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Graphologie – Wikipedia

Graphologie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Graphologie (neue Rechtschreibung: Grafologie), auch Schriftpsychologie genannt, jedoch nicht unbedingt gleichbedeutend mit dieser, beschäftigt sich mit der Analyse der Handschrift von Individuen. Dazu werden Schriftproben verwendet, die das „normale“ Schriftbild des Probanden wiedergeben. Die Graphologie ist eine Form der psychologischen Diagnostik. Zwischen Graphologie und Schriftvergleichung muss klar unterschieden werden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Methodik

Der Duktus als die charakteristische Art einer Person zu schreiben begründet die Möglichkeit, von der individuellen Handschrift auf die individuelle Persönlichkeit eines Menschen zu schließen. Die graphologische Methode ist dabei Analyse und Synthese. Zunächst werden Schriftmerkmale erhoben, die Ganzheitsmerkmale, Grundeigenschaften und Einzelmerkmale umfassen. Ebenso wie bei der Interpretation von Texten - siehe hermeneutischer Zirkel - wird die Bedeutung der Schriftmerkmale dann aus dem Kontext erschlossen und ein Persönlichkeitsbild erstellt. Im Persönlichkeitsbild werden Grundzüge der globalen Persönlichkeitsstruktur des Schreibers sichtbar.

Aus Ganzheitsmerkmalen (z. B. Rhythmus, Einheitlichkeit, Versteifungsgrad der Schrift sowie Eindruckscharakteren), Grundeigenschaften (z. B. Größe, Längenunterschiedlichkeit, Längenteilung, Bereicherung, Druckstärke, Schriftlage) und Einzelmerkmalen (z. B. Besonderheiten der Unterschrift) erstellt der Graphologe ein Charakterbild. Einfühlung und psychologisches Verstehen spielen bei der Deutung der Handschrift eine Rolle.

Besonders wichtig sind Eindruckscharaktere, wenn diese „psychologisch homolog“ sind. Das sind Eigenschaftsbegriffe, mit denen sich sowohl Handschriften als auch Charaktereigenschaften beschreiben lassen (z. B. lebendig, dynamisch, differenziert, kreativ, ausgeglichen). Die Deutung der Handschrift erfolgt hier direkt durch Ähnlichkeitsvergleiche.

Die Graphologie beschäftigt sich nicht damit, den Urheber eines handgeschriebenen Textes oder die Echtheit oder Unechtheit einer Unterschrift festzustellen, wie dies z. B. Gutachter bei einem Testament oder in der Kriminalistik tun. Dies ist Aufgabe der Schriftvergleichung, bei welcher der Charakter des Schreibers keine Relevanz besitzt.

[Bearbeiten] Kritik an der Graphologie

Graphologische Gutachten kommen gelegentlich in der Personalauswahl zum Einsatz. In der Regel muss dazu ein Lebenslauf handgeschrieben eingereicht werden. Die Urteilsbildung bei diesem Verfahren ist jedoch indirekter Natur und für den Bewerber völlig undurchsichtig, weshalb es unter Psychologen als unvalide gilt und bei Bewerbern in Deutschland wenig beliebt ist. Zahlreiche Studien kommen in der Regel zu niederschmetternden Validitätsergebnissen. Zwar wurden in Metaanalysen Korrelationskoeffizienten von r=.20 erreicht, aber Nicht-Graphologen kamen fast durchweg zu valideren Ergebnissen. Werden neutrale Schriftproben (also nicht der Lebenslauf) eingereicht, versagen die graphologischen Gutachten vollkommen.

Die Graphologie macht schlecht überprüfbare Aussagen und ist daher begrenzt mit wissenschaftlichen Methoden untersuchbar. Dabei sind Aussagen möglich wie Selbstwertschätzung, Einstellung zur Arbeit, Phantasie und Distanz zu Menschen. Derartige Charakterzüge können aber nicht gemessen werden und werden von jedem Urteilenden anders eingestuft. Wenn außerdem ein Urteil gefällt wird, wenn das Ergebnis einer Analyse bekannt ist, gleicht sich die Beurteilung dem Ergebnis an. Daher wird bei wissenschaftlichen Untersuchungen ein derartiger Informationsfluss unterbunden.

Die teils berichteten positiven Ergebnisse basieren offensichtlich auf den Informationen beispielsweise aus dem Lebenslauf und nicht aus der Handschrift selbst. Es scheint derzeit so, als sei die Graphologie nicht in der Lage, die Eigenschaften zu messen, die sie zu messen beabsichtigt.

[Bearbeiten] Unterscheidung von Graphologie und Schriftpsychologie

In der Praxis wird der Begriff „Schriftpsychologie“ häufig mit dem Begriff „Graphologie“ gleichgesetzt. Das hat unter anderen auch Teut Wallner 1998 kritisiert: „Schriftpsychologie und Graphologie werden heute oft als Synonyme verwendet, obwohl sie sich – was die wissenschaftlichen Anforderungen angeht – deutlich unterscheiden: Seit den 60er Jahren wird die Schriftpsychologie in Abgrenzung zur Graphologie als empirisch fundierte und kontrollierte Methode der Handschriftendiagnostik entwickelt.“

Angelika Seibt hat 1994 den Begriff „Schriftpsychologie“ aus einer Gegenüberstellung graphologischer und graphometrischer Methoden entwickelt und dabei auch den graphometrischen Ansatz kritisiert. Insbesondere die Vorstellung einer voraussetzungslosen Forschung ist in der heutigen Wissenschaft nicht mehr haltbar. Wissenschaft setzt Theoriebildung voraus. In diesem Sinne basiert „Schriftpsychologie“ auf den traditionellen graphologischen Theorien; zugleich wird die Notwendigkeit empirischer Forschung betont. Graphologische Theorien dienen der Hypothesenbildung für empirische Forschungen. Schriftpsychologie ist eine Erfahrungswissenschaft.

Lothar Michel hat sich 1984 für eine Schriftpsychologie als Grundlagendisziplin ausgesprochen. Auch Michel intendierte eine Schriftpsychologie als Erfahrungswissenschaft. Im Unterschied zu Wallner ging es Michel aber nicht um Handschriftendiagnostik oder persönlichkeitspsychologische Diagnostik, sondern um die Erforschung der Entstehungsbedingungen der Handschrift. Hier wird ein weiterer Aspekt der Unterscheidung von Graphologie und Schriftpsychologie deutlich:

  • Graphologische Deutungen oder schriftpsychologische Interpretationen wollen aus dem Ausdruck der Handschrift Aspekte der Persönlichkeit des Schreibers erfassen.
  • Schriftpsychologie als Grundlagendisziplin ist demgegenüber umfassender und will auch solche Entstehungsbedingungen der Handschrift erforschen, die nicht unmittelbar etwas mit der Persönlichkeit des Schreibers zu tun haben wie z. B. Schulvorlagen, Erkrankungen, schreibtechnische Aspekte.

Schriftpsychologie als Grundlagendisziplin erforscht die psychologischen, physiologischen, schreibtechnischen und sozialen Entstehungsbedingungen handschriftlicher Schreibleistungen mit erfahrungswissenschaftlichen Methoden. Die Ergebnisse schriftpsychologischer Forschungen können in der Praxis in vielfältigen Bereichen genutzt werden. Dazu gehören allgemeine psychologische Beratung, Beratung zur Persönlichkeitsentwicklung, Partnerschaftsberatung, Erziehungsberatung, Personalberatung. Auch Schreibbewegungstherapie sowie Zeichentests zur Diagnostik z. B. von Schulreife oder psychischen Schwierigkeiten sollen nicht unerwähnt bleiben. Ebenso ist an die traditionellen graphologischen Persönlichkeitsbilder und schriftpsychologischen Analysen zum besseren Verständnis von historischen Persönlichkeiten und geschichtlichen Vorgängen zu denken. Und schließlich können schriftpsychologische Forschungen auch in der forensischen Handschriftenvergleichung genutzt werden.

Unter „Schriftpsychologie“ soll eine erfahrungswissenschaftliche Methode der Handschriftenuntersuchung verstanden werden. In der Praxis ist allerdings bis heute keine klare Unterscheidung von „Graphologie“ und „Schriftpsychologie“ gelungen. Hier wird der Begriff „Schriftpsychologie“ häufig mit dem Begriff „Graphologie“ gleichgesetzt. Das ist mit Problemen verbunden.

Die Graphologie ist keine erfahrungswissenschaftlich fundierte Methode. Die Versuche einer schriftpsychologischen Validierung graphologischer Persönlichkeitsdiagnostik haben bisher nur zu unbefriedigenden Ergebnissen geführt. Das kann daran liegen, dass graphologische Aussagen falsch sind. Das kann aber auch daran liegen, dass bislang in Hinblick auf Hypothesenbildung und Untersuchungsmethoden noch nicht der optimale Weg gefunden worden ist. So hat sich z. B. immer wieder gezeigt, dass schriftpsychologische Validitätsuntersuchungen auf der Interpretationsebene erfolgreicher sind als auf der Merkmalsebene. Für Validitätsuntersuchungen auf der Interpretationsebene müssen jedoch geeignete Kriterien entwickelt werden. Es ist z. B. zu erwarten, dass – ähnlich wie bei einem Satellitenbild – aus der Handschrift nur einige globale Grundzüge der Persönlichkeit erschlossen werden können.

[Bearbeiten] Geschichte der Graphologie

Ein erster Meilenstein in der deutschen Geschichte der Graphologie ist „Handschrift und Charakter“ von Ludwig Klages (1872–1956). Klages hat mit Hilfe eines „Ausdrucksprinzips“ und eines „Darstellungsprinzips“ begründet, wieso die Handschrift eines Menschen Aussagen über den Charakter des Schreibers gestatten soll. Er hat umfangreiche Definitionen von Merkmalen der Handschrift gegeben und Deutungstabellen erstellt. Die Lebensphilosophie von Ludwig Klages hat auch Eingang in sein graphologisches Werk gefunden.

Professor Rudolf Pophal (1893–1966) war ursprünglich ein Schüler von Klages, er hat später jedoch seinen eigenen Ansatz entwickelt und die Handschrift als Gehirnschrift aufgefasst. Pophal untersuchte physiologische und neurologische Bedingungen des Schreibens und wollte aus der Dominanz von Gehirnzentren Aussagen über die Persönlichkeit eines Menschen ableiten. Sein Ansatz ist heute überholt. Obwohl die Hirnforschung heute ein sehr aktuelles Thema ist, ist Pophals Frage nach Zusammenhängen von Handschrift, Gehirn und Persönlichkeit noch nicht wieder aufgegriffen worden.

Max Pulver (1889–1952) hat eine Raumsymbolik für die Handschrift entwickelt. Sie geht davon aus, dass die Richtungen rechts und links sowie oben und unten als Projektionsflächen dienen. So symbolisiert die Richtung nach rechts die Zukunft und das „Du“, die Richtung nach links symbolisiert die Vergangenheit und das „Ich“. Die Oberzone einer Handschrift ist eine Projektionsfläche für den geistigen Bereich, die Unterzone ist eine Projektionsfläche für den vitalen und materiellen Bereich.

Der Freiburger Psychologieprofessor Robert Heiss (1903–1973) untersuchte die Entwicklung der Schreibfertigkeit beim Kind und unterschied drei Komponenten, die den Schreibvorgang bestimmen: Bewegung, Formung und die Orientierung auf der zur Verfügung stehenden Schreibfläche. Handschriften entstehen durch Bewegung und Formung auf einem Blatt Papier. Diese Komponenten haben einerseits eine psychologische Bedeutung; andererseits hat Heiss eine ganze Reihe von Schriftmerkmalen diesen Komponenten zugeordnet. So gelangte er zu einem Bewegungsbild, Formbild und Raumbild der Handschrift. Diese von Heiss geprägten Begriffe sind die Grundlagen der Schrifterfassung und der Deutung der Handschrift bei Heiss.

Robert Heiss hatte zahlreiche Schüler, die zum Teil selbst Professoren geworden sind – wie Jochen Fahrenberg, Petra Halder-Sinn, Oskar Lockowandt, Arno Müller, Wolfgang Sehringer, Lothar Michel. Zum 100. Geburtstag erinnerte Jochen Fahrenberg (2003) an ihn: „Robert Heiss gehörte noch zu der Generation der Institutsgründer, die das Profil eines gesamten Instituts über Jahrzehnte so prägten, wie es heute kaum mehr vorstellbar ist …. In Freiburg führte Heiss Graphologie, Ausdruckskunde, projektive Testverfahren ein und gemeinsam mit seinen Mitarbeitern schuf er im Laufe der Jahre – mit den Höhepunkten zwischen 1950 und 1970 – einen Ausbildungsschwerpunkt wie an keinem anderen Institut.“

Professor Jochen Fahrenberg promovierte 1961 mit der Dissertation „Graphometrie“. Die Graphometrie wollte voraussetzungsfrei die Validität der Graphologie erforschen. Im Umkreis der Graphometrie sind zahlreiche Forschungen mit unterschiedlichen empirischen Methoden durchgeführt worden. Jochen Fahrenberg (2002) sieht in der Handschrift eine Möglichkeit, die – neben weiteren Verfahren – bei psychologischen Interpretationen oder im Rahmen einer biographischen Analyse Verwendung finden kann.

Von Wilhelm Helmut Müller (1899–1966) und Alice Enskat (1897–1978) stammt das Lehrbuch „Graphologische Diagnostik“, das auch heute noch verwendet wird. Die Autoren liefern darin Definitionen von Grundeigenschaften nach ihrem Erfassungsmodus und unterscheiden z. B. zwischen messbaren, zählbaren und schätzbaren Merkmalen. Sie geben eine Übersicht über Entstehungsbedingungen der Handschrift und über empirische und experimentelle Grundlagen, so wie sie sich bei der Erstauflage des Buches 1961 darstellten. Oskar Lockowandt hat in der 3. (1987) und 4. Auflage (1993) einen Anhang zum gegenwärtigen Stand der Überprüfung der Schriftpsychologie als diagnostisches Verfahren hinzugefügt.

Professor Oskar Lockowandt (1935–2000) promovierte 1966 bei Robert Heiss mit einer Dissertation zur faktorenanalytischen Validierung der Handschrift mit besonderer Berücksichtigung projektiver Methoden. In zahlreichen Veröffentlichungen in der „Zeitschrift für Menschenkunde“, die später zur „Zeitschrift für Schriftpsychologie und Schriftvergleichung“ wurde, befasste sich Lockowandt mit Themen der Schriftpsychologie.

Das vergriffene „Lehrbuch der Graphologie“ von Heinrich Pfanne (1923–1990) stellt eine Psychodiagnostik auf Grund graphischer Komplexe vor. In differenzierter Weise entwickelte Pfanne hier graphische Komplexe und psychologische Typen, wobei er sich an Typenlehren orientierte – wie z. B. „Introversion“ versus „Extraversion“. Zugleich gibt Pfanne einen umfangreichen Überblick über die wissenschaftlichen Grundlagen der Graphologie und stellt zahlreiche Arbeiten aus Ausdruckskunde, Bewegungs- und Hirnphysiologie, Symbolik sowie Empirie und Experiment vor.

Ursula Avé-Lallemant (1913–2004) hat sich intensiv mit Ludwig Klages auseinandergesetzt. Insbesondere war es ihr wichtig, aus Kinderhandschriften keine negativen Charaktereigenschaften herauszulesen, sondern Schwierigkeiten als „Notsignale“ zu begreifen. In ihren zahlreichen Büchern hat sie eine kleine graphische Testbatterie vorgestellt, die neben der Handschrift auch Sterne-Wellen-Test, Baumtest sowie Wartegg-Zeichentest beinhaltet.

Die Erforschung von Kinderzeichnungen mit empirischen wissenschaftlichen Methoden war die Lebensaufgabe von Professor Wolfgang Sehringer. Sein Buch „Zeichnen und Malen als Instrumente der psychologischen Diagnostik“ gibt einen historischen Überblick über die Erforschung von Zeichnungen; es werden Methoden entwickelt, beurteilt und in Fallstudien angewendet, so dass Wolfgang Sehringer eine Brücke zwischen Forschung und Praxis baut.

Im Unterschied zur empirischen Forschung hat Hans Knobloch (1910–2004) stets einen hermeneutischen Ansatz in der Graphologie befürwortet. Die unmittelbare Wahrnehmung des psychologisch Relevanten aus der Handschrift – der graphologische Blick – sei die wesentliche Methode.

Eine an den Deutungsprinzipien der Analogie, der Verallgemeinerung und dem persönlichen Leitbild orientierte Analyse der Handschrift wendet Professor Arno Müller (1930–2005) bei historischen Studien in seinem 2002 erschienenen Buch „Berühmte Frauen“ an. Das Buch bietet auch eine Einführung in die Methode der Graphologie.

[Bearbeiten] Moderne Graphologie

Die Methodik der modernen Graphologie bezieht sich schon seit langem nicht mehr auf die sogenannten „signes fixes“ der alten Graphologie oder symbolischen Zeichen in der Schrift, sondern auf die Gestalttheorie und die Erkennung von so genannten „Antriebs- und Formgestalten“(Hans Knobloch). Ferner kommen zum Teil sehr differenzierte Persönlichkeitmodelle und die Tiefenpsychologie zum Einsatz. Zur Verdeutlichung der hier gemeinten Phänomene sei auf die menschliche Mimik hingewiesen. Hier gelingt es den meisten Menschen das Zusammenspiel diverser Muskelgruppen, kontextueller und kultureller Faktoren zu einem gestalthaften Gesamtbild zusammenzuschauen und verstehend zu deuten. Auch die Handschrift ist eine gestalthafte Summe muskulärer, kontextueller und kultureller Faktoren. Hier wie dort ist der Betrachter vor die Aufgabe gestellt, spontane Echtheit und absichtsvolle Präsentation zu unterscheiden und mustert in seinem Wahrnehmungsakt die verschiedenen Bereiche nach Hinweisen durch, die sein gestalthaft Erkanntes untermauern könnten. Wesentlicher als die Möglichkeit des Echten und Unechten in Mimik und Schrift ist aber die Tatsache, dass hier wie dort die naive und trainierte Wahrnehmung gleichermaßen eine erstaunliche Fülle von Einzelfaktoren und Sinnesdaten über eine spezielle kognitive Funktion, über die der Mensch qua Geburt verfügt, nämlich die gestalthafte Wahrnehmung, menschliche Innenzustände in Sekundenbruchteilen verstehen kann.

Das gesamte Regelwerk der alten Graphologie hat nun mit einem naiven Wissenschaftsverständnis versucht, durch die penible Inventarisierung kleinster graphischer Schriftfaktoren, dieses sinnhafte Ausdrucksgeschehen (dank dessen auch die alte Graphologie funktionierte) auf die Existenz kleinster, in ihrer Bedeutung festgelegter Partikel zu reduzieren, die aus sich heraus, als Bedeutungsatome, mit Eigenschaften der menschlichen Persönlichkeit, durch eine quasi anthropologische gattungsspezifische Semiotik fest verbunden seien. Die Leistung von Klages besteht nun darin, den Focus vom einzelnen graphischen Merkmal fort, auf die strukturalen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Ausdrucksgeschehens zu richten. Allerdings hat er, unter dem Einfluss des um die Jahrhundertwende grassierenden Nietzschewahns, das Problem von Echtheit und Unechtheit menschlichen Ausdrucks zu einem gigantischen Kulturproblem aufgeblasen.

Weniger aufgeregt, aber durchaus in der Nachfolge von Klages, konzentrierte sich Hans Knobloch nun auf die Beschreibung mimikanaloger Gestalten in der Handschrift. Seine Liste umfasst ca.14 verschiedener Ausdrucksgestalten in Handschriften, ist aber nicht als abgeschlossen zu betrachten. Wichtig hierbei ist, dass die Handschriften, die gemeinsam einer (oder mehrerer) der 14 Ausdrucksgestalten zugeordnet werden, (z. B. Dranghaftigkeit – Funktionslust und Neugierverhalten – Depressivität – Euphorie – usw.) nicht dank sogenannter graphischer Einzelmerkmale miteinander verwandt sind, sondern mit ihren eklatanten graphischen Differenzen, aufgrund von gestalthafter Ausdrucksidentität.

[Bearbeiten] Literatur

  • Avé-Lallemant, Ursula: Notsignale in Schülerschriften. Ernst Reinhard, München 1982.
  • Ben-Shakar, G., Bar-Hillel, M. Flug, A.: A validation study of psychological evaluation in personnel selection. In: Nevo, B. (Ed): Scientific aspects of graphology. Thomas (Springfield, III.) 1986.
  • Beyerstein, Barry L & Beyerstein, Dale F. (Hrgs.)The Write Stuff - Evaluations of Graphology - The Sudy of Handwriting Analysis, New York 1992.
  • Fahrenberg, Jochen: Psychologische Interpretationen – Biographien, Texte, Tests. Hans Huber, Bern 2002.
  • Fahrenberg, Jochen: Zur Erinnerung an Robert Heiss (1903–1973). In: Zeitschrift für Schriftpsychologie und Schriftvergleichung 67, S. 152–157, Braumüller, Wien 2003.
  • Halder-Sinn, Petra: Graphologie erneut durchgefallen. In: Der Skeptiker, Bd. 6, 1993, S. 43–45.
  • Halder-Sinn, Petra: Graphologie in Deutschland: Eine Renaissance?. In: Skeptiker, Heft 3, S. 14 - 18, 1989.
  • Heiss, Robert: Die Deutung der Handschrift. Claassen, Hamburg 1966.
  • Klages, Ludwig: Handschrift und Charakter. Bovier, Bonn 1956.
  • Maria Paul-Mengelberg: Graphologie. In: Hugo Steger, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg): Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 10/Teilband 2: Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung (hgg. von Hartmut Günther und Otto Ludwig), Walter de Gruyter, Berlin/New York 1996, S. 1049–1056.
  • Knobloch, Hans: Graphologie. Exemplarische Einführung.Verlag für angewandte Wissenschaften, München 1988.
  • Lockowandt, Oskar: Der gegenwärtige Stand der Überprüfung der Schriftpsychologie als diagnostisches Verfahren. In: Müller, W. H. und Enskat, A. :Graphologische Diagnostik – ihre Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen. Hans Huber, Bern 4. korrigierte und ergänzte Auflage 1993, S. 293–262 und 277–279.
  • Lüke, Alfons: Graphologie für Einsteiger. Ariston, Kreuzlingen/München vollständig überarbeitete Neuausgabe 1998.
  • Michel, Lothar: Für eine Schriftpsychologie als Grundlagendisziplin. In: Zeitschrift für Menschenkunde, Bd. 48, Braumüller, Wien 1984, S. 278–288.
  • Müller, Wilhelm, Helmut, Enskat, Alice: Graphologische Diagnostik – ihre Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen. Hans Huber, Bern 4. Auflage 1993.
  • Pfanne, Heinrich: Lehrbuch der Graphologie. Walter de Gruyter, Berlin 1961.
  • Ploog, Helmut: Handschriften deuten. Humboldt, Baden-Baden 3. Auflage 2003.
  • Pophal, Rudolf: Die Handschrift als Gehirnschrift. Greifenverlag, Rudolstadt 1949.
  • Pulver, Max: Symbolik der Handschrift. Orell Füssli, Zürich/Leipzig 1931.
  • Pulver, Max: Intelligenz im Schriftausdruck. Orell Füssli, Zürich/Leipzig 1949.
  • Heinz Schuler, Bernd Marcus: Biografieorientierte Verfahren der Personalauswahl. In: Heinz Schuler (Hrsg.): Lehrbuch der Personalpsychologie, Hogrefe, Göttingen et al. 2001, S. 182–183.
  • Sehringer, Wolfgang: Zeichnen und Malen als Instrumente der psychologischen Diagnostik. Edition Schindele, Heidelberg 1999.
  • Seibt, Angelika: Schriftpsychologie – Theorien, Forschungsergebnisse, wissenschaftstheoretische Grundlagen. Profil, München 1994.
  • Seibt, Angelika: Methodisch strukturiertes Vorgehen als Mittel der Qualitätssicherung. In: Zeitschrift für Schriftpsychologie und Schriftvergleichung, Bd. 69, Braumüller, Wien 2005, S. 130–178.
  • Wallner, Teut: Lehrbuch der Schriftpsychologie – Grundlegung einer systematisierten Handschriftendiagnostik. Asanger, Heidelberg 1998.
  • Teut Wallner, Renate Joos und Rosemarie Gosemärker: Grundlagen und Methoden der Schriftpsychologie. Books on Demand, Norderstedt 2006.

[Bearbeiten] Weblinks

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