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Belagerung von Tsingtau – Wikipedia

Belagerung von Tsingtau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Belagerung von Tsingtau
Teil von: Erster Weltkrieg, Erster Weltkrieg an Kolonialschauplätzen

Karte von Tsingtau 1912
Datum 31. Oktober 19147. November 1914
Ort Tsingtau (heute Qingdao)
Ausgang Japanisch-britischer Sieg
Konfliktparteien

Deutsches Reich

Österreich-Ungarn

Japan

Großbritannien
Befehlshaber

Alfred Meyer-Waldeck
Sadakichi Kato, Mitsuomi Kamio
Truppenstärke
4.000 Japan 50.000
Großbritannien 1,500
Verluste
200 1.400

Die Belagerung von Tsingtau war ein Gefecht im Ersten Weltkrieg. Der vom Deutschen Reich kontrollierte Hafen im chinesischen Tsingtau (nach der heute üblichen Transkription: Qingdao) wurde von vereinigten japanischen und britischen Einheiten zwischen dem 31. Oktober und dem 7. November 1914 belagert. Die Belagerung endete mit einem japanisch-britischen Sieg.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Hintergrund

Im späten 19. Jahrhundert versuchte das Deutsche Kaiserreich, wie einige andere europäische Nationen in dieser Zeit auch, seinen Einfluss in der Welt durch imperialistische Expansion zu erweitern. In China mischte sich das Kaiserreich, wie andere Mächte auch, in lokale Angelegenheiten ein. Nachdem 1897 zwei deutsche Missionare in China getötet wurden, zwang man die Chinesen das Gebiet Kiautschou auf der Shandong-Halbinsel ab 1898 für 99 Jahre an das Deutsche Kaiserreich zu verpachten. Die Deutschen begannen daraufhin ihren Einfluss auf die restliche Provinz Shandong auszuweiten und Beuten den Hafen von Tsingtau (heute Qingdao). Der Hafen wurde zum Hauptstützpunkt des Ostasiengeschwaders der Kaiserlichen Marine, welches vorrangig zum Schutz der deutschen Gebiete im Pazifischen Ozean diente.

Die Briten betrachteten die deutsche Präsenz in China als eine Bedrohung der britischen Interessen und pachteten daraufhin Weihaiwei, welches ebenfalls in der Provinz Shandong lag, während Russland und Frankreich Pachtgebiete in Port Arthur (heute Lüshunkou) und Kwangtschouwan in Besitz nahmen. Zudem begannen die Briten damit, enge Beziehungen zu Japan zu knüpfen.

Das japanische Schlachtschiff Suwō war bei der Schlacht um Tsingtau das Flaggschiff der japanischen Expeditionsflotte.
Das japanische Schlachtschiff Suwō war bei der Schlacht um Tsingtau das Flaggschiff der japanischen Expeditionsflotte.

Japan erwarb wie das Deutsche Kaisserreich zu dieser Zeit ebenfalls Kolonialbesitz, auch auf dem asiatischen Festland. Die Annäherung von Japan und Großbritannien mündete am 30. Januar 1902 in der Unterzeichnung der Anglo-Japanischen Allianz. Japan sah darin einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer Weltmacht. Durch den Sieg im Russisch-Japanischen Krieg 1905 konnte Japan sich gegenüber den europäischen Großmächten als ebenbürtig zeigen. Die Allianz wurde weiter gestärkt und blieb bis zum Ersten Weltkrieg bestehen.

Im August 1914 brach der erste Weltkrieg aus. Schnell bat Großbritannien um eine Unterstützung durch Japan. Die Japanische Regierung unter Premierminister Ōkuma Shigenobu sah in dem Erstarken der Militärkräfte und deren Einfluss auf die Politik eine noch größere Bedrohung. Die Regierung glaubte, durch die Allianz auch die Kontrolle über das eigene Militär aufrecht halten zu können. Die Japanische Marine, deren Struktur jener der Royal Navy ähnelte und das Japanische Heer entwickelten ein immer stärkeres Verlangen nach einer Expansion des Japanischen Kaiserreichs.

Die Japanische Regierung entschied sich, den Briten im Krieg beizustehen. Am 15. August stellte Japan dem Deutschen Kaiserreich ein Ultimatum, nach dem alle deutschen Kriegsschiffe aus chinesischen und Japanischen Gewässern abzuziehen seien und Tsingtau an die Japaner zu übergeben sei. Tags darauf erhielt Generalmajor Mitsuomi Kamio, Befehlshabender Offizier der 18. Japanischen Infanteriedivision, den Auftrag die Invasion von Tsingtau vorzubereiten. Nach Ablauf des Ultimatums am 23. August, erklärte Japan dem Deutschen Reich den Krieg.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Ostasiengeschwader unter Maximilian von Spee den Hafen von Tsingtau verlassen um die deutsche Kolonie Pagan in den Marianeninseln anzulaufen. Von dort aus fuhr das Geschwader, mit Ausnahme des Kreuzers SMS Emden, Richtung Indischer Ozean und dann an die Westküste Südamerikas. Dort zerstörte das Geschwader zunächst beim Seegefecht bei Coronel ein wenige bedeutsames britisches Marinegeschwader. Wenig später wurde es beim Seegefecht bei den Falklandinseln vernichtend geschlagen.

[Bearbeiten] Aufstellung

Deutsche Truppen auf dem Weg zu den äußeren Verteidigungsstellungen
Deutsche Truppen auf dem Weg zu den äußeren Verteidigungsstellungen

Die Kaiserliche Japanische Marine entsandte am 27. August zunächst einige Schiffe unter Vizeadmiral Sadakichi Katō auf dem Schlachtschiff Suwō zur Blockade des unter deutscher Kontrolle stehenden Kiautschou. Während des Manövers von Tsingtau schlossen sich den Japanern das britische Schlachtschiff HMS Triumph und der Zerstörer HMS Usk an. Die britischen Schiffe wurden ohne große Probleme in das zweite Geschwader integriert. Das japanische Geschwader bestand aus überwiegend veralteten Schiffen, enthielt aber auch einige modernere Schiffe, darunter die Schlachtschiffe Kawachi und Settsu, der Schlachtkreuzer Kongō und das Flugzeugmutterschiff Wakamiya, dessen Flugzeuge die weltweit ersten waren, die erfolgreich von einem Schiff aus Land- und Seeziele angriffen. Diese Flugzeuge wurden auch zu den ersten, welche nachts einen Bombenangriff flogen.

Japanische Truppen nähern sich der Küste bei Tsingtau
Japanische Truppen nähern sich der Küste bei Tsingtau

Die 18. Japanische Infanteriedivision bildete mit 23.000 die Stoßtruppe bei den ersten Landungsoperationen. Sie wurde dabei von 142 Artilleriegeschützen unterstützt. Die Landung begann am 2. September bei Lungkow, wo zu diesem Zeitpunkt starke Überschwemmungen vorherrschten, und später, am 18. September, in der Bucht von Laoshan, 30 km östlich von Tsingtau.

Die Britische Regierung – und die internationale Gemeinschaft im allgemeinen – waren über die möglichen Absichten Japans in der Region besorgt und beschlossen ein symbolisches, kleines britisches Kontingent aus Tientsin zu entsenden, um diese Bedenken zu zerstreuen. Das 1.500 Mann starke Kontingent wurde von Brigadegeneral Nathaniel Walter Barnardiston kommandiert. Es bestand aus 1.000 Soldaten des 1. Bataillons – den South Wales Borderers, zu denen später 500 Soldaten der 36th Sikhs stießen.

Das japanische Flugzeugmutterschiff Wakamiya, von dem aus die weltweit ersten schiffsgestützten Luftangriffe gegen deutsche Stellungen in Tsingtau geflogen wurden.
Das japanische Flugzeugmutterschiff Wakamiya, von dem aus die weltweit ersten schiffsgestützten Luftangriffe gegen deutsche Stellungen in Tsingtau geflogen wurden.

Die Deutschen reagierten auf diese Bedrohung mit der Konzentration aller vorhandener asiatischer Truppen in der Stadt. Kaiser Wilhelm II. erklärte die Verteidigung von Tsingtau zur obersten Priorität.

Die deutsche Garnison unter Alfred Meyer-Waldeck bestand aus 765 Marinesoldaten des III. Sebataillons und ungefähr 3.400 Angestellten der Marine und Soldaten (Chinesische Kolonialtruppen und österreich-ungarische Seeleute und Soldaten). Er verfügte zudem über ein kleines Kontingent an Schiffen, wie dem österreich-ungarischen Kreuzer SMS Kaiserin Elisabeth, dessen Besatzung in zwei Hälften aufgeteilt wurde, um zum einen das Schiff besetzt zu halten und zum anderen die Truppen an Land zu unterstützen. Außerdem befand sich in Tsingtau ein Flugzeug, eine Rumpler Taube, die von Gunther Plüschow geflogen wurde.

[Bearbeiten] Der Angriff

Zerstörtes deutsches Geschütz in der Bismarck-Festung
Zerstörtes deutsches Geschütz in der Bismarck-Festung

Als die Japaner anmarschierten zog Mayer-Waldeck seine Truppen von den äußeren zwei Verteidigungsringen zurück und konzentrierte sie auf der innersten Verteidigungslinie. Am 31. Oktober begannen die Japaner mit der Bombardierung der Festungsanlagen und hoben mehrere paralle Linien von Schützengräben aus, so wie sie es neun Jahre zuvor auch bei der Belagerung von Port Arthur getan hatten. Die Japaner benutzen sehr große 11 Zoll Haubitzen auf Land und feuerten zusätzlich mit ihren Schiffsgeschützen. Die Bombardierung dauerte sieben Tage an.

In der Nacht zum 6. November griff die Japanische Infanterie die dritte Verteidigungslinie an und trieb die Verteidiger aus ihr heraus. Am nächsten Morgen ergaben sich die deutschen Truppen gemeinsam mit ihren österreich-ungarischen Alliierten. Einen Tag zuvor entkam Günter Plüschow mit der Etrich Taube, mit der er tagelang Aufklärungsflüge unternommen, vereinzelt Bomben abgeworfen und angeblich sogar eines der Japanischen Farman-Flugzeuge abgeschossen hatte, als einziger Deutscher aus Tsingtau.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Charles B. Burdick, The Japanese Siege of Tsingtao (1976)
  • Cyril Fallsm The Great War, (1960). S. 98-99.
  • Edwin P. Hoyt The Fall of Tsingtao (1975)
  • John Keegan, The First World War, (1998). S. 206.

[Bearbeiten] Weblinks


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