Gewaltfreie Aktion
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Als gewaltfreie Aktion (GA, englisch: nonviolent action) werden alle politischen oder sozialen Widerstands- und Auseinandersetzungsformen bezeichnet, die bewusst auf Gewalt gegen andere Menschen verzichten (Gewaltfreiheit). Gene Sharp hat die Methoden der GA in folgende Untergruppen klassifiziert:
- Gewaltfreier Protest und Überzeugung
- Soziale Nichtzusammenarbeit
- Boykottaktionen
- Streikaktionen
- Politische Nichtzusammenarbeit
- Gewaltfreie Intervention.
Das Spektrum der von ihm zusammengestellten Aktionsformen reicht von Protestschreiben und Flugblättern über Demonstrationen, Kundgebungen, Sit-ins, Straßentheater, Aufrufen zum Konsumentenboykott, Streiks, „Dienst nach Vorschrift“ bis hin zu kalkulierten Regelverletzungen und bestimmten Formen der Sachbeschädigung.
Je nach Rechtssystem und Regierung des Landes, in dem diese Methoden angewendet werden, können die genannten Aktionsformen zu direkten Gewaltreaktionen staatlicher Kräfte führen und strafrechtliche Konsequenzen für die Beteiligten haben. Berühmte Beispiele gewaltfreier Aktionen sind der von Gandhi initiierte Salzmarsch im indischen Unabhängigkeitskampf und der von Martin Luther King jr. mit organisierte Montgomery Bus Boycott. Bekannte deutsche Beispiele sind die Aktionen gegen den NATO-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979 zur Stationierung von Pershing II und Cruise Missile Raketen in der Bundesrepublik und die Montagsdemonstrationen 1989/1990 in der DDR. Wenn bewusst Methoden eingesetzt werden, die in dem betreffenden Land gesetzeswidrig sind, handelt es sich um zivilen Ungehorsam.
Zahlreiche Vereine und Initiativen befassen sich in Deutschland mit Theorie und Praxis gewaltfreier Aktionen, darunter die Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden, der Bund für Soziale Verteidigung, die Pressehütte Mutlangen, die Kurve Wustrow, das Archiv aktiv und die Humanistische Bewegung.
Die Zeitschriften „Gewaltfreie Aktion“ und „Graswurzelrevolution“ befassen sich mit Theorie und Praxis der GA.
Die Gewaltfreie Aktion findet ihren Höhepunkt in der Gewaltfreien Revolution. Der Begriff entstand nach dem 2. Weltkrieg im Zusammenhang mit der Herausbildung der Neuen Linken vor allem in Europa und Nordamerika und vereinigt zwei politik-theoretische Strömungen, nämlich die pazifistische Tradition der Gewaltfreiheit und die sozialrevolutionäre Tradition der Arbeiterbewegung. Es entsteht eine Verbindung von Gewaltkritik und Staatskritik, die in sozialen Bewegungen wirksam wird. Theoretische Wurzeln finden sich im Anarchosyndikalismus (oder USA: IWW, Industrial Workers of the World) und im Pazifismus.
International wurde die Diskussion in den 60er Jahren in der War Resisters International (WRI) geführt. In Deutschland gibt es Diskussionen zur Gewaltfreien Revolution in den Gruppen um die Zeitschrift Graswurzelrevolution und in der Internationale der Kriegsdienstgegner / innen (IDK).
[Bearbeiten] Siehe auch
- Engagierter Buddhismus
- Friedenserhaltung
- Friedensforschung
- Gewaltfreie Kommunikation
- Konfliktforschung
- Konfliktmanagement
- Mediation
- Soziale Verteidigung
- Zivile Konfliktbearbeitung
[Bearbeiten] Weblinks
- Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden
- Bund für Soziale Verteidigung
- Pressehütte Mutlangen
- Graswurzelrevolution
[Bearbeiten] Literatur
- Sharp, Gene: Methods of Nonviolent Action. Boston 1973, ISBN 0-875-58071-8
- G. Lakey / M. Randle: Gewaltfreie Revolution – Beiträge für eine herrschaftslose Gesellschaft, Oppo Verlag Berlin 1988