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Viktoriastift – Wikipedia

Viktoriastift

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Villa Viktoriastift
Villa Viktoriastift

Das Viktoriastift in Finkenbach-Gersweiler ist eines der bedeutendsten und größten Landgüter des Donnersbergkreises im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz. Es steht am nördlichen Ortsausgang in Richtung Schiersfeld am Moschelbach, am Fuße des Hahnscheides. Das ehemals prächtige Hofgut des Finkenbacher Kaufmannes Heinrich Lieser und spätere Kindererholungsheim, NSV-Müttergenesungsheim, Landesumschulungshof sowie Altenheim und Siechenhaus, lässt heute seinen früheren Glanz nur noch erahnen.

[Bearbeiten] Beschreibung

Die schlossartige, großzügige Dreiflügelanlage, wurde in den Jahren 1919 bis 1922 nach den Plänen des Ludwigshafener Architekten August Greifzu für den gebürtigen Finkenbach-Gersweilerer Kaufmann Heinrich Lieser im neubarocken Stil erbaut. Das Bauwerk besteht aus zwei landwirtschaftlichen Zweckbauten, links eine große Scheune mit bergseits befahrbaren Hochtennen, rechts ein großes Verwaltungsgebäude mit ausgedehnten Stallungen und Schlachthaus, sowie das höhergelegene, alles überragende Herrenhaus. Das Herrenhaus vereinigt auf klassische Weise Stilelemente der Epoche des Historismus. Ein barock gestalteter sechseckiger Dachreiter beherrscht mit einem Drittel der Gesamthöhe das ganze Gebäude und prägt das Aussehen. Die Veranda misst mehrere hundert Quadratmeter. Eine Sandsteinbrüstung mit Blumenbecken und Vasenbekrönung zierte sie einst.

Das Portal mit Eichenholztür, etwas in die Gebäudefront zurückversetzt und durch eine offene Vorhalle mit vier geschosshohen Halbsäulen betont und gegliedert, wird von einem schmal überstehenden Balkon optisch hervorgehoben und außerdem durch einen barock geschwungenen Giebel in der Wirkung verstärkt. Im Innern der Villa befindet sich eine doppelgeschosshohe Empfangshalle, die an Rücken und Seite eichenholzvertäfelt, mit reichen Stuckarbeiten und einer Kaminimitation aus Sandstein versehen ist. Vier neubarocke Rundsäulen fangen unter zwei Gewölben die Last des Dachgeschosses ab. Ein Blick nach oben zeigte eine Stuckdecke mit Verzierungen und Kronleuchter. Eine Holztreppe führt ins erste Geschoss. Dort gruppieren sich rund um die Halle, die einzelnen, mit hölzernen Kassettendecken und Parkettböden ausgeschmückten Räume.

[Bearbeiten] Geschichte

Heinrich Lieser
Heinrich Lieser

Heinrich Lieser, der Erbauer des späteren Viktoriastiftes, wurde im Dezember 1891 als Sohn armer Taglöhnerleute in Finkenbach-Gersweiler geboren. Er verlor früh den Vater und musste wegen der Not der Mutter außer Haus gehen. Wie in den dörflichen Solidargemeinschaften damals noch üblich, fand er bei der Bauernfamilie von Friedrich Schmitt, auf dem Finkenbacher Hasenberg Aufnahme. Das Eisenwarengeschäft Braunwell in Kirchheimbolanden nahm den 17-jährigen Heinrich Lieser bald als Kaufmannslehrling. Nach der Lehre landete er in Ludwigshafen in einem jüdischen Geschäft der gleichen Branche, wo er während des Ersten Weltkrieges angestellt war. Dort arbeitete bald auch seine spätere Frau Maria Adam, eine fünf Jahre ältere Kontoristin aus Viernheim, die ihm zwei Söhne gebar. Diese ermöglichte ihm durch ihre Herkunft und die guten Verbindungen ihrer Familie die Selbständigkeit. Der erste Sohn Willi verstarb schon recht früh. Der Jüngste namens Karlheinz wurde bereits mit 38 Jahren Professor.

In Mannheim blühte bald darauf das eigene Geschäft, mit Hilfe dessen er besonders während des Krieges viel Geld verdiente. Lieser lieferte Schrauben an die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Ludwigshafen und brachte, auch durch diverse Kriegsspekulationen während der Revolutionszeit, binnen kurzer Zeit ein solches Vermögen zusammen, dass er in Finkenbach circa 120 Tagewerk Feld kaufte, sein Hofgut erbaute und auch in Ludwigshafen mehrere Häuser kaufte. 1924 ließ Lieser ein eigenes geräumiges Haus für seine Angestellten und Arbeiter am Ortsausgang errichten, das heute im Volksmund als „Zoll“ bezeichnet wird. Doch bald darauf wurde er, wie das Finkenbacher Schultagebuch und andere Aufzeichnungen berichten, wegen Bestechung der BASF-Beamten vor Gericht gestellt und erhielt zwei Jahre Gefängnis. Lieser war sehr wohltätig. Er stiftet das neue Werk für die Kirchenorgel und gab Zuschüsse für die neuen Glocken und das imposante Kriegerdenkmal. Für die Volksschule stiftete er einen neuen Ofen und 250 Mark zur Anschaffung eines Lichtbilder- und Kinoapparates. Im Jahre 1925 erbaute er die Turnhalle, die den örtlichen Vereinen, der Schule und der Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung stand.

Im Januar 1926 hatte Lieser Geschäftsaufsicht. Am 4. Februar wurde er zum zweitenmal verhaftet wegen betrügerischem Konkurs. Da ihm keine Betrügereien nachgewiesen werden konnten, wurde er Anfangs Mai freigelassen und der Konkurs aufgehoben. Seine Schulden beliefen sich nach verschiedenen Aussagen auf rund 300.000 Mark. In 1 ½ Jahren verschleuderte er durch Spekulationen, Bürgschaften, glänzende Hofhaltung und anderes diese hohe Geldsumme. Die Hauptgläubiger waren die Darmstädter Bank mit 93.000 Mark, die Bayrische Hypothekenbank mit 63.000 Mark, die Sparkasse Mannheim mit 50.000 Mark, die Sparkasse Finkenbach mit 23.000 Mark und viele Einzelgläubiger. 1926 wurde das Hofgut mit dem Einverständnis der Sparkasse Finkenbach, die das Vorkaufsrecht hatte, an die Kinderheilanstalten in Bad Kreuznach verkauft. Die Turnhalle verkaufte Heinrich Lieser für 6.000 Mark an die Gemeinde.

Er lebte dann mit seiner Frau in der Hauptstraße, wo er ein Eisenwarengeschäft führte. Lieser war ein Gegner des Nationalsozialismus und kritisierte die Hitler-Regierung, was ihn in Schwierigkeiten brachte. Zeitzeugen berichten, er habe mit dem Volksempfänger auf der Moschel-Brücke gestanden und die Reden Hitlers ins Lächerliche gezogen. Dies war wohl auch der Grund für einen Überfall der SA am 30./31. März 1933. Bei dem Überfall der SA-Kräfte aus Finkenbach, Waldgrehweiler und Obermoschel - der sich einige Monate später wiederholte - wurden das Haus sowie dessen Einrichtung stark beschädigt. Heinrich Lieser kam in Schutzhaft. Bei seiner Entlassung musste er versichern, dass er keinerlei Aktivitäten oder Äußerungen gegen die NS-Regierung mehr macht und sich verpflichten, sämtliche Geschäftsbeziehungen mit den Juden einzustellen. 1938 folgte die Scheidung von seiner Frau. Schließlich verließ Lieser seinen Heimatort wieder und arbeitete in seinem erlernten Beruf weiter.

Heinrich Lieser heiratete in Frankfurt am Main erneut. Aus zweiter Ehe entstammte eine Tochter. In die Ehe brachte seine neue Partnerin auch einen Sohn. Lieser arbeitet im Eisenhandel und besaß etliche Immobilien. Nach dem Krieg baute sich Heinrich Lieser das Haus neben seinem Elternhaus -das einstige Kriegsgefangenenlager, eine alte Scheune - an der Ecke Hauptstraße/Neugasse als Alterswohnsitz um. Richtig bewohnt hatte es Lieser jedoch nie, immer nur dann wenn er in Finkenbach zu Besuch war. 1959 verstarb Lieser und wurde auf dem Finkenbacher Friedhof beigesetzt. Nach Ablauf der Liegezeit spendeten die Hinterbliebenen 25.000 Mark an die Ortsgemeinde, so dass Heinrich Lieser umgebettet werden durfte.

[Bearbeiten] Weitere Nutzung

Nachdem Lieser 1926 bankrott ging kam die protestantische Kinderheilanstalt Viktoriastift in den Besitz des Anwesens. Sie richtete im selben Jahr noch eine 25 Kilometer vom Haupthaus in Bad Kreuznach entfernte Zweiganstalt in Finkenbach-Gersweiler ein, in der Kinder zur Nachkur untergebracht wurden. Das Kindererholungsheim verfügte über 80 Betten. Die Kinder waren in dem Herrenhaus und den zu diesen Zwecken umgebauten Nebengebäuden des 250 Morgen großen Hofgutes untergebracht. Terrassen mit Liegestühlen, Spielplätze, Parkanlagen und Waldwege dienten zur Durchführung einer Klima-Sonnenbehandlung. Buben und Mädchen waren in getrennten Häusern untergebracht. Schlafräume zu fünf bis sechs Betten mit fließendem Wasser, Baderäumen und Duschanlagen mit Planschbecken, sowie Quellwasserleitungen waren vorhanden. Für Verpflegung sorgte das mit den modernen landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten ausgestattete Hofgut. 50 Kühe, 100 Schweine, eine Hühnerfarm mit etwa 500 Hühnern und sonstiges Kleinvieh wurden gehalten.

Eine elektrische Melkmaschine mit Tiefkühlung gewährleistete Milcherzeugnisse wie Joghurt, Buttermilch und Butter. Eine Schlachterei sowie Obst- und Gartenanlagen lieferten den nötigen Bedarf an Fleisch, Obst und Gemüse. Das Hofgut gab an Nahrung ab, dass die Anstalt in Bad Kreuznach leicht mitversorgt werden konnte. Das Kinderheim nahm während des Sommers erholungsbedürftige Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren auf, für die eine Kurdauer von vier Wochen vorgesehen war. Sie kamen zum größten Teil aus dem Koblenzer Raum und waren über das Landesjugendamt Koblenz zugestellt. Für die Kinder fand ein 14-tägiger Aufenthalt in Bad Kreuznach und ein 14-tägiger Aufenthalt in Finkenbach statt. Am zweiten Sonntag im September 1928 brannte das Verwaltungs- und Stallungsgebäude bei einem Großfeuer bis auf die Grundmauern nieder und wurde wieder aufgebaut. 1933 wurde das Kinderheim geschlossen.

Statt dessen wurde im Juni 1934 in der Villa ein NSV-Müttergenesungsheim eingerichtet. Im Obergeschoss des Verwaltungsgebäude entstand ein Erholungsheim für circa 120 Reichsbahnkinder. Vor Beginn des Westfeldzuges diente das Stift kurzzeitig als Stabsquartier für durchziehende Truppenverbände und nach dem Zusammenbruch der Westfront als Auffanglager für die heimkehrenden Soldaten. Im Jahre 1943 folgte wieder ein Wechsel. Im Verwaltungsgebäude wurde ein Landesumschulungshof für junge Burschen eingerichtet, in dem diese bis 1957 in der Landwirtschaft angelernt wurden. Das Müttergenesungsheim im Herrenhaus wurde aufgelöst und in ein Altenheim und Siechenhaus verwandelt.

Das Altenheim war eine Zweiganstalt des Viktoriastiftes in Bad Kreuznach. Die Belegzahl belief sich immer zwischen 50 und 85 Personen. Die Pfleglinge waren in zwei großen Gemeinschaftsschlafräumen, unten links in der Villa, untergebracht. Das Pflegepersonal wohnte im Obergeschoss des Gebäudes. Zur Pflege der alten Leute standen zwei Diakonissenschwestern und anderes Pflegepersonal zur Verfügung. Die Versorgung war recht schwer, da das Heim arm war und oft nicht wusste, die Mahlzeiten zu gestalten. Im Durchschnitt starben sechs bis zehn Insassen pro Jahr. Ab den 1950er-Jahren halfen an den Werktagen sieben bis acht Frauen in Bad Kreuznach bei Garten- und Küchenarbeiten mit.

Im Jahre 1957 wurden die Wirtschaftsgebäude des Landesumschulungshofes wegen Unrentabilität geschlossen. Die kriegsbedingten wirtschaftlichen Verhältnisse hatten sich soweit stabilisiert, dass das Land keine jungen Männer mehr an die Landwirtschaft heranführen musste. Die landwirtschaftlichen Zweckbauten wurden schließlich für zwölf Jahre an die Ostdeutsche Familie Hainke verpachtet. Die Beschäftigten wurden teilweise vom Pächter übernommen.

1970 kam das Altenheim in die Schlagzeilen als der Heimleiterin Margarethe Putzler vorgeworfen wurde, sechs Jahre lang die Heiminsassen gequält und misshandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte und die Leiterin wurde vom Dienst suspendiert. Ende 1971 wurde das Altenheim geschlossen. Grund war die Abgeschiedenheit Finkenbachs, die Kosten für die Erneuerung sanitärer Anlagen und die Bauunterhaltung sowie fehlendes Pflegepersonal. Die Pfleglinge wurden auf die Alten- und Pflegeheime in Heidesheim, Klingenmünster-Landeck und Dierdorf verteilt.

Nach der Schließung des Altenheimes folgte 1972 die Veräußerung der Hofanlage, zusammen mit über 60 Hektar Land, der Arbeiterwohnung „Zoll“ und Teilen des zu Schiersfeld gehörenden Sulzhofes. Erstkäufer war Hans Schecker aus Griesheim. Beginnend mit dieser Veräußerung hatte das Anwesen verschiedene private Besitzer. Daraufhin wurde das Anwesen gesplittet. Das Herrenhaus erwarb Gladys Louise Williscroft, geborene Buck, aus Erzenhausen, wohnhaft in Kalifornien. Das Verwaltungsgebäude mit den ausgedehnten Stallungen behielt Schecker. Eigentümer der Scheune wurde das christliche Sozialwerk für Bildungs- und Lebenshilfe in Frankfurt/Main. Große Teile der Landwirtschaftlichen Flächen wurden veräußert und verpachtet.

Seit Anfang der neunziger Jahre stehen die Gebäude unter Denkmalschutz und das Ensemble der Gebäude wird zusätzlich als Denkmalschutzzone geführt. Seitdem wurden verschiedene Sanierungs- und Baussicherungsmaßnahmen vorgenommen, die unter den Vorgaben und in Abstimmung mit der Oberen und Unteren Denkmalschutzbehörde ausgeführt wurden. Das Herrenhaus erhielt ein vollständig neues Schieferdach und neue Dachrinnen. Im Jahr 2003 wurden Teile des Daches des Verwaltergebäudes völlig neu aufgebaut, alle schadhaften Stellen am Gebälk ausgetauscht und die Dachrinnen vollständig erneuert. Das dritte Gebäude, die so genannte Scheune, war dann 2005 Gegenstand von Bausicherungsmaßnahmen, in deren Verlauf eine tragende Mauer und ein großer Anteil des Gebälks und des mittleren Dachteils vollständig neu aufgebaut wurden. Das Landesamt für Denkmalschutz hat diese Maßnahmen auch finanziell unterstützt. Der Großteil der Finanzierung dieser Maßnahmen im sechsstelligen Bereich wurde vom Eigentümer Udo Schecker getragen. Koordinaten: 49° 41' 8" N, 7° 44' 51" O


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