg auf Jagd und das wollten seine Feinde dazu nutzen, um die Burg zu erobern. Die wenigen Bauern, die zu Hause waren, konnten ihnen kaum Widerstand leisten. Da hatten sie einen Einfall und holten ihre Bienenkörbe. Dann stellten sie sich damit hinter der Stadtmauer auf. Als die Angreifer nahe genug herangekommen waren, schüttelten die Bauern die Bienenkörbe und ließen die gereizten Bienen auf die Angreifer los, womit der Angriff erfolgreich abgewehrt wurde. An diese Begebenheit erinnert heute noch das »Bienengärtlein« an der Stadtmauer.
[Bearbeiten] Die Rose vom Dilsberg
Die Rose vom Dilsberg erinnert an die Tochter des Grafen Heinrich von Düren, die ein trauriges Schicksal hatte, da zwei Ritter um ihre Hand anhielten, ein Landschad von Steinach und ein Ritter Wolf von Hirschhorn. Als sich herausstellte, dass sie dem Ritter Wolf zugetan war, schwor der abgewiesene Brautwerber Rache und erschlug Ritter Wolf auf dem Weg zum Dilsberg hinterrücks. Auf der Burg liefen schon die letzten Vorbereitungen zur Hochzeit und niemand getraute sich, der Braut das Verbrechen mitzuteilen. Als ein Diener der Braut die Tragödie mitteilte, stürzte sie sich von der Burgmauer. An der Stelle, an der man ihre Leiche fand, wächst seitdem ein großer Rosenstrauch mit weißen Rosen.
[Bearbeiten] Literatur
Mark Twain beschreibt in seinem Buch »Bummel durch Europa« auch eine Floßfahrt auf dem Neckar von Heilbronn nach Heidelberg, bei der er auch an Dilsberg vorbei kam:
- »Wir liefen zur rechten Zeit in den Hafen von Neckarsteinach ein, gingen ins Hotel und bestellten uns ein Forellenessen. Es sollte bei unserer Rückkehr von einem zweistündigen Ausflug zum Dorf und zur Feste Dilsberg jenseits des Flusses bereitstehen. Es war ein Weg von einer englischen Meile, und ich hatte durchaus nicht die Absicht, die ganzen zwei Stunden für diese kurze Strecke zu brauchen. Wir wollten die Hauptzeit für die Besichtigung des Ortes und der Feste verwenden. Als wir zurückkamen, tauchten wir unsere erhitzten Köpfe in das Becken des Stadtbrunnens, begaben uns in unser Hotel und aßen im Garten behaglich und gemächlich die Forellen. Uns zu Füßen strömte der schöne Neckar. Hinter ihm lugte phantastisch die Feste Dilsberg hervor.«
- Mark Twain: Ein Amerikaner in Heidelberg. 1878. 4. A. 1996. 208 S. ISBN 3-925817-02-6
- Frans Hermans: Die Geschichte der Dilsberger Nachtwächter. ISBN 3-931033-30-9
- Frans Hermans: 80 Jahre Jugendherberge Dilsberg. ISBN 3-931033-31-7
- Wolfgang Wiese: Burgfeste Dilsberg. ISBN 3-926318-80-5
- Frans Hermans: Die Rose von Dilsberg. Eigenverlag
- Stefan Wiltschko: Burg und Gemeinde Dilsberg. Eigenverlag, 1994
- Stefan Wiltschko: Dilsberg im Widerstand gegen kurpfälzischen Strassenbau. ISBN 3-89426-026-2
- Rüdiger Lenz: Kellerei und Unteramt Dilsberg. ISBN 3-17-010526-4
- Wolfgang Seidenspinner: Dilsberg, Stadt Neckargemünd. In: Heidelberg, Mannheim und der Rhein-Neckar-Raum. Reihe "Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland". Stuttgart: Theiss, 1999. ISBN 3-8062-1407-7.
[Bearbeiten] Weblinks
- Festung und Gemeinde Dilsberg, in Thomas Juelch: Heidelberg und die Kurpfalz
- Private Webseite über Dilsberg in Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat
- Luftbilder von Dilsberg