Zweite Schlesische Schule
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Der in älteren Forschungsarbeiten und Literaturlexika gebrauchte Begriff Zweite Schlesische (Dichter)-Schule für eine Dichtergruppe der späten Barockzeit führt ebenso in die Irre wie der Begriff Schlesische Dichterschule. Er suggeriert einen organisatorischen Zusammenhalt von an ganz unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten lebenden literarisch tätigen Personen aus dem ostdeutschen Raum, den es in dieser Form nie gegeben hat.
Hinzugezählt wurden (und werden in populären Lexika noch immer) als führende Vertreter Hans Aßmann Freiherr von Abschatz, Andreas Gryphius, Gottfried Benjamin Hancke, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Casper von Lohenstein.
Die Schlesische Schule insgesamt ist eine Erfindung von Germanisten im 19. Jahrhundert. Man wollte im Zuge einer nationalistischen Literaturgeschichte die Größe der deutschen Vergangenheit beweisen und projizierte das seit der Aufklärung und Romantik weit verbreitete Modell der literarischen Sozietäten in die Vergangenheit des Barockjahrhunderts. Interessant an diesem ganzen Vorgang ist der Erfindungsreichtum der Germanisten. Bekannt waren die Fruchtbringende Gesellschaft mit Sitz in Köthen, die Deutschgesinnte Genossenschaft und der Elbschwanenorden in Hamburg sowie der Pegnesische Blumenorden in Nürnberg als tatsächlich existierende literarische Vereinigungen. Also musste auch etwas ähnliches für den ostdeutschen Raum gefunden werden, um eine flächendeckende poetische Begeisterung im Volk der Dichter und Denker herzustellen. Dabei verfiel man zunächst darauf, einen Zusammenhang im Schaffen von Literaten des Spätbarock herzustellen und kam erst im Nachhinein auf die Idee, dass dies alles ja auch eine historische Grundlage haben müsste. Dafür war dann der omnipräsente Martin Opitz als Begründer gut, der ohnehin für alles, was irgendwie mit Barock zu tun hat, herhalten musste. So entstand die Zweite vor der Ersten schlesischen Schule.
