Großrückerswalde
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Regierungsbezirk: | Chemnitz | |
Landkreis: | Mittlerer Erzgebirgskreis | |
Höhe: | 536 m ü. NN | |
Fläche: | 26,69 km² | |
Einwohner: | 3882 (31. Dez. 2006)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 145 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 09518 | |
Vorwahl: | 03735 | |
Kfz-Kennzeichen: | MEK | |
Gemeindeschlüssel: | 14 1 81 140 | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Marienberger Str. 108 09518 Großrückerswalde |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Jörg Stephan (hauptamtlich) | |
Lage der Gemeinde Großrückerswalde im Mittlerer Erzgebirgskreis | ||
Großrückerswalde ist eine Gemeinde im Mittleren Erzgebirgskreis in Sachsen (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Die Gemeinde Großrückerswalde liegt im und am Tal der Preßnitz (Fluss). Der höchste Punkt des Ortes ist das Alte Gericht mit 742 m, der niedrigste Punkt ist an der Mündung der Preßnitz in die Zschopau mit 395 m. Das 3 km lange Waldhufendorf Großrückerswalde liegt in einer Ost-West-Richtung in einem rechten Nebental der Preßnitz. Das 1 km lange Waldhufendorf Streckewalde liegt am Westhang des Preßnitztales. Mauersberg, ebenfalls ein Waldhufendorf, liegt auf einer Hochfläche westlich der Preßnitz. Niederschmiedeberg liegt im Preßnitztal als ehemalige Ansiedlung um ein Hammerwerk. Schindelbach ist ein kleinere Ansiedlung in einem östlichen Nebental der Preßnitz.
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Nachbargemeinde im Nordosten bis Südosten ist Marienberg, im Süden Arnsfeld, im Südwesten Mildenau und im Westen Thermalbad Wiesenbad. Im Nordwesten ist Wolkenstein Nachbargemeinde.
[Bearbeiten] Gliederung
- Großrückerswalde mit Boden
- Mauersberg
- Niederschmiedeberg
- Schindelbach
- Streckewalde
- Wolfsberg
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Großrückerswalde mit Boden und Schindelbach
Großrückerswalde wird 1386 erstmals urkundlich als Rotgerswalde erwähnt. Das Dorf wurde im Zuge der deutschen Ostsiedlung in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründet und erhielt zu dieser Zeit eine erste Pfarrkirche. Über deren Aussehen ist nichts bekannt. 1457/60 (dendro) erhält die Kirche ein hölzernes Wehrgeschoss und wird damit zur Wehrkirche. Boden wird 1525 erstmals als Fotzenbodem erwähnt. Das Vorwerk (Rittergut) Rückerswalde wird 1541 von Andreas von Berbisdorf erworben. In den Jahren 1543 und 1544 wird durch den Rat der Stadt Marienberg das „halbe Dorf“ Boden, die Bodenmühle, Mauersberg und der Schindelbacher Wald gekauft. Der erste erwähnte Lehrer stirbt nach etwa 50jähriger Dienstzeit im Jahr 1568. Durch die Pest sterben 1583 72 Personen. In Erinnerung an dieses Ereignis wurde das sog. Pestbild in der Kirche geschaffen. Es nennt die Namen der Gestorbenen sowie ist eine der ältesten bildlichen Darstellung eines Dorfes in Sachsen. Zwischen 1590 und 1611 werden die Mühlen in Judenstein, Hirschleithe und am Fichtebach errichtet. 1705 wird ein Schulgebäude errichtet. 1707 wird der Ort „Fernrückerswalde“ genannt. Der Graf zu Solms und Tecklenburg kauft 1744 das Rittergut. 1752 wird Schindelbach erstmals urkundlich erwähnt. 1801 wird eine Feuerspritze erworben und ein Jahr später ein hölzernes Spritzenhaus errichtet. 1810 brennen das Rittergut sowie das Schloß ab. 1820 wird der Ort erstmals „Großrückerswalde“ genannt. 1821 wird in Boden eine steinerne Brücke über die Preßnitz errichtet. Um 1850 wird der Rittergutsbezirk mit den Ortsteilen Fichtenbach, neue Häuser, Scheidebach und Haus am Wasser eine eigene Gemeinde (Rückerswalde). 1864 wird das alte Schulgebäude durch einen Neubau ersetzt. Eine Postagentur wird 1880 eingerichtet. Die Freiwillige Feuerwehr Großrückerswalde wird am 13. Februar 1881 gegründet, die Freiwillige Feuerwehr Rückerswalde wird 1891 gegründet. 1887 wird eine Fernsprechleitung nach Marienberg errichtet. Am 31. Mai 1892 wird die Preßnitztalbahn Wolkenstein–Jöhstadt eingeweiht. In Schindelbach wird 1894 ein Schulgebäude errichtet. 1911 wird ein Gemeindeamt errichtet. An die Elektrizitätsversorgung wird der Ort 1913 angeschlossen. Zu einer Grippeepidemie kommt es 1918. 1924 werden die Freiwilligen Feuerwehren in Boden und Schindelbach gebildet. Schindelbach wird 1927 an die Elektrizitätsversorgung angeschlossen. Der Rittergutsbezirk Rückerswalde wird 1930 nach Großrückerswalde eingemeindet. Infolge des Kirchenkampfes zwischen den Deutschen Christen und den Bekennenden Christen kommt es zu einer zeitweisen Spaltung der Kirchgemeinde. Auf dem Hänelberg wird in den Jahren 1935/1936 eine Segelflugschule errichtet. Boden wird mit seinem Ortsteil Schindelbach 1936 nach Großrückerswalde eingemeindet. Durch die Gesellschaft für Sport und Technik wird 1950 der Flugplatz übernommen. 1956 wird in Schindelbach eine Wasserleitung gebaut. In den Jahren 1961 bis 1963 wird das Schulgebäude neu gebaut (ab 1978 mit Lehrschwimmbecken). Am Hänelberg werden 1968 Sprungschanzen (13 m und 27 m) errichtet. In den Jahren 1969 bis 1979 wird die Ortswasserleitung gebaut. Trotz heftiger Proteste der Bevölkerung wird 1986 die Preßnitztalbahn stillgelegt und in den folgenden Jahren komplett demontiert. Mit den Gemeinden Mauersberg und Niederschmiedeberg wird ab dem 1. Januar 1993 eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart. Der Flugplatz erhält im gleichen Jahr den Status als Verkehrslandeplatz. Am 1. Januar 1994 werden Mauersberg und Niederschmiedeberg eingemeindet. 1996 wird die Evangelische Mittelschule „Erhard und Rudolf Mauersberger“ gegründet. Am 1. Januar 1999 wird Streckewalde eingemeindet. Ein Hochwasser am 5. Juli 1999 fordert in Schindelbach ein Todesopfer.
[Bearbeiten] Mauersberg
Im Zusammenhang mit der Bucher Klosterfehde wird der Ort Mauersberg 1291 erstmals urkundlich als Ursberg erwähnt. Zu dieser Zeit gehört das Dorf zum Besitz des Klosters Buch bei Leisnig. Um 1300 werden die obererzgebrigischen Besitzungen des Klosters an die Grundherren von Waldenburg auf Wolkenstein verkauft. Seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts besitzt Mauersberg eine kleine Wehrkirche und wird von den Franziskanern des Annaberger Klosters betreut. Mit der Reformation 1537 wird Mauersberg Filialkirche von Großrückerswalde. 1544 wird das Dorf von Bergstadt Marienberg erworben. 1654 wird eine Eisensteinzeche angelegt. Eine Dorfschule wird 1655 eingerichtet. 1721 wird Mauersberg selbstständige Parochie. 1844 werden durch den Freiberger Professor Friedrich August Breithaupt die hier gefundenen Mineralien Bodenit und Muromonerit beschrieben. 1882 wird ein neues Schulgebäude errichtet. 1889 wird die alte Wehrgangskirche abgerissen und durch einen neugotischen Bau ersetzt. 1892 wird die Preßnitztalbahn eröffnet. Die Freiwillige Feuerwehr wird am 15. Februar 1896 gegründet. Der Anschluss ans Elektrizitätsnetz erfolgt 1913. In den Jahren 1932 bis 1938 ist Mauersberg Filialkirche von Großrückerswalde. Auf der Richterhöhe wird 1939 eine Flugwache der Wehrmacht errichtet. 1949 bis 1953 wird die von Rudolf Mauersberger gestiftete Kreuzkapelle errichtet. Die Kapelle ist der abgerissenen Wehrkirche nachempfunden. Die Wasserleitung wird 1970 in Betrieb genommen. 1986 wird der Ski-Lift am Bodenberg eröffnet. Am 1. Januar 1994 wird Mauersberg nach Großrückerswalde eingemeindet. 1997 beginnt der Bau der zentralen Abwasserentsorgung und der Anschluss ans Gasnetz.
[Bearbeiten] Niederschmiedeberg
Der Ort wird 1501 erstmals urkundlich als „der nyder hamer schmit“ erwähnt. Die ältesten Urkunden über Bergbau in Niederschmiedeberg datieren aus dem Jahr 1563. 1655 wird hier Eisen abgebaut. Um 1744 erwirbt die Gräfin Lousie Dorothea von Solms und Tecklenburg das Dorf und das Hammerwerk. Um diese Zeit wird auch der erste Lehrer erwähnt. 1844 wird eine Schneidmühle eingerichtet. Am 20. Juli 1884 gründet sich die Freiwillige Feuerwehr. Die Mahl- und Schneidmühle wird 1884 zu einer Papierfabrik umgebaut. 1897 wird der Friedhof sowie ein Betraum eingeweiht. 1903 wird eine Postagentur eingerichtet und 1907 wird ein neues Schulgebäude fertiggestellt. 1913 wird eine elektrische Straßenbeleuchtung erbaut. 1924 werden die ersten privaten Telefonanschlüsse verlegt. Das Rathaus wird 1927 erbaut. 1935 wird in einem ehemaligen Brauchwasserbassin der Papierfabrik ein Schwimmbad eingerichtet. Die Papierfabrik wird 1946 als Reparationsleistung demontiert. Durch den VEB DKK Scharfenstein wird 1955 ein Zweigwerk zur Montage von Kühlschränken eingerichtet. Zur Verbesserung des Fernsehempfanges wird 1963 eine Drahtwellenleiteranlage in Betrieb genommen, 1985 erfolgt dann die Erdverkabelung.
[Bearbeiten] Streckewalde
Streckewalde wird 1241 erstmals urkundlich als Besitz des Klosters Buch erwähnt. Um 1300 wird der Ort an die Grundherren von Waldenburg auf Wolkenstein verkauft. Um 1500 werden die Herren von Krahen Besitzer des Erblehngutes Streckewalde (Rittergut, später Villa Hohenwendel). Mit der Reformation 1536 kommt Streckewalde zur Parochie Mildenau. Um 1641 wird eine Steinbogenbrücke über die Preßnitz erbaut. Von 1675 bis 1748 werden bis zu 13 Gruben betrieben. 1773 wird ein Schulgebäude erbaut. Ab 1860 werden in der Finsterau Flachsspinnereien sowie eine Holzschleiferei errichtet. 1874 wird ein Friedhof und eine Parentationshalle gebaut. Die Freiwillige Feuerwehr wird 1890 gegründet. 1910 wird die schlossartige Villa „Hohenwendel“ sowie ein Gestüt durch Kommerzienrat Schmidt gebaut. 1922 wird dort noch ein Mausoleum errichtet. Nach der Bodenreform 1946 werden die Gedächtniskapelle und das Mausoleum zerstört, die Särge werden zum Streckewalder Friedhof gebracht. Das Haus Hohenwendel wird später Schulungsheim sowie Erholungsheim von Gewerkschaft, SED und FDJ. 1955 wird eine Spungschanze errichtet. Mit der Bildung der Gemeinde Thermalbad Wiesenbad 1956 wird Hohenwendel dieser zugeordnet. 1963 wird die Schule geschlossen. In den Jahren 1970/1971 wird die zentrale Wasserleitung gebaut. Am „Emmaberg“ wird 1976 ein Skilift errichtet. 1991 bis 1994 wird eine Abwasserkanalisation gebaut. Ab 18. März 1994 ist Streckewalde Mitglied des Verwaltungsverbandes Wolkenstein. Zum 1. Januar 1999 wird Streckewalde aufgrund des Gemeindegebietsreformgesetzes Chemnitz-Erzgebirge in die Gemeinde Großrückerswalde eingegliedert.
[Bearbeiten] Eingemeindungen
- 1930: Rückerswalde mit Fichtenbach, Neue Häuser, Scheidebach und Haus am Wasser
- 1936: Boden mit Schindelbach
- 1994: Mauersberg, Niederschmiedeberg
- 1999: Streckewalde
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Folgende Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres mit Gebietsstand Januar 2007:
1982 bis 1988
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1989 bis 1995
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1996 bis 2002
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2003 bis 2006
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- Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Bürgermeister
- seit 1990: Jörg Stephan (CDU)
[Bearbeiten] Bildung
- Evangelische Mittelschule „Erhard und Rudolf Mauersberger“
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Gemeinde
- Rudolf Mauersberger: Kreuzkantor von 1930 bis 1971
- Erhard Mauersberger: Thomaskantor von 1961 bis 1972
[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Otto Bräutigam: Segelflieger, 1939 Weltrekordflug über 360 km
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