See also ebooksgratis.com: no banners, no cookies, totally FREE.

CLASSICISTRANIERI HOME PAGE - YOUTUBE CHANNEL
Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions
Der Großtyrann und das Gericht – Wikipedia

Der Großtyrann und das Gericht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Großtyrann und das Gericht ist ein Roman von Werner Bergengruen, der 1935 in Hamburg erschien.
In diesem Buche wird berichtet von den Versuchungen der Mächtigen und von der Leichtverführbarkeit der Unmächtigen[1].

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zeit und Ort

Der Großtyrann hat Vertraute bei der Signoria in Venedig[2]. Also handelt der Roman zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Handlungsort ist der oberitalienische Stadtstaat Cassano am Monte Torvo[3]. Ein Reiter benötigt von Bologna nach Cassano einen Tag, von Venedig aus mehr als zwei Tage. Zwar gilt Cassano als fiktiv[4], doch trotzdem könnte Cassano d’Adda gemeint sein.

[Bearbeiten] Kriminalfall

In Cassano wird der Mönch Fra Agostino im Garten des Großtyrannen erdolcht aufgefunden. Massimo Nespoli, Vorsteher der Sicherheitsbehörde im Stadtstaat, wird an der Tatort gerufen. Der Großtyrann will von Nespoli den Täter in drei Tagen; war doch der Ermordete Geschäftsträger und gewandtester Unterhändler des Gewalthabers. Nespoli versagt. Der Herrscher verlängert die Frist, droht aber nach neuerlichem Misserfolg mit Amtsenthebung und schließt sogar drastischere Strafen - wie die Hinrichtung - nicht aus. Nespoli will sich nach Venedig davonmachen. Der Herrscher lässt das nicht zu, da der kinderlose Nespoli keine Geisel zurücklassen kann. Also muss der erniedrigte Nespoli einen Täter präsentieren. In der Not bezichtigt er eine kürzlich verstorbene Schwangere. Der Großtyrann weist das hirnlose Gespinst zurück, denn die Schwangere wurde zur Tatzeit weitab vom Tatort noch lebend gesehen.
Der Witwer Nespoli hat eine Geliebte, die junge Vittoria Confini. Nespoli bezieht deren betagten Gatten, den krank darnieder liegenden Pandolfo Confini, vorsichtig in den Kreis der Tatverdächtigen ein. Vittoria möchte dem Geliebten, diesem kräftigen, vollgültigen Mann helfen. Nachdem Pandolfo verstorben ist, wird in seinem Sterbebett zufällig das Fragment eines Briefes aufgefunden, in dem Pandolfo im Angesicht des Todes sich selbst freiwillig und ohne Not des Mordes an Fra Agostino bezichtigt hat. Rasch kommt der Großtyrann in den Besitz der Handschrift und will diese auf Echtheit prüfen lassen. Überdies gibt der Gewalthaber die Leiche nicht zur Beerdigung frei, denn in solchem Fall droht Einziehung des Vermögens zugunsten des Großtyrannen, Vierteilung und Verscharren der sterblichen Überreste auf dem Schindanger.
Diomede Confini, der Sohn des Toten, Studiosus der Rechte in Bologna, eilt herbei und will den Vater unbedingt rehabilitieren. So konstruiert Diomede ein Alibi für den toten Vater: Er habe zum Tatzeitpunkt bei dem Perlhühnchen, einem leichten Mädchen, gelegen. Der Großtyrann durchschaut die Lüge. Überdies ruft Diomede mit diesem Dreh seine Tante Mafalda auf den Plan. Mafalda, die einzige Frau, die der Großtyrann fürchtet, ist fest überzeugt, ihr Bruder war zu Lebzeiten stets ein ehrbarer Mann. Tatkräftig bewirkt Mafalda, dass das Perlhühnchen sein beigebrachtes falsches Alibi widerruft. Der Großtyrann versucht sogar Don Luca, jenen Priester, der Pandolfo die letzte Beichte abgenommen hat. Don Luca rüttelt nicht am Beichtgeheimnis. Als der Gewaltherr mit der Streckbank droht, zittern dem Priester die Knie. Jener Schriftsachverständigen, den der Großtyrann mit der Echtheitsprüfung von Pandolfos Handschrift beauftragt hat, versucht die junge Witwe Vittoria zu erpressen. Denn wenn das Schreiben eine Fälschung sein sollte, könnte die Witwe ihr stattliches Vermögen behalten. Vittoria ist nicht erpressbar.
Schließlich nimmt der Färber Sperone, ein jesusgleicher[5] Mann Anfang der dreißiger Jahre, den Mord an Fra Agostino freiwillig auf sich. Der Großtyrann hält Gericht. Vor den versammelten Hauptfiguren - Mafalda schnarcht - resümiert der Herrscher, jeder, der in Versuchung geführt wurde, ist in Schuld gefallen. Die Schuld des Färbers sei, in sich einen Heiligen zu erblicken. Er selber, der Großtyrann, habe den Verräter Fra Agostino gerichtet. Seinerseits fühlt sich der Gewaltherrscher vom Färber Sperone verurteilt. Der Großtyrann lässt die Akten zu dem Fall auf der Stelle verbrennen und bittet die im Gerichtssaal Anwesenden um Vergebung. Dem Herrscher wird vergeben. Erschüttert muss er bekennen, dass der Färber für ihn sterben wollte. Endlich wünscht der Großtyrann, alle Betroffenen sollen sich auch gegenseitig vergeben. Alles geht gut aus: Der Herr Confini wird ehrenvoll bestattet werden.

[Bearbeiten] Hitler

Der Völkische Beobachter soll das Buch anfangs als Führerroman der Renaissance gelobt haben[6]. Das kann als Beweis dafür genommen werden, wie eine verdeckte Schreibweise ihre Adressaten verfehlt[7]. Der Roman gilt aber trotzdem als eines der wenigen Beispiele oppositioneller Literatur im Dritten Reich[8]. Bereits im Erscheinungsjahr des Romans wurde in der Figur des Großtyrannen ein Bild Hitlers vermutet. Dafür sprechen die Bauwut[9] und die Kinderlosigkeit[10] des Großtyrannen. Das ist, wie Bänziger[11] nachweist, ein Irrtum. Denn der Großtyrann zeichnet sich durch Großmut, Stolz, Ritterlichkeit und Redlichkeit aus. Zudem ist die Welt in und um Cassano gut und heil, nicht krank.
Der Roman wurde in der NS-Zeit als regimekritisches Werk erkannt und gelesen... Als historisch-politischer Kriminalroman war das Buch jahrzehntelang ein großer Publikumserfolg[12].

[Bearbeiten] Form

Die Sprache ist archaisierend [altertümelnd][13]. Erzählt wird getragen, ja feierlich[14]. Dialoge verlaufen in aristokratischer Würde[15].

[Bearbeiten] Zitate

  • Macht aber will mit Einsamkeit bezahlt sein[16].
  • Jeder Ruhm ist gefährlich[17].

[Bearbeiten] Wörter und Wendungen

  • die Nachdenksamkeit[18]
  • die Krummzügigkeiten[19]
  • die Schuld begehen[20]

[Bearbeiten] Rezeption

  • Schon der Buchtitel kündigt die Auseinandersetzung mit dem Thema Tyrannis an[21].
  • Die Botschaft des Romans: Tyrannen sind von ihrer Machtfülle überfordert[22].
  • Dem Herrscher ist das Bild seiner Gottähnlichkeit zerbrochen[23].
  • Als die Innere Emigration abgewertet wurde, stand der Roman im Ruch des faschistoiden Mitläufertums[24].
  • Christian Grawe bezeichnet in seinem Buch Sprache im Prosawerk (Bonn 1974) Bergengruen als Sprachverstümmler[25].
  • Der Großtyrann wird schuldig als Mensch in seiner Unvollkommenheit[26].

[Bearbeiten] Literatur

Quelle
  • Werner Bergengruen: Der Großtyrann und das Gericht. Roman. Union Verlag Berlin 1975 (Lizenz: Peter Schifferli Verlags AG „Die Arche“, Zürich 1949). 327 Seiten
Sekundärliteratur
  • Christine Bourbeck: Schöpfung und Menschenbild in deutscher Dichtung um 1940. Hausmann. Peters. Bergengruen. Christlicher Zeitschriftenverlag Berlin-Dahlem 1947. S. 122-124. 154 Seiten. Ms. im März 1945 abgeschlossen.
  • Hans Bänziger: Werner Bergengruen. Weg und Werk. 4., veränd. Aufl. Bern: Francke. 1983. S.75-80. 117 Seiten, ISBN 3-7720-1710-X
  • Friedrich Denk: Regimekritische Literatur im Dritten Reich. Eine Problemskizze. S. 11-33 in: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Wort und Dichtung als Zufluchtsstätte in schwerer Zeit. Berlin 1996. 154 Seiten, ISBN 3-7861-1816-7
  • Annette Schmollinger: "Intra muros et extra". Deutsche Literatur im Exil und in der inneren Emigration. Ein exemplarischer Vergleich. Heidelberg 1999 (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; Folge 3, Bd. 161). 247 Seiten. Diss. Heidelberg 1998, ISBN 3-8253-0954-1
  • Deutsche Literaturgeschichte. Band 10. Paul Riegel und Wolfgang van Rinsum: Drittes Reich und Exil 1933-1945. S.116-122. München im Februar 2004. 303 Seiten, ISBN 3-423-03350-9

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Bergengruen S. 7
  2. Bergengruen S. 13
  3. Bergengruen S. 23
  4. Riegel und van Rinsum S. 116
  5. Bergengruen S. 259
  6. Bergengruen, zitiert in:Schmollinger S. 116
  7. Riegel und van Rinsum S. 122
  8. Riegel und van Rinsum S. 119
  9. Bergengruen S. 66, 233
  10. Bergengruen S. 146
  11. Bänziger S. 79
  12. Denk S. 23
  13. Schmollinger S. 138
  14. Bänziger S. 76
  15. Bänziger S. 77
  16. Bergengruen S. 21
  17. Bergengruen S. 25
  18. Bergengruen S. 274
  19. Bergengruen S. 299
  20. Bergengruen S. 303
  21. Denk S. 23
  22. Denk S. 24
  23. Bourbeck S. 124
  24. Schmollinger S. 116
  25. Schmollinger S. 138
  26. Schmollinger S. 118


aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -