Anti-Dühring
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Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft oder kurz: „Anti-Dühring“, ist eine von Friedrich Engels zuerst 1877 fortsetzungsweise im Vorwärts veröffentlichte Streitschrift unter Mitarbeit von Karl Marx.[1] Sie muss zu den einflussreichsten Texten des Marxismus gerechnet werden.
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[Bearbeiten] Überblick
Geschrieben von September 1876 bis Juni 1878, veröffentlicht im »Vorwärts« vom 3. Januar 1877 bis 7. Juli 1878. Die erste Buchausgabe erschien 1878 in Leipzig. [2]
Ursprünglich auf Bitten Wilhelm Liebknechts verfasst, um den Einfluss Eugen Dührings zu schmälern, entwickelte sich der in polemischem Stil abgefasste Anti-Dühring neben der Kurzfassung „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ zum meistgelesenen Werk von Marx und Engels. Die Bedeutung des „Anti-Dühring“ liegt nicht in seiner Auseinandersetzung mit Dühring, sondern in der Darlegung der „kommunistischen Weltanschauung“ (Vorwort zur 2. Auflage). Nicht nur die Grundzüge des Marxismus werden dargestellt, es werden auch Themengebiete behandelt, die bisher unberührt blieben. [3]
[Bearbeiten] Wirkung
Der „Anti-Dühring“ nimmt eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des Marxismus ein. Lenin bezeichnete den Anti-Dühring zusammen mit dem Kommunistischen Manifest als Handbücher jedes klassenbewussten Arbeiters. Für den Marxismus-Leninismus wurde im Anti-Dühring der philosophische Materialismus streitbar niedergelegt. Marx verfasste selbst ein Kapitel dieser Schrift. Dennoch ist innerhalb des westlichen Marxismus umstritten, ob die Schrift eine authentische Darstellung des marxschen Denkens bildet. Dabei wird einerseits eine unterschiedliche Gewichtung im Werk Marx und Engels diskutiert, andererseits auf die Intention der Schrift und den sich daraus ergebenden Charakter verwiesen.
Die Wirkung auf den populären Herrn Dühring war vernichtend. Im Vorwort zum Anti-Dühring schrieb Engels 1894: „Das hier kritisierte »System« des Herrn Dühring verbreitet sich über ein sehr ausgedehntes theoretisches Gebiet; ich war genötigt, ihm überallhin zu folgen und seinen Auffassungen die meinigen entgegenzusetzen. Die negative Kritik wurde damit positiv; die Polemik schlug um in eine mehr oder minder zusammenhängende Darstellung der von Marx und mir vertretnen dialektischen Methode und kommunistischen Weltanschauung, und dies auf einer ziemlich umfassenden Reihe von Gebieten.“
[Bearbeiten] Bekannte Zitate
„Für den Metaphysiker sind die Dinge und ihre Gedankenabbilder, die Begriffe, vereinzelte, eins nach dem andern und ohne das andre zu betrachtende, feste, starre, ein für allemal gegebne Gegenstände der Untersuchung. Er denkt in lauter unvermittelten Gegensätzen: seine Rede ist ja, ja, nein, nein, was darüber ist, ist vom Übel. Für ihn existiert ein Ding entweder, oder es existiert nicht: ein Ding kann ebensowenig zugleich es selbst und ein andres sein. Positiv und negativ schließen einander absolut aus; Ursache und Wirkung stehn ebenso in starrem Gegensatz zueinander. Diese Denkweise erscheint uns auf den ersten Blick deswegen äußerst plausibel, weil sie diejenige des sogenannten gesunden Menschenverstandes ist.“
– Einleitung: Friedrich Engels
„und da zeigte sich, daß alle bisherige Geschichte die Geschichte von Klassenkämpfen war, daß diese einander bekämpfenden Klassen der Gesellschaft jedesmal Erzeugnisse sind der Produktions- und Verkehrsverhältnisse“
– Einleitung: Friedrich Engels
„Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze, und in der damit gegebnen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen.“
– Erster Abschnitt, Kapitel XI: Friedrich Engels
„Die Vorstellung, als wären die politischen Haupt- und Staatsaktionen das Entscheidende in der Geschichte, ist so alt wie die Geschichtschreibung selbst, und ist die Hauptursache davon, daß uns so wenig aufbewahrt worden ist über die sich im Hintergrund dieser lärmenden Auftritte still vollziehende und wirklich vorantreibende Entwicklung der Völker.“
– Zweiter Abschnitt,Kapitel II: Friedrich Engels
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Quellenverzeichnis
- ↑ "Da die hier entwickelte Anschauungsweise zum weitaus größern Teil von Marx begründet und entwickelt worden, und nur zum geringsten Teil von mir, so verstand es sich unter uns von selbst, daß diese meine Darstellung nicht ohne seine Kenntnis erfolgte. Ich habe ihm das ganze Manuskript vor dem Druck vorgelesen, und das zehnte Kapitel des Abschnitts über Ökonomie (»Aus der ›Kritischen Geschichte‹«) ist von Marx geschrieben und mußte nur, äußerlicher Rücksichten halber, von mir leider etwas verkürzt werden. Es war eben von jeher unser Brauch, uns in Spezialfächern gegenseitig auszuhelfen." [Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, S. 9f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 7640f (vgl. MEW Bd. 20, S. 9f)]
- ↑ http://www.mlwerke.de/me/me20/me20_001.htm
- ↑ Stammen, Theo; Riescher, Gisela; Hofmann, Wilhelm: Hauptwerke der politischen Theorie. 1997, S. 137-140
Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie (1843) | Zur Judenfrage (1843) | Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) | Thesen über Feuerbach (1845) | Das Elend der Philosophie (1847) | Lohnarbeit und Kapital (1847) | Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850 | Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte (1852) | Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (1858) | Zur Kritik der politischen Ökonomie (1859) | Theorien über den Mehrwert (1863) | Lohn, Preis und Profit (1865) | Das Kapital, Buch I (1867) | Der Bürgerkrieg in Frankreich (1871) | Kritik des Gothaer Programms (1875) | Brief an Wera Sassulitsch (1881)
Marx und Engels: Die deutsche Ideologie (1845) | Die heilige Familie (1845) | Manifest der Kommunistischen Partei (1848) | Das Kapital, Buch II [post mortem publiziert von Engels] (1893) | Das Kapital, Buch III [post mortem publiziert von Engels] (1894)
Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1844) | Von der Autorität (1873) | Anti-Dühring (1878) | Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft (1880) | Dialektik der Natur (1883) | Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats (1884) | Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie (1886)