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Wilhelm Filchner – Wikipedia

Wilhelm Filchner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wilhelm Filchner
Wilhelm Filchner

Wilhelm Filchner (* 13. September 1877 in München, nach anderen Angaben in Bayreuth; † 7. Mai 1957 in Zürich) war ein deutscher Geophysiker, Forschungsreisender und Reiseschriftsteller.

Er leitete die 2. Deutsche Südpolarexpedition (1911/12) ins Weddell-Meer und entdeckte dort das Filchner-Ronne-Schelfeis. Er war Autor von 27 vor allem populärwissenschaftlichen Büchern und Reiseberichten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographie

Filchner wuchs in München bei wohlhabenden Verwandten auf und trat im Alter von 15 Jahren dem Kadettenkorps der bayrischen Armee bei. Im Jahr 1900 nutzte er als Fähnrich einen dreimonatigen Urlaub, um auf eigene Faust und mit 300 Goldmark Reisebudget seine erste große Reise über Russland, den Kaukasus und Kirgisistan zu unternehmen, auf der er schließlich auf dem Pferderücken den Pamir überquerte.

Die Reise machte ihn in Bayern bekannt, und 1903 übertrug man ihm die Expeditionsleitung für eine Forschungsreise nach Tibet. Als erster Forscher führte er in dem asiatischen Land erdmagnetische Messungen durch. Auf der Rückreise 1905 entstanden die ersten Ideen für eine neue deutsche Antarktisexpedition.

Mit dem wenig polarerprobten Forscherteam, das Filchner zusammenstellte, unternahm er im Frühjahr 1908 eine kleine „Probeexpedition“ nach Spitzbergen. Die konkreten Pläne für diese zweite deutsche Antarktisexpedition stellte Filchner im März 1910 in Berlin der Öffentlichkeit vor. Mithilfe einer Lotterie wurden recht schnell die finanziellen Mittel aufgebracht und ein Schiff gekauft.

Karte der Antarktis mit den wichtigsten Antarktisexpeditionen
Karte der Antarktis mit den wichtigsten Antarktisexpeditionen

Im Mai von Bremerhaven gestartet, fuhr das Expeditionsschiff Deutschland am 4. Oktober 1911 von Buenos Aires aus Richtung Südpol. Da damals noch nicht bekannt war, ob der Südpol aus einer zusammenhängenden Masse besteht, wollte man eine Passage quer durch die Eismasse finden oder sich auf dem Landweg mit einer zweiten Expeditionsgruppe treffen. Dieses Vorhaben scheiterte aufgrund schlechter Wetterbedingungen – eine gerade errichtete Überwinterungsstation auf einem Eisberg wurde vermutlich durch eine Springflut binnen kürzester Zeit vernichtet. Filchner machte jedoch einige wichtige Entdeckungen, darunter die des zweitgrößten Schelfeises der Antarktis, dem heutigen Filchner-Ronne-Schelfeis in der Wedellsee und des Prinzregent-Luitpold-Landes. Im März 1912 wurde das Schiff vom Packeis eingeschlossen und driftete neun Monate nach Norden; erst im Dezember kamen sie so in Südgeorgien wieder frei.

Nach seiner Antarktis-Erfahrung zog es Filchner wieder in sein bevorzugtes Forschungsgebiet Innerasien. Auf eigene Kosten erforschte er seit 1926 das tibetische Kloster Kumbum und das Land rund um den Qinghai-See. Obwohl seine finanziellen Mittel in Qinghai aufgebraucht waren (von der deutschen Botschaft in Peking kam keine Unterstützung) und er nur durch die Hilfe einer französischen und britischen Expeditionsgruppe weiterreisen konnte, kehrte er nicht nach Deutschland zurück, sondern blieb für Film- und Fotoaufnahmen in Qinghai und unternahm geophysikalische Messungen auf dem tibetischen Hochplateau. Am 24. Juni 1928 kehrte er, zuhause bereits tot geglaubt, von der Reise zurück.

1934 bis 1937 unternahm Filchner seine dritte Tibetexpedition, diesmal von der Regierung finanziert.

1937 erhielt er zusammen mit dem Chirurgen Ferdinand Sauerbruch den Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft.

1938 erhielt er die Carus-Medaille (Geographie), die für bedeutende Forschungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften oder der Medizin vergeben wurde.

1939 bereiste er Nepal. Im Zweiten Weltkrieg war er in Indien interniert: 1940 in Patna in dem Cottage-Hospital, von 1940 bis zum 13. September 1941 in dem Parole Camp in Purandhar und vom September 1941 bis November 1946 in dem Parole Camp in Satara in Maharashtra. Später lebte er in Pune in Maharashtra.

Erst 1948 (1951?) kehrte er nach Europa zurück. Die Wilhelm-Filchner-Gesamtschule in Wolfhagen (Landkreis Kassel) wurde nach ihm benannt (ca. 1957). Er nahm seinen Wohnsitz in Zürich und starb dort 1957 im Alter von 79 Jahren.

Sein Nachlass befindet sich in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und wird von der Deutschen Geodätischen Kommission betreut.

[Bearbeiten] Mitgliedschaften

Filchner war Mitglied in der Gesellschaft für Rassenhygiene seit dem Jahr der Gründung 1905.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

  • Ein Ritt über den Pamir
  • Das Kloster Kumbum. 1906
  • Zum sechsten Erdteil. Die zweite deutsche Südpolar-Expedition. 1922
  • Tschung-Kue – Das Reich der Mitte – Alt-China vor dem Zusammenbruch. 1924
  • Sturm über Asien. 1924
  • Quer durch Ost-Tibet. 1926
  • Wetterleuchten im Osten. Erlebnisse eines diplomatischen Geheimagenten. 1927
  • Om mani padme hum. 1928? (erschienen in 27 Auflagen, über die Tibetexpedition 1926/28)
  • Kumbum Dschamba Ling. Das Kloster der hunderttausend Maitreyas. Ein Ausschnitt aus Leben und Lehre des heutigen Lamaismus. 1933
  • Bismillah! – Vom Huang-ho zum Indus. 1938
  • Ein Forscherleben. Wiesbaden 1951
  • In der Fieberhölle Nepals Wiesbaden 1952

[Bearbeiten] Literatur

  • Erhard Rühle: Im Herzen des Schweigens. Markus Verlag, München 1962

[Bearbeiten] Weblinks

  • http://dgk.badw.de/index.php?id=102 – Wilhelm-Filchner-Archiv, betreut von der Deutschen Geodätischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München (die Seite enthält biographische Angaben, eine Werksübersicht und Angaben zu einem von ihm gedrehten Film über Tibet)
  • Ausführliches Lebensbild (englisch)


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