See also ebooksgratis.com: no banners, no cookies, totally FREE.

CLASSICISTRANIERI HOME PAGE - YOUTUBE CHANNEL
Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions
Behindertenfeindlichkeit – Wikipedia

Behindertenfeindlichkeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Behindertenfeindlichkeit bezeichnet die Ablehnung, Diskriminierung und Marginalisierung von Menschen mit Behinderungen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursachen

Als Ursache für Behindertenfeindlichkeit wird eine mögliche gesellschaftliche Reaktion auf einen abweichenden Körperbau und/oder abweichende körperliche oder geistige Möglichkeiten genannt. Diese erfolge vor dem Hintergrund der Vision eines „perfekten“ Körpers als Schlüssel für Wohlstand und Glück. Der Begriff wird von seinen Verwendern auch in Kombination mit Rassismus, Sexismus und Klassismus benutzt und in Zusammenhang gestellt.

[Bearbeiten] Ebenen der Behindertenfeindlichkeit

Es gebe demnach – wie auch bei anderen Unterdrückungsverhältnissen –

  • kulturelle (z. B. Körpernormen in den Medien),
  • institutionelle (z. B. Architektur oder Verkehrsmittel),
  • zwischenmenschliche (z. B. Paternalismus, mitleidige Blicke, abfällige Bemerkungen, körperliche Gewalt)
  • verinnerlichte (z. B. Bilder von „Höher- und Minderwertigkeit“)
  • wirtschaftliche (z. B. bei Versicherungen gegen Lebensrisiken)

Behindertenfeindlichkeit.

[Bearbeiten] Geschichte

Im Nationalsozialismus wurden im Rahmen der Aktion T4 Behinderte getötet oder zwangssterilisiert.

Im Zusammenhang mit der modernen Biotechnologie wird in der Heilpädagogik von einer neuen Behindertenfeindlichkeit gesprochen (Georg Theunissen, 1989).

[Bearbeiten] Gesellschaftliche Reaktionen

Menschen, deren Denken von Behindertenfeindlichkeit geprägt ist, bewerten sich selbst und „normal aussehende bzw. leistungsfähige“ Menschen als gesund und diejenigen, auf die das nicht zutrifft, als defizitär. Die soziale Umgebung (öffentliche Verkehrsmittel, öffentliche Gebäude, usw.) sind so eingerichtet, als ob jeder dieselben Abmessungen und denselben Körperbau habe und auf dieselben geistigen und sensomotorischen Fähigkeiten zurückgreifen könne. Tatsächlich ist Verschiedenheit normal, und bei hinreichend strengen Maßstäben erscheint so gut wie niemand als „normal“ oder „unbehindert“ (fast niemand schafft es z.B., 100m zu Fuß in weniger als 10 Sekunden zu bewältigen).

Die Alternative zu einem behindertenfeindlichen Zusammenleben bildet ein inklusives Zusammenleben, bei dem Menschen mit Funktionseinschränkungen nicht als mit Mängeln behaftet, also als „defizitär“ bewertet werden. So verfügen Sehbehinderte z.B. oft über ein verfeinertes Hörvermögen, mit dem sie ihre Schwäche kompeniseren können. Inklusion erfordert nicht nur eine Änderung des Denkens, sondern auch die Schaffung von Rahmenbedingungen, die die „Defizite“ als irrelevant erscheinen lassen. Ein Musterbeispiel für diesen Paradigmenwechsel lieferte bereits im 18. Jahrhundert Christian Fürchtegott Gellert: In seinem Gedicht Der Blinde und der Lahme [1] trägt der Blinde den Gelähmten auf seinem Rücken. Der Gelähmte weist dem Blinden den Weg und warnt ihn vor Hindernissen, und der Gelähmte wird mobil. „Vereint wirkt also dieses Paar, was einzeln keinem möglich war“, lautet Gellerts Kommentar (als symbiotisches Paar verlieren beide „Behinderte“ ihre Hilfsbedürftigkeit).

[Bearbeiten] Auswirkungen von Behindertenfeindlichkeit

[Bearbeiten] Auswirkungen auf die Diskriminierten

Nach Birgit Rommelspacher[2] muss die Diskriminierung nicht unbedingt zu einem geringeren Selbstbewusstsein bei den Diskriminierten führen. Wichtig sei, dass die Menschen mit Behinderungen diese Behindertenfeindlichkeiten erkennen, benennen und dagegen vorgehen („nicht der Rollstuhl ist zu breit, sondern die Tür ist zu schmal“). Ein weiteres Problem sei die sogenannte Attribuierungs-Ambivalenz. Hiermit ist gemeint, dass es für Diskriminierte nicht leicht sei, einen Satz oder eine Geste als wohlwollend oder als feindlich zu interpretieren (zuzuschreiben, „attributieren“), wenn der Satz oder die Geste beides ausdrücken kann (Ambivalenz), was häufig vorkomme. Voraussetzungen dafür, Diskriminierung zurückzuweisen, ist:

  • dass die Diskriminierung identifiziert und erkannt wird
  • dass ihr die richtigen Ursachen zugeordnet werden und
  • dass es Unterstützungsmöglichkeiten gibt, um sich dagegen zu wehren.

[Bearbeiten] Auswirkungen auf die Diskriminierenden

Die Privilegierung ist das Gegenüber der Diskriminierung: die Auswirkung der Diskriminierung sei für die Nichtdiskriminierten die Privilegierung. Nichtdiskriminierte würden diese Privilegien jedoch in der Regel nicht erkennen, während Diskriminierte diese Privilegien sehr deutlich sähen[2].

Im Falle der Behindertenfeindlichkeit werden diese Privilegien bewusst verteidigt. Dies geschehe durch:

  • Bestätigung von Hierarchien: wenn Menschen mit Behinderungen selbstbewusst und fordernd auftreten, höre oftmals bei vielen der Spaß auf und es werde versucht, sie in ihre Schranken zu verweisen. Das kann unter anderem dann vorkommen, wenn behinderte Menschen auf einer Regelschule beschult werden und gleich gute Leistungen wie die nichtbehinderten Schüler oder sogar bessere Leistungen erbringen.
  • Funktionalisierungen: eigene Unsicherheiten und Ängste werden auf behinderte Menschen übertragen – weisen sie diese zurück, müssten sie oftmals mit Aggressionen rechnen.
  • Machtumkehr: vor allem rechtsextreme Kreise wähnen Menschen mit Behinderungen aufgrund ihres so genannten Opferstatus in einer Machtposition, welche eingeschränkt werden müsse.

[Bearbeiten] Selbsthilfe gegen Behindertenfeindlichkeit

Anfang der 1970er formierte sich eine Bewegung von Menschen mit Behinderungen, die inspiriert durch die afro-amerikanische Bürgerrechtsbewegung der USA zur Selbsthilfe griffen und mit Aktionen und Aufklebern („Prädikat Behindertenfeindlich“) auf ihre Diskriminierung aufmerksam machten. Zitat des 2004 verstorbenen Dortmunder Aktivisten Gusti Steiner:

„Vor diesem Hintergrund kam es im Mai 1974 in Frankfurt mit unserer Selbsthilfegruppe der Frankfurter Volkshochschule zur ersten spektakulären Straßenbahnblockade durch Behinderte. Wir hatten bauliche Barrieren, bauliche Behinderungen in direkter Konfrontation mit dem „Prädikat Behindertenfeindlich“ ausgezeichnet, hatten uns zwei Kriegsopferverbände, das Sozialamt, die Allgemeine Ortskrankenkasse und das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt aufs Korn genommen. Am Tage darauf veranstalteten wir im Zentrum der Stadt Frankfurt ein Rollstuhl-Training, in dessen Verlauf wir eine Straßenbahn blockierten. Ein Rollstuhlfahrer versuchte, in die Straßenbahn einzusteigen. Stufen und eine Mittelstange versperrten ihm den Zutritt. Währenddessen rollte ich auf die Schienen, stellte mich vor die Straßenbahn und erklärte über ein Megafon, dass Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen nicht für Behinderte konstruiert wurden.“

Seit dieser Zeit gründeten sich viele Behindertenorganisationen mit einem politischen Selbstverständnis.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Buchausgaben

  • Günther Cloerkes: Wie man behindert wird. (2003) ISBN 3-8253-8305-9
  • Daniels, S. v., Degener, T., Jürgens, A., Krick, F., Mand, P., Mayer, A., Rothenberg, B., Steiner, G. & Tolmein, O. (Hrsg.): Krüppel-Tribunal, Menschenrechtsverletzungen im Sozialstaat. Köln: Pahl-Rugenstein (1983).
  • Rudolf Forster: Von der Ausgrenzung zur Gewalt: Rechtsextremismus und Behindertenfeindlichkeit. (2002) ISBN 3-7815-1228-2
  • Erving Goffman: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt/ M.: Suhrkamp (1973)
  • Gisela Hermes, Eckhard Rohrmann: Nichts über uns – ohne uns! Disability Studies als neuer Ansatz emanzipatorischer und interdisziplinärer Forschung über Behinderung. (2006), ISBN 3-930830-71-X
  • Ernst Klee: Behindertsein ist schön. Unterlagen zur Arbeit mit Behinderten. Düsseldorf: Patmos-Verlag (1974).
  • Ernst Klee: Behindert. Ueber die Enteignung von Körper und Bewusstsein; Ein kritisches Handbuch. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag (1987)
  • Winfried Palmowski / U. Heimwinkel: Normal bin ich nicht behindert! Wirklichkeitskonstruktionen bei Menschen, die behindert werden. Unterschiede, die Welten machen. Dortmund (2000) ISBN 3-86145-198-0
  • Ratzka, A.: Aufstand der Betreuten. In A. Mayer & J. Rütter, Abschied vom Heim (S. 183–201). München: AG-SPAK (1988)
  • Birgit Rommelspacher (Hg.): Behindertenfeindlichkeit. Goettingen: Lamuv Verlag (1999) ISBN 3-88977-548-9
  • Gusti Steiner: Selbsthilfe als politische Interessenvertretung. In E. Rohrmann & P. Günther, Soziale Selbsthilfe. Alternative, Ergänzung oder Methode sozialer Arbeit (S. 127–143), Heidelberg: Universitätsverlag (1999)
  • Gusti Steiner: Schwarzbuch Deutsche Bahn AG. München: AG SPAK Verlag (2003), 155 Seiten, ISBN 3-930830-36-1

[Bearbeiten] Zeitschriftenartikel

  • Rudolf Forster: „Neue Behindertenfeindlichkeit“ und rechtsradikale Gewalt gegen Behinderte. In: Zs. „Behindertenpädagogik in Bayern“ 43, 2/2000
  • Rudolf Forster: Von der Ausgrenzung zur Gewalt: Rechtsextremistische behindertenfeindliche Gewalt im freiheitlichen Rechtsstaat. In: Zs. „Behindertenpädagogik in Bayern“ 44, 1/2001
  • Rudolf Forster: Behindertenfeindlichkeit und rechtsradikale Gewalt – eine erste Skizzierung aktueller gesellschaftlicher Phänomene. In: Bulletin der Arbeitsgemeinschaft LehrerInnen für Geistigbehinderte, 3/2002 (Bern/Schweiz)
  • Georg Theunissen: Zur neuen Behindertenfeindlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland, in: Geistige Behinderung 4/1989 und Zeitschrift für Heilpädagogik 10/1989

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Wortlaut: http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/gel_cf02.html
  2. a b Birgit Rommelspacher: Wie wirkt Diskriminierung – am Beispiel Behindertenfeindlichkeit [1]


aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -