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Thomas Harriot – Wikipedia

Thomas Harriot

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Thomas Harriot 1602
Thomas Harriot 1602

Thomas Harriot (* 1560 in Oxford; † 2. Juli 1621 in Sion House bei Isleworth, Surrey) war ein englischer Mathematiker, Naturphilosoph und Astronom. Er gründete die English School of Algebra.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Laut Immatrikulation in Oxford im Dezember 1577 war sein Vater plebejischer Herkunft. In seinem Testament von 1621 nennt er eine Schwester und einen Cousin, und das ist alles was man von seiner Familie weiß. Er hörte in Oxford neben dem klassischen Curriculum wahrscheinlich auch Richard Hakluyt über die Geographie der Neuen Welt und wurde vielleicht von diesem an Sir Walter Raleigh empfohlen, in dessen Dienste er 1583 trat. Dort unterrichtete er u.a. Navigation in Vorbereitung des Siedlungsversuchs in Virginia unter Sir Richard Grenville, an dem Harriot teilnahm. 1588 veröffentlichte er ein Buch A brief and true report of the new found land of Virginia. Als Raleigh 1592 in den Tower gesperrt wurde, wechselte Harriot den Patron in der Gestalt von Henry Percy, 9.Earl of Northumberland, einem Freund Raleighs. Von ihm erhielt er eine hohe Pension und lebte auf dessen Grundbesitz Sion House an der Themse für den Rest seines Lebens. 1593 kam er selbst in Schwierigkeiten, als dem bereits berühmten Dichter und Dramatiker Christopher Marlowe wegen Atheismus der Prozess gemacht werden sollte, wobei in einer Äußerung eines Denunzianten (sog.Baines Notes[1]) über Marlowe auch der Name Harriot fiel[2]. Der auffällige Tod Marlowes zum gleichen Zeitpunkt, der nichts mit seiner Anklage wegen Atheismus zu tun hat, verhinderte den Prozess. In dieser Zeit soll er der „Schule der Nacht“ angehört haben, einer kritischen Gruppe von Intellektuellen und Adeligen. 1604 wurde Harriot auch in den Gunpowder Plot hineingezogen. Der Cousin seines Gönners Percy hatte die Räume unter dem Parlament gemietet, in dem die Pulverladung gestapelt wurde. Der Earl kam 1605-1621 in den Tower, Harriot selbst wurde aber nur kurz inhaftiert - man beschuldigte ihn ein Horoskop über den König Jakob I. gestellt zu haben.

Harriot starb 1621 an Nasen-Krebs, an dem er längere Zeit litt. Eine Erinnerungstafel an der Bank von England erinnert an seine Grabstelle, die dem großen Brand von London 1666 zum Opfer fiel.

[Bearbeiten] Werk

Als Mathematiker erforschte er u.a. Gleichungen, fand wichtige Beziehungen zwischen den Koeffizienten und Wurzeln und 1603 die Inhaltsformel für das sphärische Dreieck. Harrriot war es auch, der die Zeichen = (ist gleich), < (kleiner) und > (größer) in die Mathematik einführte. Sie treten erstmalig in seinem 1631 posthum veröffentlichten Werk Artis analyticae praxis auf, welches er vermutlich um 1610 verfasst hat.

In Zusammenhang mit Arbeiten zum Kartenzeichnen erkannte er als erster 1590 die Winkeltreue der stereografischen Projektion. Weiter berechnet er im selben Jahr als einer der Ersten eine Bogenlänge (für die als Loxodrome in der Navigation wichtige Kurve). In seinen Papieren fanden sich auch Interpolationsformeln (die Anfangsterme der Newton-Gregory Formeln), die vielleicht kurz darauf von Briggs für seine Logarithmentafeln verwendet wurden.

Als Astronom verwendete Harriot als einer der ersten das Teleskop für die wissenschaftliche Himmelsbeobachtung. Er fertigte die ersten Zeichnungen der Mondoberfläche an und studierte die vier hellsten Monde des Planeten Jupiter. Harriot entdeckte wohl als erster die Sonnenflecken. Dies geht aus einer Entdeckung hervor, die der deutsche Astronom Franz Xaver von Zach machte. Er fand 1786 Manuskripte von Thomas Harriot. Hierin sind 199 Fleckenzeichnungen enthalten, von denen die erste am 3. Dezemberjul./ 13. Dezember 1610greg. angefertigt wurde. Diese ersten Zeichnungen wurden jedoch nicht von Harriot veröffentlicht, so dass Johannes Fabricius als erster die Existenz der Sonnenflecken in einer wissenschaftlichen Abhandlung veröffentlichte.

Harriot entdeckte bereits 1601 das Brechungsgesetz des Lichts, also vor Willebrord Snell, versäumte es aber auch hier, seine Entdeckung zu veröffentlichen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Harriot Artis analyticae praxis (dt. Praxis der Rechenkunst), 1631 posthum veröffentlicht
  • J.Shirley Thomas Harriot- a biography, Clarendon Press, Oxford 1983
  • Stillwell Mathematics and its history, 2.ed., Springer 2002
  • Lohne Thomas Harriot als Mathematiker, Centaurus Bd.11, 1965, S.19-45
  • ders. Essays on Thomas Harriot 1-3, Archive Hist.Exact Sciences Bd.20, 1979, S.189-312

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literaturangaben und Notizen

  1. http://www2.prestel.co.uk/rey/baines1.htm
  2. Susanne S. Webb, Raleigh, Hariot, and Atheism in Elizabethan and Early Stuart England, Albion: A Quarterly Journal Concerned with British Studies 1969


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