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Angelsächsische Religion – Wikipedia

Angelsächsische Religion

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Die angelsächsische Religion bezieht sich auf die vorchristliche Religion des germanischen Sammelvolks der Angelsachsen in England und wird als Bestandteil der germanischen sowie kontinentalen südgermanischen Religion religionswissenschaftlich klassifiziert.[1]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Quellen

Der Quellenbefund zeigt in verschiedenen Schichtungen einerseits für die angelsächsische Religion lokale und organisierte Ansiedlungen, andererseits nur eine geringe Anzahl zuverlässiger Texte in Glossen, Zaubersprüchen, Stammbäumen und Stammsagen. Zur Wikingerzeit siedelten im nordöstlichem England heidnische Dänen (Danelag). Von ihren Berichten[A 1] sind die Einflüsse aus nordischer Mythologie und nordgermanischer Religion sowie alter authentischer, einheimischer Überlieferung zu trennen.

Hier sind besonders die Ortsnamen mit Gottesbezug (theophor) zu nennen, die zu dieser Zeit regional auch mit den nordischen Namensformen der Hauptgottheiten belegt wurden. Einen wichtigen Beitrag zur Ermittlung Religion der Angelsachsen hinsichtlich Ritus und Kult hat die archäologische Forschung und deren Untersuchungen von Fundorten in ehemaligen Opfermooren außerhalb der angelsächsischen Gebiete in Deutschland und Skandinavien ergeben, wodurch es erlaubt ist, vergleichende Rückschlüsse zu ziehen. Grabungsbefunde von Bestattungsweisen in England lassen anhand von Grabbeigaben und allgemeine Gestaltung auf die geistig-religiöse Haltung der Angelsachsen schließen.

[Bearbeiten] Die Gottheiten

Die Angelsachsen kannten folgende Gottheiten und mythische Helden: Ærta, Ēarendel, Ēastre, Erce, Folde, Gēat, Hengist / Horsa, Hrēðe, Ing, Mæðhilde, Seaxnēat, Tīw/Tīg, Þunor, Wēland, Wōden, Wyrd. (Nicht bezeugt, aber häufig erwähnt, sind *Frīg, *Frēa, *Grīm.)

  • Wōden: Hauptgott, dem für Sieg und Manneskraft geopfert wurde. In den Stammbäumen ist er der Stammvater der Königshäuser von Kent, Wessex, Essex, East Anglia, Mercia, Bernicia und Deira. Eine Stelle in Salamon and Saturn sagt, dass Mercurius se gygand als erster Buchstaben festsetzte, ein möglicher Hinweis, dass Wóden, wie der nordische Gott Odin, die Runen erfunden hat. In Glossen Wódens erfolgte stets die Gleichsetzung mit Mercurius; im Neunkräutersegen (Nine Herbs Charm) erscheint Wóden als Magier.
  • Gēat: Ahnherr der Königsfamilien und in den Stammbäumen Vorfahre von Wóden. Das Klagegedicht des Sängers Deor nennt seine Liebschaft zu Mæðhilde. Da die Angelsachsen diesen Gott mit lauten Lobliedern besangen, bezeichnete König Alfred ihn als "komödienhafte Gottheit".
  • Þunor: Jupiter als Donnergott mit "feuriger Axt" und Fahrer über den Wolken (þunorrád "Donnerschlag").
  • Tíw / Tíg: Gleichsetzung in Glossen mit Mars.
  • Seaxnēat : Erscheint im Stammbaum der Könige von Essex als Sohn von Wóden und entspricht dem Gott Saxnôte in der Sächsischen Abschwörungsformel. Ob er mit Tíw gleichgesetzt werden kann, bleibt unklar.
  • Ing : Held der Ostdänen, der nur im Runengedicht genannt wird. Auch Name der ᛝ-Rune (Ing(waz)-Rune).

„Ing wæs ærest mid Eástdenum gesewen secgum, oð he síððan eást ofer wæg gewát. wæn æfter ran. þus Heardingas þone hæle nemdon“

„Ing wurde unter den Ost-Dänen gesehen zuerst, bis er nach Osten zog über das Meer. Sein Wagen zog ihm nach. So nannten die Herdinger ihren Helden.“

  • Ēastre: Nur bei Beda genannt. Ihr ist ein Fest im April (éosturmónað) geweiht. Aus dieser einen Erwähnung hatte J. Grimm eine deutsche Göttin *Ôstara rekonstruiert, die dann heute in neopaganen Kreisen zu höchsten Ehren gekommen ist.
  • Walküren : In Glossen wird wælcyrge mit Bellona, Eurynis, Tisifone, Alecto übersetzt.
  • Erce, Folde: Erdgöttin. Der angelsächsische Flursegen (Charm for Unfruitful Land) ist ein Gemisch von altheidnischen und christlichen Elementen. Der Bauer wendet sich nach Osten und betet: eorðan ic bidde and upheofon! ("Die Erde bitte ich und den Obhimmel!", Vs. 4). Die Erde wird dann mehrfach angerufen: Erce, Erce, Erce eorðan módor ("Erce, Erce (der) Erden Mutter", Vs. 14) und Folde fíra módor ("Folde, der Menschen Mutter", Vs. 30). Aber auch Maria und der Christengott werden darin angerufen.
  • Ēarendel: In den Glossen mit iubar (Morgenstern) übersetzt. Ein Lobgedicht auf Christus vergleicht diesen mit Éarendel.
  • Hrēðe : Sie erhielt im März (hrēðmōnað) Opfer.
  • Mōdra : "Mütter". Ihnen wurde in der Nacht vom kürzesten Tag (24. Dez.: mōdraneht) geopfert.


Neunkräutersegen Vs.31-34


Wyrm com snícan, toslāt he man;

ða genam Wōden VIIII wuldortānas,

slōh ða þa næddran, þæt heo on VIIII tōfleah.


Eine Schlange kam gekrochen, biss einen Mann.

Da nahm Wōden 9 Glanzzweige, schlug damit die Natter,

so dass sie in 9 [Stücke] zerfiel.“


Deor Vs.15-17


We þæt Mæðhilde monge gefrugnon,

wurdon grundléase Géates frige,

þæt hi seo sorglufu slæp ealle binom.


Manche von uns erfuhren von Mathilde:

Bodenlos wurde Géats Liebe,

so dass Kummer ihnen allen Schlaf raubte.“


Flursegen Vs.30-32


Hál wes þú, Folde, fira módor!

Beo þú grówende on Godes fæþme,

fóddre gefyllet firum tó nytte!


Heil sei dir, Folde, der Menschen Mutter!

Sei du grünend in Gottes Umarmung,

gefüllt mit Speisen, den Menschen zu Nutze.“


Crist A Vs.104-108


Éala Éarendel engla beorhtast!

ofer middangeard mannum sended

and sódfæsta sunnan leoma

torht ofer tunglas, þú tída gehwane

of sylfum þe symle inlíhtes.


Oh, Éarendel, der Engel glänzendster!

Über Midgard den Menschen gesendet

und wahrlich Sonnenstrahlen

strahlend über Sterne, du allzeiten.

aus dir selbst leuchtest.

[Bearbeiten] Kult

Der Mönch Beda Venerabilis, selbst angelsächsischer Herkunft, berichtete von einem Brief, den Papst Gregor I. im Jahr 601 an den anglischen Abt Mellitus mit der Bitte um Weiterleitung an Bischof Augustinus von Canterbury verschickte. Indirekt wird darin über die religiös-kultischen Gebräuche der Angelsachsen berichtet:

„...videlicet quia fana idolorum destrui in eadem gente minime debeant, sed ipsa quae in eis sunt idola destrunatur... Et quia boves solent in sacrificio daemonum multos occidere, debet eis etiam hac de re aliqua sollemnitas immutari: ut die dedicationis... tabernacula sibi circa easdem ecclesias, quae ex fanis commutatae sunt, de ramis arborum faciant, et religiosis conviviis sollemnitatem celebrant“

„...nämlich, dass man die Heiligtümer der Götzen in diesem Volk sehr wenig zerstören soll, sondern nur die Götzenbilder selber, die dort sind, zerstören. Und weil sie den Dämonen viele Ochsen zum Opfer zu schlachten pflegen, soll ihnen auch dafür irgendein Fest umgestaltet werden, so dass sie sich am Tage der Kirchenweihe... um die Kirchen herum, die aus veränderten Heiligtümern entstanden sind, Hütten aus Baumzweigen machen und das Fest durch religiöse Schmäuse feiern.“

– Beda, Historia ecclesiastica gentis Anglorum I, 30

Die Angelsachsen feierten ihre öffentlichen rituellen Feste, die durch Kultopfer und Opfermahle begleitet wurden, an bestimmten heiligen Orten im Freien oder in Kulthallen. Die jeweiligen Bestimmungen und Zwecke änderten sich in den nachfolgenden Epochen. Die Gottheiten hatten in bildnerischen Darstellungen in der Regel das Aussehen von herkömmlichen Pfahlgötzen. Zu diesen öffentlichen und gemeinschaftlichen religiösen Riten kam der private Kult in der agraisch lebenden Haus- und Hofgemeinschaft.

Grundlegend und prägend für die 150-jährige pagane Zeit bis zur umfassenden Christianisierung der Angelsachsen auf der Britischen Insel war die gemeinsame Herkunft aus den Gebieten der norddeutschen Niederung beziehungsweise der Kimbrische Halbinsel; größtenteils aus dem heutigen Schleswig-Holstein und den Elbmarschen. Jene germanischen Volks- und Stammesgruppen bildeten den Kern der späteren Angelsachsen und hatten als Glieder der Ingwäonischen Kulturgruppe an den Entwicklungen des religiös-kulturellen Ritus bis zur römischen Kaiserzeit und der Zeit bis zum Exodus Anteil. Somit waren die wesentlichen Grundzüge von der religiösen Kultpraxis geprägt und relativ homogen sowie durch die Übernahme keltischen Gutes eng verwandt mit den kontinentalen Verhältnissen. Deren Entwicklung war jedoch gleichfalls in Bewegung und muss unter dem Gesichtspunkt der makropolitischen Umstände der Völkerwanderung betrachtet werden.

Tacitus schilderte die Vegetationsriten der ingwäonischen Völker in Verbindung mit dem Nerthuskult. Die wesentlichen Vorstellungen von den Gottheiten des 1. Jahrhunderts nahmen die Angelsachsen mit.

Archäologische Funde, die im Kontext von Opferhandlungen stehen, dokumentieren die religiösen Kulte der Germanen. Gleichartige Zeugnisse aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. im gesamten germanischen Raum des Nordens und Südens zeigen, dass Orte mit sakraler Bedeutung bewusst von der profanen Lebenswelt getrennt wurden. Feuchte Stellen wie Seen, Moore, Flüsse, Quellen und Landmarken waren die gewählten Orte für die Opferhandlungen. Erst in der nachrömischen Eisenzeit änderte sich dies mit stärker werdender Tendenz zur Verlagerung auf trockenen Grund.[2]

An der späteren Entwicklung waren die Angelsachsen nur teilweise beteiligt, von der nur die Neigung zum Quellopfer geblieben ist und in der Ortsnamenforschung über den ganzen englischen Teil der britischen Insel als sakraler Bezug zu Quellen und fließendem Wasser belegt ist. Für den Süden- und Südwesten Englands sind in den mittelalterlichen schriftlichen Texten mehrmals Varianten von „on (to) halgan wylle, welle“ festzustellen, andere sakrale Gewässer sind „to halgan forde, Halgeford(t)e“ und „broces to halgan welle“ broces ist gleich dem niederdeutschen Begriff Bruch, Bro(c)k für eine sumpfige Geländeniederung. Noch heutige englische Ortsnamen, die auf der Namensform Holywell variieren, bezeugen die Stellung von Quellen und im übertragenen Sinn Feuchtgebiete im religiösen Kultus der Angelsachsen.[3]


[Bearbeiten] Tempel und Priester

[Bearbeiten] Tempel, Kultorte

Neben den gewählten natürlichen sakralen Orten, die als Kultorte neu erschlossen oder von den heidnischen Briten übernommen wurden, kommen im Wald auf Lichtungen angelegte Kultstätten hinzu; in Folge auch separierte und kultivierte baumbestandene Haine (Tac. Germ. Kap.39 Opferhain der Semnonen), die nach zunächst freier Gestaltung später eingehegt wurden. Die bewusste Nutzung von umwaldeten oder baumbewachsenen Orten steht eng mit den indogermanisch übernommenen Baumkulten in Verbindung:[4] „Heilige Wälder gab es auf jeden Fall früher als Tempel und Altäre“.[5] Über die reine Semantik der „Einhegung“ hinaus erschließt sich die Entwicklung hin zu baulichen Orten, wie beispielsweise dem Tempel.

In der angelsächsischen Sprache wird der „Tempel, Hain“ mit „ealh“ und in der gotischen Sprache mit „alhs“ (basierend auf *germ. „alh“) bezeichnet. Die Begriffe bedeuten ursprünglich „heiliger Hain“ und sind auf die indogermanische Wurzel „*alek-, *h₂lek“ – „heiliger Baum, Holzgötze“ zurückzuführen, haben aber auch die Bedeutungen „Kraft, Macht und Schutz“.

Die Bezeichnung „bearu“ (Wald) kann mit „heiliger Hain“ übersetzt werden, da nach Beda „æt Bearwe“ (dort vor Ort) Kirchen errichtet wurden (Hist. Ecc. IV, 3; V, 2). Der angelsächsische Ausdruck „hearg“ für „Tempel“ ist wörtlich mit „Steinhaufen, Opferstätte“ gleichzusetzen, wobei der Bedeutungsbogen von „heiligen Orten“ über „göttliche Macht“ bis zu einem „bestimmten Idol“ gespannt werden kann.[6] Alte Opferstätten sind als Steinhaufen archäologisch belegt; vermutlich als Altar oder Sitz eines Idols, verehrten Pfahls, oder Götterfigur. Der angelsächsische Begriff für Altar lautet „wīgbed“ und meint „Götzen- oder Heiliger Tisch“.[7]

Zahlreiche Ortsnamen, die von ealh, hearg abzuleiten sind, deuten auf germanische Kultstätten in England. Bedas Bericht über die Bekehrung des anglischen Priesters Coifi nennt den Standort des Tempels Godmundingaham aus der Zusammensetzung mit God. Viele Kirchen wurden auf ehemaligen heidnisch genutzten Orten errichtet; beispielsweise die Kathedrale von Canterbury auf dem Boden eines ehemaligen angelsächsischen Tempelbezirks. Zwar riet die päpstliche Seite, heidnische „Tempel“ in christliche Kirchen umzuwandeln, es konnte jedoch bis heute kein Nachweis erbracht werden, dass tatsächlich ein germanischer Tempelbau kirchlichen Zwecken zugeführt wurde. Vielmehr liegen Berichte über deren Zerstörung vor. Dem päpstlichen Brief an Augustin ist nicht zu entnehmen, dass die Angelsachsen „Tempel“ mit Wänden und Dächern gemäß dem lateinischen Verständnis nutzten.[8]

Der zum Christentum bekehrte Coifi verbrannte in Folge den Tempel in Godmundingaham und andere Heiligtümer, was nicht nur für eine hölzerne Einhegung, sondern auch für eine massive hölzerne Gesamtstruktur spricht. Zum anderen sind deshalb auch keine konstruktiven Spuren erhalten geblieben beziehungsweise archäologisch nachweisbar.[9]

Die eigentliche, und spezifisch angelsächsische Begriffsneubildung ist friðgeard „heiliger eingefriedigter Ort“, der Frieden der am Kultort herrschte hängt direkt mit dem germanischen Rechtsverständnis zusammen wie der Vergleich zu dem isländischen „Thingfrieden“ zeigt und auch zum kultischen Selbstverständnis der unbedingten Gebundenheit. Eine Verletzung dieses Friedens hatte drastische Sanktionen zur Folge. Solche Sanktionen werden beispielsweise drastisch im Lex Frisionum geschildert.

„Qui fanum effregerit et ibi aliquid de sacris tulerit, ducitur ad mare, et in sabulo, [...] findinatur aures eius, et castratur et immolatur diis, quorum templa violavit.“

„Wer ein Heiligtum aufbricht und dort etwas von den Weihsachen nimmt, werde zum Meer geführt, und auf dem Sande, [...] werden seine Ohren aufgeschlitzt, und er wird entmannt, und den Göttern hingeopfert, deren Tempel er entweihte.“

– Titula XI. de honore tempulorum

Die angelsächsischen Begriffe für „Tempel“ werden somit alle unter dem Gesichtspunkt des gemeingermanischen Charakters von geweihten Kultstätten, als einen eingefriedeten Hain gesichert bestätigt.[10]

[Bearbeiten] Priester, andere sakrale Personengruppen

„Statimque, abiecta superstitione uanitatis, rogauit sibi regem arma dare et equum emissarium, quem ascendens ad idola destruenda ueniret. Non enim licuerat pontificem sacrorum uel arma ferre, uel praeter in equa equitare.“

„Sogleich warf er den abergläubischen Wahn ab und bat den König, ihm Waffen und einen Hengst zu geben, damit er ihn besteigend hinreiten könne, die Götterbilder zu zerstören. Es war nämlich dem Opferpriester nicht erlaubt gewesen, Waffen zu tragen noch anders als auf einer Stute zu reiten.“

– Beda Hist. ecc. Anglorum II, 13

Die gottesdienstlichen Handlungen der Germanen werden bei Tacitus (Germ. Kap.10) unterteilt in öffentliche Kulthandlungen eines Staatspriesters sacerdos civitates, und die eines pater familias, dem Familienoberhaupt als Hauspriester.[11] Die priesterlichen Aufgaben, von Tacitus beschrieben, bilden ein gemeingermanisches Muster mit lokalen Verschiebungen. Diese Aufgaben beinhalten vor allem die Leitung der Opferhandlungen, von feierlichen Riten und Umzügen an Festtagen, okkulten Handlungen von Viehbesprechungen und Exorzitien, die medizinische Betreuung, richterliche Befugnisse, Eheschließungen, Eröffnung der Thingversammlung. In Island hatte das Hof- und Familienhaupt diese Funktion inne als Gode, Besitzer des privaten Tempels und Götterbildes (Idolatrie). Vermutlich hatten die angelsächsischen Eigennamen Gode, Goda und die Bezeichnung heargweard die Nebenbedeutung von der des Tempelbesitzers. Andere Eigennamen sind vermutlich mit Priestertitel in Verbindung zu setzen.[12] Die Ansätze einer priesterlichen Organisation beziehungsweise einer gesonderten Priesterkaste sind wenn, dann auf römisch-hellenistische und keltische Einflüsse begründet. Neben den Angelsachsen sind diese Ansätze bei den Langobarden festzustellen die ebenfalls solche kulturelle Einflüsse aufnahmen.[13]

Die Frage einer weiblichen Priesterschaft bleibt unbeantwortet, aus dem Wortschatz des angelsächsischen und aus den zeitgenössischen Quellen ist dies nicht zu entnehmen. Die angelsächsischen Priester durften keine Waffen tragen, sie gehörten nicht zu den Kriegern, und durften nur Stuten als Reittiere benutzen. Neben der zentralen Aufgabe der Verrichtung von Opferhandlungen –als Opferpriester– war die Position des Ratgebers, besonders für den Adel und den politischen Entscheidungsträgern, eine weitere bedeutende Funktion. Ausgehend vom Begriff für Opfer/Opfern blōtan, und vergleichend der späteren christlichen Wortbildung wēofod-þegn „Altardiener“, bedeutet der Begriff þyle wie im altnordischen Þulr einen Kultredner mit sakraler Funktion, in den schriftlichen angelsächsischen Quellen aber auch „Rat der Fürsten, Dichter“ (Glossen im Beowulf).[14]

Wie der gemeingermanische Adel, so hatte auch der angelsächsische Adel, insbesondere der König, neben der offiziellen politischen Macht und Gewaltenausübung immer auch eine sakrale Bedeutung und Funktion. Die angelsächsischen Könige hatten einen nicht zu unterschätzenden hohen Grad an Einfluss auf den Staatskult. Tacitus berichtete schon über ein Königspriestertum, dessen sakrale Funktion auch in den wikingerzeitlichen nordischen Quellen zu finden ist. Nordische Könige gaben zu Lebzeiten Segen und wurden nach ihrem Tod vergöttert, und angelsächsische Könige führten Ihre Sakralabstammung auf Wōden zurück. Das frühmittelalterliche Staatschristentum der Angelsachsen und der Franken ist auf den ehemaligen heidnischen Kult und dessen enge Verbindung zum germanischen Staatswesen zurückzuführen.[15]

[Bearbeiten] Opfer, Gebet und kultische Feste

[Bearbeiten] Opfer und Feste

„..ita ut in morem antiquorum Samaritanorum et Christo seruire uideretur et diis, quibus antea seruiebat; atque in eodem fano et altare haberet ad sacrificium Christi, et arulam ad uictimas daemoniorum..“

„..es hatte den Anschein, als ob er (Redwald) nach dem alten Brauche der Samariter zugleich Christus und den Göttern diente, denen er vorher anhing, denn im selben Heiligtum hatte er einen Christus geweihten Altar und einen kleinen Altar für die Opfer an die Heidengötter..“

– Beda, Hist. ecc. gen. Angl. II, 15

Das germanische Opfer bestand vor allem aus Bitt- und Dankopferhandlungen. Die Opfer wurden bei dem öffentlichen Gemeinschaftsritus, wie bei den privaten Kulthandlungen aus dem Zweck heraus durchgeführt, der in der Regel mit den Opfergaben inhaltlich in Verbindung stand. Direkte schriftliche Quellen zu den angelsächsischen Opfer- und Festbräuchen bestehen nicht, die sprachlichen Zeugen, die Begriffe, stammen aus christlicher Zeit und Anwendung, aber sind älter als das angelsächsische Christentum und nur eine kleine Anzahl stehen tatsächlich mit dem paganen Kult und Ritus in enger Verbindung.[16] Die angelsächsischen Begriffe für das Opfer beziehungsweise die konkrete Opferhandlung ist zu Einem, das oben genannte blōt, blōtan, welches im altnordischen blót und im althochdeutschen blŏzan Erwiederung findet. Und zum anderen der Begriff lāc, welcher mit dem gemeingermanischen Begriff *laikaz tanzen, hüpfen in semantischer Verbindung steht (siehe auch bei Oslac). Blōtan hat unter anderem die Bedeutung von stark machen, stärken, eine Verwandtschaft zu blōd, Blut besteht wie im ganzen germanischen Raum nicht.[17]

Der Opferer beziehungsweise opfernde Priester ist der blōtere, blōtorc ist das Opfergefäß, welches zu bestimmten in den Jahreszeiten stattfindenden Festen Verwendung fand unter anderem am blōt-mōnað, dem Opfermonat November (siehe Goi-blot). Lāc bedeutet die Gabe, Opfer und in den Verbindungen bærne-lāc und cwic-lāc Brand- und Tieropfer. Der Begriff hat aber noch weiter Bedeutungen wie unter anderem Spiel, Kampf und Beute. Geopfert wurden Tiere, Feldfrüchte und Gegenstände des alltäglichen Bedarfs von durchaus höheren materiellen Wert, aber besonders durch den ideellen, kultbezogenen Wert. Die für die Opferung tauglichen Tiere, wurden unter den altenglischen Begriff tīber, tīfer, althochdeutsch zebar gefast, die untauglichen beziehungsweise nicht verwendetetn Tiere folglich als „Ungeziefer“ bezeichnet. Ein Bezug zwischen der Art des Opfertiers und der Gottheit für welche das Opfer bestimmt ist wird angenommen. Für den angelsächsischen Bereich wären das für Þunōr Ziegenböcke, Tīw vielleicht Stiere/Rinder und für Wōden Pferde.[18] Papst Gregor erwähnte in seinem Brief an Augustinius das abhalten von großen Tieropferndurch die Angelsachsen, dies mit rituellen Schlachtungen und in großer Anzahl von Rindern.[19] Beim Akt des opferns wurde die Örtlichkeit, der Altar und gegebenenfalls das Idol des Gottes für dem das Opfer abgehalten wurde, mit Blut bespritzt oder bestrichen sowie über die teilnehmenden Personen. Der altenglische Begriff für segnen, heiligen lautet verblasst blētsian zur ursprünglichen Form *blōdisōn „mit Blut röten“. Zudem wurde das Blut des Opfertieres als Kulttrunk verzerrt.[20] Die Bedeutung des Begriffs lāc hinsichtlich ausgelassenen Tanzes –des Kulttanzes an sich– zeigt die wechselwirkende Verbindung zwischen dem ernsten religiösen Akt des Opferns und der profanen Welt des sich anschließenden Opfer- und Festmahls, das begleitet wird, oder zuvor zum Opfer, durch kultische Umzüge, sportliche Wettkämpfe die auf Ausdauer und Kraft ausgelegt waren. Die northumbrische Festhalle von Yeavering aus dem 6. – 7. Jahrhundert wurde fälschlich für ein Gebäude mit reiner Tempelfunktion gehalten, wobei Einzelheiten von den vergleichbaren nordgermanischen Kulthallen aus späterer Zeit abweichen. Siedlungsspuren sind nicht zu finden, jedoch abgelegte Knochenreste von Rindern, die als Reste von Kult- und Opfermahlen deutbar sind.[21] Spätere kirchliche Erlasse untersagten dem zumeist in bäuerlichen Strukturen lebenden Angelsachsen den Genuss von Blut und Fleisch der Opfertiere, sowie begleitende Praktiken wie beispielsweise das Aufhängen von Tierhäuten.

Ausgelassenen rituellen Feiern begegnet man in der germanischen Welt, und darüber hinaus bei anderen historischen Religionen, besonders bei Vegetationsriten begleitet von einer deutlichen sexuellen Konnotation (Nerthuskult bei Tacitus, Freyerkult zu Upsalla bei Adam von Bremen). Die Verehrung von Muttergottheiten (Terra Mater) ist altererbt und findet sich in der germanischen Welt des 1. Jahrhunderts in den niederrheinischen Matronenkulten wieder. Beda berichtet von den kultischen Umzügen zur Verehrung einer mōdra die in der mōdra nect, das fruchtbarkeitsrituelle Moment scheint hier aber schon erweitert worden mit dem Bezug auf den Toten- und Seelenkult.[22] In diesem Rahmen frühjährlicher Vegetationsriten wird auch die von Beda beschriebenen Ēostra in Bezug stehend gesehen –in Analogie zu den Matronen- und Disenkulten beziehungsweise der altsächsischen Idisi.[23]

Fruchbarkeitsriten einschliesslich der Abhaltung von damit verbundenen Opferfesten lassen sich zeitlich festlegen für den ausgehenden Winter und Frühlingsanfang heutige Brauchtümer wie Maifeiern und Maibäume sind Nachläufer des einstigen nicht nur angelsächsischen paganen Ritus. Mitte September wurde im Hāligmōnað ein Herbstopfer gefeiert, sowie zur Wintersonnenwende das Julopfer.

[Bearbeiten] Gebet und Idolatrie

[Bearbeiten] Zauber und Magie

[Bearbeiten] Seelen, Ahnen und Totenkult

[Bearbeiten] Geister und Wesen der niederen Mythik

[Bearbeiten] Christianisierung

Wohl ab dem 6. Jahrhundert begann die Christianisierung der angelsächsischen Völker. Es waren zuerst die Adeligen, die sich dem neuen Glauben zuwandten. Beda berichtet, welche Gründe sie bewegten: Im Rat von König Edwin vergleicht einer seiner Gefolgsleute das Leben, wie sie es bisher kannten, mit dem Flug eines Spatzes, der aus einem eiskalten Sturm in eine warme, erhellte Met-Halle fliegt – und wieder hinaus in den Sturm.

„Ipso quidem tempore, quo intus est, hiemis tempestate non tangitur, sed tamen paruissimo spatio serenitatis ad momentum excurso, mox de hieme in hiemem regrediens, tuis oculis elabitur. Ita haec uita hominum ad modicum apparet; quid autem sequatur, quidue praecesserit, prorsus ignoramus. Unde si haec noua doctrina certius aliquid attulit, merito esse sequenda uidetur“

„Während der Zeit, in der er sich drinnen aufhält, wird er vom Wintersturm nicht berührt, doch nach einem kurzen Moment der Heiterkeit verschwindet er bald aus deinen Augen, geht zurück in den Winter, aus dem er gekommen ist. So erscheint das Leben der Menschen für kurze Zeit; was aber darauf folgt, oder was ihm vorausging, darüber wissen wir nicht das Geringste. Wenn nun diese neue Lehre (Christentum) irgendwelches sichereres Wissen beiträgt, verdient sie es, befolgt zu werden.“

– Beda, Hist. ecc. gen. Angl. II,12-13

Dennoch war der Glaubenswechsel kein unbedingter Religionswechsel. An der Person Edwins wird deutlich das der Prozess sich mehrere Jahre hinzog und letztlich auch und vor allem aus staaatspolitischer Räson zum Abschluss kam. Bis zum 9. Jahrhundert hatte das Christentum den ursprünglichen Glauben der Angelsachsen verdrängt; dieser lebte nur im Volksglauben weiter.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Arno Borst: Lebensformen im Mittelalter. Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-548-26513-8.
  • Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte (2 Bände). Walter De Gruyter, Berlin 19703.
  • Karl Helm: Altgermanische Religionsgeschichte (2 Bände). Carl Winter, Heidelberg 1913 – 1953.
  • Rudolf Much, Herbert Jankuhn, Wolfgang Lange: Die Germania des Tacitus. Carl Winter, Heidelberg 1967.
  • Ernst Alfred Philippson: Germanisches Heidentum bei den Angelsachsen (Kölner anglistische Arbeiten Bd.4). Verlag Bernh. Tauchnitz, Leipzig 1929.
  • Louis J. Rodrigues: Anglo-Saxon Verse Charms, Maxims & Heroic Legends. Pinner, 1993, ISBN 1-898281-01-7.
  • Herbert Jankuhn, Heinrich Beck u.a. (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd.1, de Gruyter, Berlin – New York 1968/73 – 20072, ISBN 311016227X.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. Kröner Verlag, Stuttgart 1984 – 20063, ISBN 3-520-36802-1.
  • Rudolf Simek: Religion und Mythologie der Germanen. WBG, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16910-7.
  • Ake V. Ström, Haralds Biezais: Germanische und Baltische Religion. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-17-001157-X..

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Klerikales Schrifttum, Historien - insbesondere Kirchenhistorien, besonders Beda Venerabilis in Historia ecclesiastica gentis Anglorum.

[Bearbeiten] Belege

  1. Die wissenschaftliche Klassifizierung wird u. a. bei A.Ström, Karl Helm und in der Theologischen Real-Enzyklopädie unter dem Stichwort Germanische Religion plausibel erläutert.
  2. Michael Müller-Wille: Opferkulte der Germanen und Slaven, Theiss, Stuttgart 1999. S. 7, 8. Philippson: S. 44.
  3. Philippson: S. 47, 48.
  4. Philipsson: S.183, 184. die Begriffe der lateinisch sprechenden, oder schreibenden zeigen diesen Umstand an, templum et castrum, und meistens als lucus, fanum, nemus wiedergegeben. Zum Vergleich, Franz Rolf Schröder: Ingunar-Freyer Tübingen 1941, S. 9–15. Betreffend des germanischen Baumkultes.
  5. Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie, S. 406 „Tempel“.
  6. Vilhelm Grønbech: „Kultur und Religion der Germanen“, Bd. 2, S. 371, 372. In althochdeutscher Sprache „harug(c), haruch“, altnordisch „hórgr“.
  7. Ström, Biezais: S. 110, 111. Walter Baetke: Das Heilige im Germanischen, Tübingen 1942, S. 90 – 92. Das altenglische wēoh und anglische wíg gehört zum urgermanischen *wīhaz und könnte auch in England „Heiligtum“ aber auch ein Götterbild (Idol) bedeutet haben.
  8. Philipsson: S. 185 incl. Fußnoten. De Vries: Bd. 1 §§ 264, 265, 266.
  9. Simek:Religion und Mythologie der Germanen, S. 89.
  10. Philipsson: S.190
  11. Much, Jankuhn, Lange: S. 192; u.a. Priester am Stammesheiligtum.
  12. Ealhweard, Ealhmund, Oshelm, Oslac (Os vergl. altnordisch Ase), Godmund u.a.
  13. Helm: Bd. 2., Teil 2., §126 S. 189.
  14. Philipsson: S. 182. Helm: Bd.2, Teil 2, §126 S.188,189. Simek: Lexikon d. germ. Myth. S. 435 „Thulr“.
  15. Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. S. 358 – 360 „Sakralkönigtum“. Philipsson: S. 180 – 182.
  16. Philippson: S. 192.
  17. Zum Vergleich: Walter Baetke: Wörterbuch zur Altnordischen Prosaliteratur, Berlin 19762, S. 59 blót, blótan. Philippson: S. 192.
  18. Simek: Lexikon d. germ. Myth. S. 438 „Tieropfer“.
  19. Simek: Religion und Mythologie der Germanen. S. 90
  20. Philippson: S. 195, 198
  21. Simek:Religion und Mythologie der Germanen, S. 91.
  22. Beda: De temporum ratione, Kap. 15. Philippson: S. 66, 122
  23. Simek: Lexikon der germanischen Mythologie, S. 90 „Eostra“, 73 „Disen“, 217 „Idisi“. Helm: Bd.2, Teil 2, §§ 162 S. 277 - 280.

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