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Aortenklappeninsuffizienz – Wikipedia

Aortenklappeninsuffizienz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Klassifikation nach ICD-10
I35.1 Aortenklappeninsuffizienz
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Mit Aortenklappeninsuffizienz oder kurz Aorteninsuffizienz (AI) wird in der Medizin der mangelhafte Schluss der Aortenklappe des Herzens und der dadurch bedingte diastolische Rückfluss von Blut aus der Aorta in die linke Herzkammer bezeichnet.

Leichte Formen der Aorteninsuffizienz findet man ziemlich häufig im Ultraschall des Herzens. Mittelgradige und schwere Formen sind in den letzten Jahren seltener geworden, da das rheumatische Fieber als Ursache meist sehr schnell behandelt wird und somit seltener Klappenprobleme bereiten kann.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursachen

Eine angeborene Aortenklappeninsuffizienz ist selten. Häufig kommen dagegen entzündlich bedingte Insuffizienzen vor, die rheumatisch oder bakteriell bedingt sein können. Dabei lagern sich Bakterienkolonien auf der Herzklappe an, sodass sie nach überstandener Entzündung vernarbt (vergleichbar mit dem "Ausfransen" von Segeln oder Fahnen) und undicht wird. Eine Sonderform ist die Mesaortitis luetica (Syn. Mesaortits luica, Mesaortits syphilitica) bei Syphilis.

Darüber hinaus können Arteriosklerose, Bindegewebserkrankungen (z. B. beim Marfansyndrom) oder eine Überdehnung der Aorta ascendens bei einer Aortendissektion Auslöser für die Erkrankung sein.

[Bearbeiten] Pathophysiologie

In Abhängigkeit vom Ausmaß der chronischen Aortenklappeninsuffizienz und der Höhe des Entleerungswiderstandes in der Aorta kann das Rückstromvolumen bis zu 2/3 des Auswurfvolumens (normales Schlagvolumen 40-70ml) des linken Ventrikels betragen. Dadurch kommt es zu einer charakteristisch hohen Blutdruckamplitude. Dieses Pendelblut vermehrt die diastolische Füllung der linken Kammer und führt zu einer Volumenbelastung dieses Herzabschnittes, als deren Folge eine exzentrische Hypertrophie resultiert. Dabei bleibt zunächst das Verhältnis Wanddicke zu Volumen im Bereich der Norm. Eine gesteigerte Dehnbarkeit setzt den linken Ventrikel in die Lage, auch größere Volumina ohne stärkeren Anstieg des enddiastolischen Druckes aufzunehmen. Nach oft jahrzehntelangem Verlauf kommt es durch die Überbelastung zu einer muskulären Dysfunktion des Herzmuskels, sodass es allmählich zu einer schwerwiegenden Linksherzinsuffizienz kommt.

Bei einer akut auftretenden Aorteninsuffizienz (z.B. nach Aortenklappenabriss, Klappenperforation oder plötzlicher Schlussunfähigkeit bei der Aortendissektion) kommt es zu einen sofortigen Anstieg des enddiastolischen Druckes in der linken Herzkammer (unter Umständen bis zu 60 mmHg!). Dabei kommt es zur Lungenstauung, Lungenödem und Verkleinerung des Herzzeitvolumens. Durch den hohen Druckanstieg tritt der Mitralklappenschluss vorzeitig auf - ein charakteristisches Zeichen einer schweren AI. Die Blutdruckamplitude kann im Gegensatz zur chronischen AI gleich bleiben, besonders dann, wenn die Patienten tachykard sind.

[Bearbeiten] Symptome

Leichtere Formen werden vom Betroffenen nicht bemerkt. Bei ausgeprägteren Formen stellt Atemnot das entscheidende Symptom dar. Weitere mögliche Symptome bzw. Befunde sind:

  • große Blutdruckamplituden mit niedrigem diastolischen Blutdruck z.B. 150/60 mm Hg
  • Fieber bei Endokarditis
  • Herzgeräusch: Diastolisches Decrescendogeräusch direkt nach dem 2. Herzton mit punctum maximum über Erb'-Punkt
  • Extraschläge
  • Puls: celer et altus (Wasserhammerpuls)
  • Homo pulsans
  • pulssynchrones Kopfnicken (auch Musset-Zeichen)
  • Karotidenpulsation
  • EKG-Veränderungen mit Zeichen der Linksherzbelastung
  • Veränderungen im Röntgenbild: Dilatation des linken Ventrikels als sog. "Schuhform" sichtbar, abgerundete Herzspitze

[Bearbeiten] Diagnostik

[Bearbeiten] Schweregradeinteilung

Schweregrad Blutdruckamplitude EKG Thorax-Röntgen Echokardiographie Farbdoppler Herzkatheteruntersuchung
<60 mmHg Linkstyp Normale Herzform,leichte Aortenelongation, verstärkte Pulsationen Mitral- und Septumflattern, Wandamplitude Septum >9mm Herzwand >12mm Kleiner Insuffizienzjet bis zur Mitte des linken Ventrikels Blutrückstrom bis zur Mitte des LV erkennbar
II° erhöht, im Mittel 75 mmHg Linksherzhypertrophie, evtl. Schädigung Linker Ventrikel vergrößert Linker Ventrikel gering dilatiert, normale Wanddicke Mäßiger Insuffizienzjet bis zur Mitte des linken Ventrikels Nach Kontrastmittelgabe in die Aorta LV sofort gefüllt, Kontrastdichte jedoch geringer als in der Aorta
III° im Mitte 110 mmHg, in der Diastole <60 mmHg Linksherzhypertrophie und Schädigung Aortale Herzkonfiguration, Herzhinterraum eingeengt LV dilatiert, erhöhte Kontraktionsamplitude, normale Wanddicke, erhöhte Muskelmasse 50-75% Blutrückstrom bis in die Herzspitze Füllung des gesamten LV mit Kontrastdichte wie Aorta
IV° wie III wie III, evtl. Vorhofflimmern Großer LV, pulmonale Stauung mit beginnender Rechtsherzbelastung Sehr großer LV, Septumdicke >0,7 cm, bei akuter AI vorzeitiger Mitralklappenverschluss, normale Wanddicke, sehr große Muskelmasse 75% Blutrückstrom bis in die Herzspitze Kontrastdichte im LV höher als in der Aorta, z.T. Mitralinsuffizienz

[Bearbeiten] Therapie

Bei geringem Rückfluss ist keine Therapie erforderlich. Ansonsten erfordert eine akute bakterielle Entzündung eine entsprechende antibiotische Behandlung, eine aufgetretene Herzinsuffizienz ebenfalls eine konsequente medikamentöse Therapie.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt die Aortenklappenoperation mit Ersatz durch eine Künstliche Herzklappe dar. 2005 wurde erstmals in Deutschland eine künstliche Herzklappe mittels Kathetertechnik eingesetzt. Hierbei muss der Brustkorb nicht mehr geöffnet werden. Die Operation wurde am Klinikum Siegburg (bei Bonn) durchgeführt.

[Bearbeiten] Siehe auch

Herzfehler -- Aortenstenose -- Aorteninsuffizienz -- Mitralklappeninsuffizienz -- Mitralklappenprolaps -- Pulmonalstenose

[Bearbeiten] Weblinks

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