Aquädukt
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Aquädukt bedeutet (aus dem lateinischen) Wasserleitung (von aqua = Wasser + ductus = Führung, Leitung; wörtl. übersetzt also „Wasserführung“).
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Wasserleitungen in den alten Hochkulturen und in Griechenland
Die ältesten Aquädukte in der historischen Überlieferung werden Ramses dem Großen, Semiramis und dem König Salomo zugeschrieben.
Die Überreste der Aquädukte von Palmyra und Samos (Tunnel des Eupalinos, im 6. Jahrhundert v. Chr. von Eupalinos von Megara erbaut) sind Beispiele von unterirdischen Kanälen, die das Wasser aus mehr oder minder entfernt liegenden Quellen in die Städte führten.
Auch die Griechen beherrschten den Bau von Aquädukten. In Athen wurde das Wasser vom Hymettos und Pentelikon hergeleitet. Weitere Aquädukte fand man in Griechenland bei Theben, Megara, Samos, Pharsalos und anderen Orten.
Wasserleitungen im Römischen Reich
→ Hauptartikel: Wasserversorgung im Römischen Reich
Allgemeines
Am bekanntesten sind die Aquädukte der Römer, da sie oft auf gewölbten Bogenstellungen geführt wurden und zu den bedeutendsten Bauwerken der Antike gehören. Die Leitungen der Römer bestanden aus Holz, Blei oder Leder, meist waren es jedoch Steinkanäle. Die in die einzelnen Häuser führenden Leitungen waren, wie Ausgrabungen in Pompeji ergaben, gewöhnlich aus Blei. Einige Aquädukte hatten mehrere Stockwerke und in jedem floss Wasser einer anderen Quelle. Da das Wasser stetig weiterfließen musste, wurden die Aquädukte so gebaut, dass sie ein stetiges leichtes Gefälle aufwiesen. Dies wurde durch frühere Architekten genaustens ausgemessen. So betrug das Gefälle nach Vitruvius mindestens 0,5%.
Der Beginn des Aquädukts ist das Quellhaus, das Ende des Laufes bezeichnet das Reservoir, von wo aus das Wasser in die Bäder, Gärten etc. geleitet wird. Besondere Beamte waren für die Regelung der Wasserzuteilung zuständig, die durch strenge Gesetze den Schutz der Anlagen gewährleistete. Im Gegensatz zu den größeren Überlandleitungen mit Freispiegelgefälle verwendete man in der Stadt häufig Druckleitungen und schaltete im Bedarfsfalle „Wassertürme“ dazwischen. Die Druckleitungen bestanden aus Blei- oder Tonrohren. Die Bleirohre wurden industriell aus in der Breite genormten, gegossenen Bleiplatten gefertigt. Durch das Zusammenbiegen und Verlöten erhielten die Rohre einen etwa birnenförmigen Querschnitt. Für die Rohrherstellung wurden aber auch noch andere Baustoffe wie Holz, Stein und sogar „Fertigbeton“ eingesetzt.
Aquädukte in Rom
Die imposantesten Aquädukte wurden in Rom errichtet. Sie führten das Quellwasser aus dem Gebirge 15–30 Stunden lang über Täler, Schluchten und Abgründe oder durch Höhlen herbei. Die erste Wasserleitung, die „aqua Appia“, erbaut 312 v. Chr. durch Appius Claudius Caecus, begann an der Via Praenestina, wurde fast vier Wegstunden lang unterirdisch geführt, trat bei der Porta Capena in die Stadt und goss im Campus Martius ihr Wasser aus.
Später entstanden unter Manius Curius Dentatus 290 v. Chr. weitere Aquädukte. Unter den späteren Kaisern kamen noch etwa 20 andere hinzu. Ihre Gesamtlänge betrug mehr als 400 km, davon 64 km Bogenaquädukte und 2,5 km Tunnel. Welche Wassermenge diese gesamten Aquädukte einst Rom gespendet haben mögen, lässt sich daraus ermessen, dass die drei noch jetzt bestehenden hinreichend jedes Haus sowie die unzähligen öffentlichen Brunnen der heutigen Stadt versorgen.
Diese sind:
- die Fontana di Trevi (Aqua Virgo), von M. Agrippa 22 v. Chr. angelegt, von Papst Pius IV. wiederhergestellt;
- die Aqua Felice oder di Termini (Aqua Claudia), von Caligula angefangen, von Claudius 50 n. Chr. beendigt, von Papst Sixtus V. wiederhergestellt, und
- die Algentina, welche die herrlichen Wasserfälle in der Villa Aldobrandini bildet. 1882 ist die Wasserleitung des Bitilenus bei Alatri aufgedeckt worden.
Die Kanäle der römischen Wasserleitungen waren nach Sextus Iulius Frontinus, der die genaueste Schilderung dieser hinterlassen hat, durchweg gemauert, sowohl unter als über der Erde, und hier auf Unterbauten oder Bogengängen in Hausteinen oder Ziegeln ausgeführt und nach oben überall entweder mit Gewölben oder Steinbalken überdeckt. Der Querschnitt der Kanäle richtete sich nach der Quantität des zu leitenden Wassers, und die Höhe übertraf stets den höchsten Wasserstand. Die inneren Wände und Sohlen der Kanäle erhielten anstelle eines Sandputzes einen wasserdichten, aus Kalk und zerschlagenen Ziegelstückchen gemischten Bewurf, der auch in den durch festes Felsengebirge getriebenen Stollen nicht fehlte.
Aquädukte in Italien und den römischen Provinzen
Von Aquädukten in den römischen Provinzen sind noch Reste vorhanden, so die Römersteine in Zahlbach bei Mainz, dem so genannten Römerkanal aus der Eifel nach Köln, die sogenannte Heidenmauer in Wiesbaden, zu Metz, zu Nîmes in Frankreich (Pont du Gard), zu Segovia, Tarragona und Mérida in Spanien, sowie zu Phaselis und Aspendos in der Türkei.
Der philhellenische Kaiser Hadrian ließ 125 auf dem Peloponnes ein Aquädukt vom Stymphalischen See bis Akrokorinth bauen. Es war bis ca. 1800 in Betrieb. Die ersten ca. 5 km sind seit einer Restauration um 1885 erneut in Betrieb.
Hervorzuheben ist noch das vom Ostgotenkönig Theoderich um 500 zwischen zwei steilen Abhängen erbaute Aquädukt bei Spoleto in der italienischen Provinz Umbrien. Das Aquädukt mit 89 m Höhe wurde aus zwei Etagen mit 10 unteren Öffnungen von je 21, 4 m Spannweite und 30 oberen Bogen errichtet, welche eine Rinne tragen, worin das Wasser über den Wildbach Mareggia nach Spoleto geleitet wird.
Aquädukte in nachrömischer Zeit
Weitere Aquädukte, die nach den Römern errichtet wurden, stehen in Lissabon und Caserta bei Neapel, sowie einige in England und Schottland, das Aquädukt von Arcueil (1613-1624 für die Fontäne im Jardin du Luxembourg in Paris erbaut und 3500 m lang) und das Aquädukt Maintenon in Versailles. Das letztere, unter Ludwig XIV. nach den Entwürfen und unter der Leitung Vaubans begonnen, sollte auf einer sogar dreifachen, oben 4.990 m langen, 70 m hohen Arkadenreihe von 242 Bogen die Wasser der Eure den Bassins und Wasserkünsten im Luxembourg-Park zuführen, jedoch wurde nur die unterste Bogenreihe mit einem Kostenaufwand von 22 Mill. Livres wirklich vollendet. Auch im Orient waren Aquädukte im Mittelalter weit verbreitet. Das von Fustat (Kairo) ist noch heute in Teilen erhalten.
Außerdem sind die noch in Verwendung befindlichen Aquädukte der Wiener Hochquellenwasserleitung bei Baden und Mödling zu erwähnen.
Heutzutage werden Aquädukte durch Druckrohrleitungen ersetzt.
Siehe auch
Literatur
- Wasserversorgung im antiken Rom. Oldenbourg, München 1982, ISBN 3-486-26111-8.
- Die Wasserversorgung antiker Städte. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0933-3.
- Renate Tölle-Kastenbein: Antike Wasserkultur. München 1990, ISBN 3-4063-4602-2.
- Waldemar Haberey: Die römischen Wasserleitungen nach Köln. Die Technik der Wasserversorgung einer antiken Stadt. 2. Auflage. Rheinland-Verlag, Bonn 1972, ISBN 3-7927-0146-4.
Weblinks
- L'aqueduc romain du Gier Étude et photos de l'Aqueduc du Gier qui alimentait Lugdunum (Lyon).
- L'aqueduc romain de Pondel, dans le Val d’Aoste.
- Recherches sur l'Aqueduc gallo-romain de Saintes
- http://www.iath.virginia.edu/waters/ -- Aquae urbis Romae - The waters of ancient Rome
- Antike Wasserleitungen und Aquädukte
- Allgemeine Informationen über das Aquädukt von Segovia in Spanien (deutsch)