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Carl Lindström – Wikipedia

Carl Lindström

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Carl Lindström (* 26. Juni 1869 in Södertälje; † 29. Dezember 1932 in Berlin) war ein schwedischer Mechaniker und Industrieller. Er schuf in Deutschland einen der ersten international operierenden und zeitweilig größten europäischen Schallplatten-Konzerne.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Anfänge

Lindström, Sohn des Wagenachsenfabrikanten Franz Oskar Lindström, verließ seine Heimat 1892 und gründete in Berlin eine mechanische Werkstatt, die sich alsbald auf die Produktion von Phonographen konzentrierte. Außerdem stellte die Firma Diktiergeräte der Marke Parlograph her. Gemeinsam mit Paul Pfeiffer konstruierte Lindström 1896 den Lyra-Phonographen und produzierte den Ideal-Phonographen, eine Maschine für Aufnahme und Wiedergabe. Seinen ersten Apparat zur Wiedergabe von Schallplatten nach dem Prinzip des Grammophons von Emil Berliner brachte Lindström unter dem Namen Lynophone heraus.

[Bearbeiten] Die Carl Lindström AG

Die Werkstatt wurde zu einem Industriebetrieb, als 1904 die kapitalkräftigen Bankkaufleute Max Straus und Heinrich Zuntz gemeinsam mit Lindström die Carl Lindström GmbH gründeten. Sie waren mit ihrer 1902 gegründeten "Salon-Kinematograph Co.m.b.H", die Filmprojektoren für den Hausgebrauch produzierte, wenig erfolgreich gewesen. Unter der Marke Parlophon, deren Name für das Auslandsgeschäft um ein "e" zu Parlophone erweitert wurde, hatten Straus und Zuntz zuvor bereits mechanische Plattenspieler aus den Lindström-Werkstätten vertrieben. 1908 wurde die GmbH zwecks Kapitalbeschaffung in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zuntz starb bereits 1906 und wurde durch seinen Schwager Otto K. E. Heinemann ersetzt, der 1914 in die USA auswanderte und dort die Plattenfirma Okeh gründete. Vorstandsvorsitzender Max Straus musste 1933 in den Aufsichtsrat wechseln und 1936 nach England emigrieren.

Als sich die Schallplatte mehr und mehr durchsetzte, verließen 1906 bereits 150.000 Grammophone die Fabrik. Lindström gilt als Erfinder des Grammophons mit beweglichem Tonarm und fest montiertem Trichter. Es kam 1905 als "Record-Plattenapparat" auf den Markt. 1910 erhielten die Tonarme einen Klappbügel, mit dem der Tonarm nach dem Abspielen zum Schutz der Platte zurückgelegt werden konnte. 1913 brachte Lindström unter dem Namen "Miracle" einen Plattenspieler mit Plattenwechsler heraus.

[Bearbeiten] Europas größter Schallplattenproduzent

Das Unternehmen richtete Aufnahmestudios ein, und 1911 erwarb die Lindström AG mit der International Talking Machine Company das Schallplattenlabel "Odeon", dessen Markenzeichen der Odeon-Tempel war, eines der bekanntesten Logos der Schellack-Zeit. Mit den weiteren Labels der Company - Jumbo, Jumbola, Fonotipia - sowie der Marke Beka und Anteilen an weiteren Unternehmen (1913 Übernahme von Grünbaum & Thomas AG, Lyraphon, Dacapo und Favorit) avancierte Lindström zum größten Schallplattenproduzenten ("Schallplattenkönig") auf dem europäischen Kontinent. Im europäischen Ausland sowie in Südamerika wurden Presswerke betrieben; allein der Berliner Stammbetrieb produzierte 1925 150.000 Schallplatten und 1000 Sprechmaschinen täglich. Die AG beteiligte sich auch an der Ufa. Weitere Töchter waren die Kristall-Schallplatten-GmbH - mit den Marken "Kristall" und "Imperial" (begründet ab 1936/1937) - und die Frey Radio-GmbH.

1925 wurde die Lindström AG mehrheitlich von der britischen Columbia erworben, die ihrerseits 1931 im EMI-Konzern aufging.

1932 starb der Unternehmensgründer. Carl Lindström fand auf dem Kirchhof der evangelischen Laurentius-Gemeinde in Köpenick seine letzte Ruhestätte.

[Bearbeiten] Der Weg des Unternehmens nach Lindströms Tod

1936 übertrug das Unternehmen die Grammophon-Produktion auf die neugegründete Tochter "Brandenburgische Metallverarbeitungs-GmbH". Die Nationalsozialisten stellten die Gesellschaft im Zweiten Weltkrieg wegen des britischen Großaktionärs unter die so genannte Feindvermögensverwaltung, mit Kriegsende übernahmen die Alliierten die Kontrolle. Trotz starker Kriegsschäden konnte die im amerikanischen Sektor liegende Fabrik schon wenige Monate nach Kriegsende die Produktion von Schallplatten und Plattenspielern wieder aufnehmen. 1951 wurde sie wieder in eine GmbH umgewandelt, zwei Jahre später der Sitz nach Köln-Braunsfeld verlegt. Bis 1972 trugen Zweige von EMI weiterhin den Namen Carl Lindströms. Dann wurden die Electrola GmbH und die Carl Lindström GmbH zur EMI Electrola GmbH verschmolzen.

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