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Preßnitztalbahn – Wikipedia

Preßnitztalbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel befasst sich mit der Schmalspurbahn im Erzgebirge, für das gleichnamige Eisenbahnverkehrsunternehmen siehe Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn
Wolkenstein–Jöhstadt
Streckennummer: 6975; sä. WJ
Streckenlänge: 24,38 km
Spurweite: 750 mm
Maximale Neigung: 25 
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
0,0 Wolkenstein 391,5 m NN
Zschopautalbahn von Flöha
Dreischienengleis 1435 / 750 mm
1,9 nach Annaberg
2,0 Zschopaubrücke
3,8 Streckewalde 417,1 m NN
6,0 Großrückerswalde 441,5 m NN
9,4 Niederschmiedeberg 481,4 m NN
Anschlussbahn dkk
13,6 Oberschmiedeberg 525,0 m NN
15,0 Steinbach (bei Jöhstadt) 542,7 m NN
15,5 Wildbach
16,5 Stolln
18,3 Forellenhof
18,9 Schmalzgrube 597,6 m NN
21,3 Loreleifelsen
21,8 Schlössel 566,3 m NN
23,0 Jöhstadt 634,4 m NN
24,3 Jöhstadt Ldst. 701,7 m NN

Als Preßnitztalbahn wird die einst im Preßnitztal zwischen Wolkenstein und Jöhstadt verkehrende sächsische Schmalspurbahn bezeichnet, welche heute zwischen Steinbach und Jöhstadt als Museumsbahn betrieben wird.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die alte Preßnitztalbahn 1892–1986

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Vor dem Bau der Schmalspurbahn bestanden im Preßnitztal etwa 60 bis 70 von der Wasserkraft abhängige Betriebe, wie Mühlen, Sägewerke und auch Papiermühlen. Der An- und Abtransport der produzierten Waren konnte zu dieser Zeit nur über steile Wege aus dem Tal heraus erfolgen, da auch noch keine Straße im Preßnitztal bestand. Nach dem Bau der Zschopautalbahn Chemnitz–Weipert–Komotau 1866/1872 und der Flöhatalbahn Chemnitz–Reitzenhain–Komotau 1875 besserte sich die verkehrliche Situation für das Preßnitztal, das grundsätzliche verkehrliche Problem für das Preßnitztal bestand jedoch fort.

Ein erstes Eisenbahnprojekt zur Erschließung des Preßnitztals wurde schon 1869 vorgestellt, als eine zweigleisige Hauptbahn Chemnitz–Komotau–Prag durch das Preßnitztal führen sollte. Zugunsten der Strecke über Weipert wurde das Projekt nicht realisiert.

Schon um 1869/70 war die Notwendigkeit erkannt wurden, die Flächenerschließung mit Bahnen untergeordneter Bedeutung, den sog. Sekundärbahnen durchzuführen. Erstmals 1874 erging eine Petition der Stadt Jöhstadt an den Sächsischen Landtag, mit der Forderung, eine solche Sekundärbahn im Preßnitztal zu bauen. Es sollte jedoch noch bis 1878 dauern, bis in Sachsen die ersten Sekundärbahnen errichtet wurden.

Weitere in den 1880er Jahren an den sächsischen Landtag gerichtete Gesuche führten schließlich zum Erfolg und der Bau einer Bahn im Preßnitztal wurde genehmigt. Wie zu jener Zeit in Sachsen generell üblich, wurde eine schmalpurige Bahn vorgesehen, welche in Wolkenstein an der Zschopautalbahn beginnen sollte.

Im Februar 1891 begann mit ersten Vorarbeiten der Bau der Strecke. Der Bau schritt recht schnell voran. Im Winter 1891/92 mussten die Bauarbeiten zwar unterbrochen werden, trotzdem gelang es, die Strecke bis Mai 1892 fertigzustellen.

[Bearbeiten] Eröffnung

Am 1. Juni 1892 wurde die Strecke mit einer Festveranstaltung eingeweiht. In den ersten Jahren wurde der Betrieb mit drei Zugpaaren täglich abgewickelt. Sowohl in Jöhstadt als auch in Wolkenstein waren Behandlungsanlagen für Lokomotiven und Wagen vorhanden. Am 15. Mai 1893 wurde die Streckenverlängerung bis zur Landesgrenze in Betrieb genommen, welche jedoch nur für den Güterverkehr vorgesehen war.

[Bearbeiten] Erweiterungspläne

Vor allem zur leichteren Einfuhr der böhmischen Kohle bestanden mehrere Projekte für Streckenverlängerungen nach den das Erzgebirge überschreitenden Normalspurbahnen.

Von 1893 datiert ein Gesuch an den Sächsischen Landtag, welches eine schmalspurige Strecke von Mittelschmiedeberg nach Reitzenhain vorsah. Wegen zu hoher Baukosten und der erwarteten Unrentabilität wurde dieses Projekt von vornherein abgelehnt.

Mehrere Projekte sahen auch Streckenverlängerungen von Schmalzgrube oder Jöhstadt über die böhmische Bergstadt Preßnitz nach Sonnenberg an der Bahnstrecke Komotau–Weipert vor. Größere Aussicht auf Realisierung hatte ein 1913/14 ausgearbeitetes Projekt einer Streckenverlängerung von Jöhstadt nach Weipert. Wegen des Ersten Weltkrieges kam das Projekt über eine Entwurfsplanung nicht heraus und nach 1918 bestand kein Bedarf mehr an einer solchen Verbindung, da sich die Einfuhren böhmischer Kohle ohnehin stark verringerten.

[Bearbeiten] Betrieb

Von Anfang an lag die Bedeutung der Bahn eher im Güterverkehr, so dass schon 1911 der Rollwagenverkehr auf der Strecke eingeführt wurde. Befördert wurden vor allem die Erzeugnisse der örtlichen Industrie, wie Bretter, Holzstoff, Pappen aber auch Baumaterialien und Kohle. Die in Jöhstadt an der Landesgrenze gelegene Firma Flader produzierte in wachsendem Maße Feuerlöschgeräte wie Spritzen und Pumpen, später auch komplette Feuerlöschfahrzeuge, die ausnahmslos über die Schmalspurbahn versandt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann in einer ehemaligen Papierfabrik in Niederschmiedeberg die Produktion von Kühlschränken in einem Zweigwerk von dkk. Ab den 1960er Jahren entwickelte sich dieses Werk zum bedeutendsten Güterkunden an der Strecke.

In den Abendstunden des 20. Juli 1955 kam es im Fichtelberggebiet zu einem Starkregen, der ein Hochwasser im Schwarzwassertal verursachte. In der 2 m hohen Flutwelle starben 7 Menschen, der Verkehr auf der Preßnitztalbahn war aufgrund der Beschädigungen am Bahnkörper für vier Wochen unterbrochen.

Erst in den letzten Betriebsjahren ab 1980 begann auch ein Aufschwung im Reisezugverkehr, als mehr und mehr Ausflügler die Züge benutzten. Um nun den Ansturm der Reisenden zu bewältigen, mussten den Zügen an den Wochenenden zuweilen bis zu vier Verstärkungswagen beigestellt werden.

[Bearbeiten] Stilllegung

Schon ab Mitte der 1960er Jahre war auch für die Preßnitztalbahn die Stilllegung vorgesehen. Ständig steigende Frachtmengen, die vor allem für das Kühlschrankwerk von dkk befördert werden mussten, verhinderten das jedoch zunächst. Erst Ende der 1970er Jahre wurde auch für die Preßnitztalbahn der Verkehrsträgerwechsel vorbereitet. Jedoch war zunächst völlig ungeklärt, wie die weiterhin steigende Transportmenge für das Kühlschrankwerk auf der Straße abgewickelt werden sollte.

Erst als 1981 auch die DDR von einer Ölkrise betroffen war, wurden die Alternativen zum Betrieb der Schmalspurbahn eingehend untersucht. Im Wesentlichen wurden drei Varianten erarbeitet: Dabei wurde auch die Möglichkeit des Weiterbetriebes der Schmalspurbahn erörtert. Nötig wäre hier eine umfassende Sanierung und Modernisierung der Bahn gewesen, was aus Kostengründen letztlich ausschied. Als zweite Variante war die Umspurung des Abschnittes Wolkenstein–Niederschmiedeberg auf Normalspur vorgesehen. Als dritte und letztlich realisierte Variante wurde an der Stilllegung festgehalten. Die nötigen Investmittel sollten nun stattdessen dem Ausbau der Straße im Preßnitztal und auch der Errichtung eines Containerbahnhofes in Annaberg zu gute kommen.

Wie bei vielen Eisenbahnstrecken erfolgte auch bei der Preßnitztalbahn eine schrittweise Stilllegung und Demontage der Anlagen: Im Frühjahr 1982 wurde der Güterverkehr zwischen Steinbach und Jöhstadt eingestellt. An einem Freitag, dem 13. Januar 1984 verkehrten die letzten Reisezüge zwischen Niedeschmiedeberg und Jöhstadt, nach dem die zuständige Bahnmeisterei die Verantwortung für einen Weiterbetrieb auf den maroden Gleisen nicht mehr übernehmen wollte. Die Einstellung des Personenverkehrs auf dem Reststück zwischen Wolkenstein und Niederschmiedeberg folgte nur wenige Monate später, am 30. September 1984. Bis zum 20. November 1986 wurde der Güterverkehr für das Kühlschrankwerk in Niederschmiedeberg noch aufrechterhalten, da erst die nötigen Voraussetzungen für den endgültigen Verkehrsträgerwechsel geschaffen werden mussten. Die Gesamtstilllegung der Strecke wurde am 31. Dezember 1986 vollzogen.

Die Preßnitztalbahn war die letzte Schmalspurbahn, die in der DDR stillgelegt und abgebaut wurde. Beginnend kurz nach der Stilllegung des Abschnittes bis Jöhstadt wurde von Januar 1984 bis Sommer 1989 in verschiedenen Etappen an der Demontage der Gleisanlagen gearbeitet. Am Ende der Abrissarbeiten war das Gleis fast vollständig verschwunden, rund zwei Drittel der Brücken zerlegt. Der Bahndamm der Strecke wuchs nach der Stilllegung und dem Abbau der Gleisanlagen und Brücken zu, bis er nach 1990 abschnittsweise wieder genutzt wurde.

Seit 1992 wird durch die Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn die Strecke zwischen Steinbach und Jöhstadt als Museumsbahn wieder aufgebaut und betrieben.

[Bearbeiten] Lokomotiven und Wagen

Gattung III K
Gattung III K

Im Gegensatz zu vielen anderen Schmalspurstrecken Sachsens, wo die leistungsschwache Gattung I K genügen musste, kamen auf der neigungsreichen Preßnitztalbahn von Anfang an leistungsfähige Lokomotiven zum Einsatz. Zur Betriebseröffnung wurden 1892 drei noch weitgehend fabrikneue Lokomotiven der Gattung III K von Thum nach Jöhstadt umgesetzt. Später waren zeitweise dann doch einige I K-Lokomotiven auf der Preßnitztalbahn beheimatet, die Hauptlast des Verkehrs trugen jedoch die III K. 1910 gelangten drei fabrikneue Lokomotiven der bewährten, noch leistungstärkeren Gattung IV K zur Preßnitztalbahn, um für den ab 1911 eingeführten Rollwagenverkehr entsprechend leistungsfähige Lokomotiven zur Verfügung zu haben. Bis 1923 schieden die nun in untergeordnete Dienste verdrängten III K aus dem Betriebsdienst aus. Die Lokomotiven der Gattung IV K sollten dann bis zur Betriebseinstellung im Jahr 1986 die einzige hier eingesetzte Gattung sein.

Der Güterverkehr wurde ab 1911 mittels Regelspurwagen, die auf Rollfahrzeugen verladen wurden, durchgeführt. Die eingesetzten Wagen entsprachen den allgemeinen sächsischen Bau- und Beschaffungsvorschriften für die Schmalspurbahnen und konnten daher freizügig mit Fahrzeugen anderer sächsischer Schmalspurstrecken getauscht werden.

Nach der Stilllegung wurden die Lokomotiven auf andere Strecken umgesetzt. Ein Teil der Wagen fand ebenfalls bei anderen Strecken neuen Einsatz, der andere Teil wurde zerlegt oder an Einheimische als Kasten und Schuppen verkauft.

[Bearbeiten] Die Museumsbahn Jöhstadt-Steinbach

[Bearbeiten] Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn

1988 gründete sich in Großrückerswalde als Ortsgruppe des Kulturbundes der DDR die Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn mit dem Ziel, Zeitzeugen und Erinnerungsstücke an die stillgelegte Preßnitztalbahn zu erhalten. Zeitweilig bestand sogar die Vorstellung, in Großrückerswalde einen Denkmalszug nach dem Vorbild von Geyer aufzustellen. Inmitten dieser Bemühungen wurde durch die politische Wende in der DDR und durch zahlreiche Eisenbahnfreunde die Idee angestoßen, die Preßnitztalbahn als Museumsbahn wieder aufzubauen. Unter Anerkennung der Realitäten wurde mit der Neugründung am 22. November 1990 als eingetragener Verein auch die Zielsetzung präzisiert, eine Museumsbahn zwischen Jöhstadt und Schmalzgrube mit der Verlängerungsoption bis nach Steinbach aufzubauen. Der Verein Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn ist heute Betriebsführer der Museumsbahn Steinbach–Jöhstadt und Eigentümer aller Fahrzeuge (ausgenommen natürlich Gastfahrzeuge). Der Verein hat rund 420 Mitglieder (Stand Dezember 2004) und seinen Sitz in Jöhstadt im früheren Bahnhofsgebäude. Die Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich beim Fahrbetrieb der Museumsbahn, der Strecken- und Fahrzeugunterhaltung.

[Bearbeiten] Wiederaufbau

Der Aufbau der Museumsbahn erfolgte in folgenden Abschnitten

  • 1990 begannen erste Arbeiten für die Museumbahn mit der Sanierung der Lokschuppenruine in Jöhstadt.
  • April 1992: die ersten 180 Meter Streckengleis wurden verlegt
  • 1993: der Bahnhof Schlössel wird mit Zügen erreicht
  • 1994: die Museumsbahnzüge fahren bis zum neuen Haltepunkt Loreleifelsen
  • 1995: der Bahnhof Schmalzgrube wird mit Zügen erreicht
  • 1996: der Bahnhof Schmalzgrube wird vollständig fertig gestellt und die Strecke bis zum neuen Haltepunkt Forellenhof verlängert
  • 1998: Neuer Endpunkt der Strecke ist der neue Haltepunkt am Andreas-Gegentrum-Stolln
  • 2000: Mit einer großen Festwoche wird der Streckenabschnitt Stolln–Bf. Steinbach eröffnet

Damit beträgt die Streckenlänge der Museumsbahn nunmehr 8 km. Ein Weiterbau ist nicht vorgesehen, der Verein konzentriert sich jetzt auf den Erhalt von Strecke und Fahrzeugen und die weitere Ausgestaltung der Anlagen. Von 2004 bis 2005 wurde die Ausstellungs- und Fahrzeughalle der Preßnitztalbahn in Jöhstadt errichtet.

[Bearbeiten] Fahrzeugbestand

Die Museumsbahn Preßnitztalbahn verfügt über

  • 5 eigene Dampflokomotiven (IV K 99 1542, 99 1568, 99 1590, 99 1781 (nicht betriebsfähig), 99 4511
  • 3 Diesellokomotiven (Ns4 199 007, V10c 199 008, V10c 199 009)
  • 16 Reisezugwagen verschiedener sächsischer Bauarten (davon 12 Personen- und 4 Gepäckwagen)
  • 14 Güterwagen (davon 10 schmal- und 4 regelspurige)
  • 8 Rollfahrzeuge zum Transport regelspuriger Güterwagen
  • 7 Bahndienstfahrzeuge

die bedarfsweise oder auf Bestellung auf der Museumsstrecke aber auch zu Gast Einsätzen auf anderen 750-mm-Schmalspurbahnen eingesetzt werden können.

Die Museumsbahn ist ein im Freistaat Sachsen konzessioniertes Eisenbahninfrastrukturunternehmen für die Infrastruktur Steinbach–Jöhstadt und ein öffentliches Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die Museumsbahn verkehrt von Mai bis Oktober an jedem Wochenende sowie zu Feiertagen (Ostern, Maifeiertag, Himmelfahrt, Pfingsten, 3. Oktober), im Advent sowie zwischen Weihnachten und Neujahr sowie zu jeder beliebigen Zeit auf Bestellung und Kundenwunsch.

[Bearbeiten] Weblinks


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