Anten
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Die Anten waren ein slawischer Volksstamm nördlich des Schwarzen Meeres, in der südlichen Ukraine zwischen Dnepr und Don sowie im Balkan an der Donau, der vor allem in byzantinischen Quellen eine Rolle spielt.
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[Bearbeiten] Etymologie
Der Name Anten gilt als nichtslawischen Ursprungs, seine Herkunft ist umstritten.
[Bearbeiten] Kultur
Prokopios schrieb, dass Anten und Slawen in fast allen Dingen gleich gewesen seien, gleiche Bräuche gehabt und die selbe Sprache gesprochen hätten. Er schildert Anten als primitive Nomaden, die halbnackt, mit Speeren und Schilden ausgerüstet, zu Fuß kämpften, Demokratie praktizierten und an einen Blitzgott glaubten. Laut Prokopios und Jordanes siedelten sie östlich des Dnister und nördlich des Asowschen Meeres.
Slawen und Anten betrieben Ackerbau (Holzpflug) und Viehzucht, in bewaldeten Gebieten schafften sie Ackerflächen mit Brandrodung. Neben Produkten der Hauswirtschaft (Töpfern, Weben) stellten sie Waffen und Schmuck aus Metall her. Ihre Gesellschaft war patriarchalisch und stammesrechtlich organisiert und in Großfamilien, Sippen, Stämme und Stammesbünde gegliedert.
[Bearbeiten] Geschichte
Die früheste Erwähnung von Anten steht in Zusammenhang mit der hunnischen Invasion in Europa im 4. Jahrhundert: Laut Jordanes hätten Goten im 4. Jahrhundert die Anten besiegt und ihren König (rex) Boz mitsamt 70 Anführern getötet.
Von 514 bis 517 erfolgten erste gemeinsame Angriffe der Bulgaren, Slawen und Anten auf Byzanz. Unter Justinian I. griffen Anten erstmals selbständig an, von 525 bis 530 folgten bulgarisch-slawische Angriffe, die 530 zurückgedrängt und bis 533 aufgehalten wurden, gefolgt von einem kurzen Krieg zwischen Anten und Slawen. Von 538 bis 540 folgen weitere bulgarisch-slawische Angriffe, die bis nach Konstantinopel reichten.
Die Anten verbündeten sich im Jahr 545 mit Justinian I. gegen die Bulgaren und erhielten im Gegenzug die Stadt Tyras am Dnjestr geschenkt. Von 545 bis 551 überwinterten Slawen erstmals auf byzantinischem Territorium. 551 und 558 folgten zwei weitere heftige bulgarisch-slawische Attacken auf Byzanz. 560 zerschlugen die Awaren den Stammesbund der Anten und unterwarfen die Slawen.
Im Zuge der awarischen Expansion nach Pannonien gelang es den Slawen, sich von der awarischen Herrschaft zu emanzipieren, sie unternahmen von 577 bis 583 mehrere Angriffe auf Nordgriechenland und Konstantinopel und expandierten in die Balkanhalbinsel. Ein Bündnis zwischen Byzanz und den Anten zwang sie jedoch, umzukehren. Ab 584 erfolgten gemeinsame awarisch-slawische Angriffe auf Byzanz, das sich erneut mit den Anten verbündete, weswegen die Awaren 602 eine Armee gegen die Anten entsendeten. Dies ist die letzte Erwähnung der Anten in schriftlichen Quellen. Ob sie vernichtet wurden oder flohen, und warum ihr Name verschwand, ist ungeklärt.
[Bearbeiten] Literatur
- Omeljan Pritsak: Antae. In: The Oxford Dictionary of Byzantium. New York/Oxford 1991.
- Anti i Sloveni. In: Enciklopedija Jugoslavije. 1. Ausgabe. Zagreb 1955.