Bundestagswahl 1983
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Die Bundestagswahl 1983 fand am 6. März 1983 statt. Die Wahl zum 10. Deutschen Bundestag war die erste Bundestagswahl nach der Wahl Helmut Kohls zum Bundeskanzler.
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[Bearbeiten] Hintergrund
Noch bei der Bundestagswahl 1980 wurde die Sozialliberale Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt bestätigt. Im Laufe der Wahlperiode traten immer mehr Differenzen zwischen den Regierungsparteien SPD und FDP, vor allem in Fragen der Wirtschaftspolitik auf. Am 5. Februar 1982 stellte Bundeskanzler Schmidt die Vertrauensfrage, die er noch gewinnen konnte.
Am 17. September traten die vier FDP-Minister zurück; es wurde eine neue Regierung durch ein SPD-Minderheitskabinett gebildet. Am 1. Oktober schließlich wurde Helmut Schmidt mit den Stimmen der Unionsparteien und einer Mehrheit der FDP-Abgeordneten vom Bundestag durch ein konstruktives Misstrauensvotum des Amtes enthoben und Helmut Kohl zu seinem Nachfolger gewählt.
Für die FDP wurde diese Situation zur Zerreißprobe, da die Parteispitze um Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff einen Wechsel hin zur CDU/CSU längerfristig betrieben hatte, aber eine recht große parteiinterne Minderheit um Gerhart Baum, Günter Verheugen und Ingrid Matthäus-Maier einen Koalitionswechsel ablehnte. Auch waren die Ergebnisse der Landtagswahl in Hessen 1982, die zwei Wochen nach dem Ende der Sozialliberalen Koalition stattfand kein gutes Omen für die FDP. Sie verlor nach einer SPD-Kampagne gegen den „Verrat in Bonn“ mehr als die Hälfte ihrer Wähler und scheiterte mit 3,1 % an der Fünf-Prozent-Hürde.
Damit gab es zwar eine Bundesregierung, die auch eine Mehrheit im Bundestag hatte, aber diese Regierung sollte durch eine vorgezogene Bundestagswahl legitimiert werden. Vorgezogene Wahlen sind laut Grundgesetz nur unter strengen Bedingungen möglich. Eine Möglichkeit, solche Wahlen zu ermöglichen, ist eine verlorene Vertrauensfrage, die dann am 17. Dezember von Helmut Kohl gestellt wurde. Bei dieser Vertrauensfrage erhielt er vereinbarungsgemäß keine Mehrheit. Daraufhin löste Bundespräsident Karl Carstens den Bundestag auf, es kam zu Neuwahlen. Das Bundesverfassungsgericht sah die Art und Weise der Auflösung als verfassungskonform an.[1]
Nachdem Altbundeskanzler Helmut Schmidt auf eine erneute Kanzlerkandidatur verzichtet hatte, wurde der ehemalige Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel als Kanzlerkandidat der SPD aufgestellt. Für die CDU/CSU trat, erstmals als Bundeskanzler, Helmut Kohl an.
[Bearbeiten] Endergebnis
244
48,8% |
193
38,2% |
34
7,0% |
27
5,6% |
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CDU/CSU | SPD | FDP | Grüne | NPD | DKP | EAP | ÖDP | CBV | KPD/ML | USD | BWK |
obere Zahl = Sitze; untere Zahl = Stimmenanteil; fett gedruckte Parteien = Regierungsparteien
Das Endergebnis lautete:
Partei | Zweitstimmen | Prozent | Sitze¹ | Verschiebung | Wahlkreise | Überhangmandate | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 14.865.807 | 38,2 | 193 (9) | −25 | 68 | 2 | – |
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) | 14.857.680 | 38,2 | 191 (11) | +17 | 136 | – | – |
Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) | 4.140.865 | 10,6 | 53 | +1 | 44 | – | – |
Freie Demokratische Partei (FDP) | 2.706.942 | 7,0 | 34 (1) | −19 | – | – | – |
Die Grünen | 2.167.431 | 5,6 | 27 | +27 | – | – | – |
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) | 91.095 | 0,2 | – | – | – | – | – |
Deutsche Kommunistische Partei (DKP) | 64.986 | 0,2 | – | – | – | – | – |
Europäische Arbeiter-Partei (EAP) | 14.966 | 0,0 | – | – | – | – | – |
Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) | 11.028 | 0,0 | – | – | – | – | – |
Christliche Bayerische Volkspartei (CBV) | 10.994 | 0,0 | – | – | – | – | – |
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) | 3.431 | 0,0 | – | – | – | – | – |
Unabhängige Soziale Demokraten (USD) | 3.333 | 0,0 | – | – | – | – | – |
Bund Westdeutscher Kommunisten (BWK) | 2.129 | 0,0 | – | – | – | – | – |
¹in Klammern: Zahl der am gleichen Tag vom Abgeordnetenhaus von Berlin gewählten, nicht stimmberechtigten Berliner Bundestagsabgeordneten
Ein weiterer Berliner Bundestagsabgeordneter wurde von der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz (AL) gestellt.
[Bearbeiten] Konsequenz
Der Schwarz-Gelben Koalition war für die nächsten vier Jahre eine klare Mehrheit gesichert. Mit den Grünen zog zum ersten Mal seit 1957 eine vierte Fraktion in den Bundestag ein.
Die FDP, die sich vor allem von Seiten der Sozialdemokraten des Verratsvorwurfs ausgesetzt sah, erlitt zwar deutliche Verluste, konnte aber mit 7,0 % der Zweitstimmen erneut in den Bundestag einziehen. Zuvor war spekuliert worden, ob die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern würde.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Weblinks
- Die Wende ist perfekt (Der Spiegel 10 Nachwahl-Version/1983 vom 7. März 1983, S. 6–23)