Techniker
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Als Techniker bezeichnet man allgemein eine Person, die in einem technischen Beruf tätig ist. Oft werden pauschal auch "Diplomingenieure" oder beispielsweise "Betriebstechniker" und "Servicetechniker" oder Berufe wie z. B. "Zahntechniker" oder "Radio- und Fernsehtechniker" als Techniker bezeichnet. Im eigentlichen Sinne sind Techniker jedoch Personen, welche nach einer beruflichen Ausbildung und mehrjähriger Berufspraxis eine staatliche Prüfung an einer staatlichen (höheren) Fachschule für Technik abgelegt haben und den Titel „Staatlich geprüfter Techniker“ führen dürfen. Der "Techniker"-Titel stellt keinen akademischen Grad, sondern eine staatliche Prüfung dar. Im deutschsprachigen Raum lauten die Bezeichnungen Staatlich geprüfter Techniker oder Diplom-Techniker (FS/HF).
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[Bearbeiten] Ausbildung
Um die geschützte Berufsbezeichnung "Staatlich geprüfter Techniker" führen zu dürfen, muss man einen entsprechenden Weiterbildungsstudiengang an einer Fachschule für Technik absolviert und das Staatliche Examen bestanden haben.
[Bearbeiten] Zugangsvoraussetzungen
Erforderlich zum Besuch einer Technikerschule in Deutschland sind:
- mind. Hauptschulabschluss
- eine abgeschlossene Ausbildung in der gewählten Techniker-Fachrichtung
- mind. fünf Jahre Berufserfahrung (einschl. Ausbildung)
- alternativ zur abgeschlossenen Ausbildung kann der Nachweis einer 7-jährigen qualifizierten Tätigkeit in einem der Fachrichtung entsprechenden Beruf als Zugangsberechtigung genügen
[Bearbeiten] Dauer und Förderung
Der Studiengang umfasst insgesamt mindestens 2.400 Unterrichtsstunden und kann sowohl in Vollzeit absolviert werden (4 Semester) wie auch in Teilzeit (7-8 Semester)oder als Fernlehrgang mit flexibler Zeiteinteilung. Die meisten "Technikerschulen" sind staatliche Fachschulen, jedoch gibt es auch private Organisationen, die diesen Weiterbildungsstudiengang anbieten. An staatlichen Schulen durchgeführt ist der eigentliche Studiengang kostenfrei, jedoch gerade in der Vollzeitform fallen natürlich Lebenshaltungskosten an, welche durch Meister-Bafög (AFBG) in Form eines zinsgünstigen Darlehens gefördert werden. Weitere Möglichkeit der Förderung besteht in Form des Schüler-Bafög, wenn das Alter von 30 Jahren noch nicht erreicht ist.
[Bearbeiten] Ausbildungsinhalte
Neben den fachbezogenen Ausbildungsinhalten der jeweiligen Fachrichtung werden auch viele fachübergreifende Unterrichtsinhalte vermittelt, die wichtig sind, um neben den rein fachlichen Kompetenzen, auf einer beruflichen Ebene mit Ingenieuren konkurrieren zu können.
Zum Fachübergreifenden bereich gehören:
- Englisch
- Kommunikation
- Soziologie/Politik
- Mathematik
[Bearbeiten] Projektarbeit
Im Rahmen des Studiums muss eine Projektarbeit erstellt werden. Diese kann entweder eine wissenschaftliche Arbeit auf dem Niveau von Diplomarbeiten sein, oder aber die Lösung eines gestellten praktischen Problems, zu der sämtliche notwendige Berechnungen und Entscheidungen ersichtlich in einer umfangreichen Facharbeit dokumentiert werden müssen. Im Gegensatz zu Diplomarbeiten an Universitäten und Fachhochschulen können diese Projektarbeiten in Partner- oder Teamarbeit erstellt werden. Thema und Bewertung der Projektarbeit werden auf dem Abschlusszeugnis aufgeführt.
[Bearbeiten] Staatliche Prüfung
Der Weiterbildungsstudiengang endet mit einem staatlichen Examen, welches sich aus vier Prüfungen zusammensetzt, die verschiedene Schwerpunkte aus der Fachausbildung abdecken müssen. Hierbei können mehrere Fachbereiche in einer Examensarbeit kombiniert werden. Zum Bestehen der Prüfung muss der Gesamtnotenschnitt aus allen vier Staatsprüfungen 4,0 oder besser sein, wobei nur eine Leistung mit "mangelhaft" bewertet sein darf. Die Vornoten aus den vorhergegangenen Semestern werden nicht mehr ins Prüfungsergebnis eingerechnet bzw. einbezogen. Sie sind nur ausschlaggebend für die Prüfungszulassung. Die Prüfung wird als Einzelleistung gewertet.
[Bearbeiten] Zusatzprüfung Hochschulreife
Nach Abschluss des vierten bzw. achten Semesters (Vollzeit bzw. Teilzeit) besteht in vielen Bundesländern die Möglichkeit durch eine Zusatzprüfung eine Hochschulreife zu erhalten, welche zum Studium an einer Hochschule berechtigt. In einigen Bundesländern wird die Hochschulreife automatisch mit erfolgreichem Abschluss erworben.
[Bearbeiten] Staatlich anerkannter Techniker
Private "(Berufs-)Fachschulen" die eine Fortbildung zum "staatl. anerkannten Techniker" anbieten, sind staatl. anerkannte Ergänzungsschulen auf der Berufsfachschulebene. Diese Schulen bieten, ergänzend zu den staatlichen Fachschulen, weitere Ausbildungen an. Die dort zu erlangenden Abschlüsse sind nicht mit den staatlich geprüften Technikern, die an Fachschulen ausgebildet werden, zu verwechseln, genauso wenig wie die staatlich anerkannten Radio- und Fernsehtechniker und Zahntechniker, die als handwerkliche Lehrberufe im Betrieb und in der Berufsschule zu erlernen sind. Derzeit gibt es in der BRD zwei Techniker-Abschlüsse, die an Ergänzungsschulen gelehrt werden; den Abschluss "Staatlich anerkannter Ledertechniker (Berufsfachschule)" mit über 3000 Std. sowie den Abschluss "Staatlich anerkannter Betriebswissenschaftstechniker (Berufsfachschule)" mit rd. 2800 Std zzgl. weitere für den AdA-Schein etc.
[Bearbeiten] Berufsleben
Der Abschluss als "staatlich geprüfter Techniker" ersetzt in allen Handwerken gleicher oder gleich gestellter Fachrichtung die "Meisterprüfung" und erlaubt die Eintragung in die Handwerksrolle, die bei der Handwerkskammer geführt wird.
Die Industrie wertet die Qualifikation eines "Staatlich geprüften Technikers" zwischen Meister und Dipl.-Ing., wobei der Techniker durch seine meist vorausgegangene praktische Berufsausbildung sofort ohne lange Einarbeitung in der Wirtschaft eingesetzt werden kann. Auch sein praktisches Denken ist in vielen Bereichen von Vorteil.
[Bearbeiten] Fachrichtungen und Spezialisierungen
Einige Zweige (mit den im Laufe der Ausbildung zu wählenden Schwerpunkten) sind:
- Staatlich geprüfter Maschinenbautechniker/in
- Betriebstechnik
- Entwicklung und Konstruktion
- Fertigungstechnik
- Verfahrenstechnik
- Allgemeiner Maschinenbau
- * in einigen Bundesländern ohne Schwerpunktwahl
- Staatlich geprüfte/r Techniker/in für Mühlenbau, Getreide- und Futtermitteltechnik
- müllereibezogene Verfahrenstechnik Müllereitechniker
- müllereibezogener Anlagenbau Mühlenbautechniker
- Bergbautechnik
- Tagebautechnik
- Maschinentechnik
- Bergbaumaschinen
- Mechatronik
- Kältesystemtechnik
- Kraftfahrzeugtechnik
- Karosserie- und Fahrzeugtechnik
- Elektrotechnik
- Datenverarbeitungstechnik
- Netzwerktechnik
- Energietechnik und Prozessautomatisierung
- Informations- und Kommunikationstechnik
- Automatisierungstechnik
- Systemtechnik/Gebäudetechnik
- Informationstechnik
- Informationstechnik
- Computersystem- und Netzwerktechnik
- Medien- und Informationssystemtechnik
- Staatlich geprüfter Druck- und Medientechniker [FS]
- Drucktechnik
- Medientechnik
- Staatlich geprüfter Techniker (FS) für Informatik
- Fachrichtung Netzwerktechnik
- Fachrichtung Softwaretechnologie
- Fachrichtung Datenbanktechnologie
- Luft- und Raumfahrttechnik
- Mikrosystemtechnik
- Bautechnik/Bautechniker
- Hochbau
- Metallbautechnik
- Tiefbau
- Baustofftechnik
- Hochbaukonstruktion
- Baubetriebslehre
- Vermessungstechnik
- Geotechnik, Bohrtechnik
- Heizungs- Lüftungs- und Klimatechnik Techniker HKL
- Sanitärtechnik
- Holztechnik
- Chemietechnik
- Labortechnik
- Betriebstechnik
- Medizintechnik
- Umwelttechnik
- Abwassertechnik
- Abfalltechnik
- Wasserversorgungstechnik
- Werkstofftechnik
- Lebensmitteltechnik
- Kunststoff- und Kautschuktechnik
- Physiktechnik
- Vermessungstechnik
- Verkehrstechniker
- Gartenbau
- Staatlich geprüfte/r Techniker/in Galvanotechnik
- Staatlich geprüfte/r Techniker/in Leiterplattentechnik
- Staatlich geprüfter Farb- u. Lacktechniker
- Staatlich geprüfter Keramiktechniker
- Zerspanungstechniker (neu seit 2005 in BW)
- Staatlich geprüfter Techniker für Baudenkmalpflege und Altbauerneuerung
- Staatlich geprüfte/r Textiltechniker/in
- in den Schwerpunkten Spinnerei, Weberei, Maschentechnik, Vliesstofferzeugung oder Veredlung
- Staatlich geprüfter Techniker im Landbau
[Bearbeiten] Techniker in der Schweiz (Dipl.-Techniker TS/HF)
In der Schweiz ist der Titel Dipl.-Techniker "TS"/"HF" ein geschützter Name. Diesen Titel bekommt man erst nach dem erfolgreichen Abschluss einer eidgenössischen, anerkannten Diplomarbeit zum Techniker TS/HF (6 Semester/Teilzeit an einer Höheren Fachschule HF).
[Bearbeiten] Ausbildung
Die Ausbildung umfasst eine Gesamtstundenzahl von mindestens 2.000 Stunden. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufslehre in der gewählten Techniker-Fachrichtung.
[Bearbeiten] Fachrichtungen und Spezialisierungen
Es gibt in der Schweiz verschiedene Fachrichtungen des Technikers, z/B.:
- Betriebstechniker HF /Techniker Unternehmensprozesse HF. Der Betriebstechniker steht in den modernen Unternehmen im Zentrum der Geschäftsprozesse. Er gestaltet diese nach kundenorientierten, wirtschaftlichen und zweckmäßigen Kriterien.
- Techniker HF in Informatik. Zu den Aufgaben eines Informatikers HF gehört die systematische Entwicklung von Programmen in mehreren höheren Programmiersprachen und auch die Projektierung und Realisierung von vernetzten Kommunikationssystemen. Die Grundkenntnisse reichen von der Elektronik bis zur Informatik, die Einsatzgebiete sind Software- Entwicklungsplätze wie auch in Informatik- Zentren.
- IT Service Engineer HF. In dieser Fachrichtung steht die systemtechnische Seite der Informatik im Vordergrund. Dies bedeutet Konzeption, Installation und Betrieb komplexer IT-Infrastrukturen nach anerkannten Regeln des IT Service Managements. Organisatorische und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse sorgen für den erfolgreichen Einsatz der Informatikmittel. Das Einsatzgebiet liegt in der Regel im Betrieb der Informatik.
- Informationstechniker HF. Der Informationstechniker ist ein Elektronikfachmann, er kennt sich bestens mit Hardware und mit der Software aus. Der Entwurf und das Messen von elektronischen Schaltungen, die systematische Entwicklung von Programmen sind nur ein Teil seinen Fachkenntnissen. Sein Einsatzgebiet liegt hauptsächlich in der Entwicklung und Produktion.
- Techniker HF in Maschinenbau. Ein Konstruktionstechniker HF hat eine Schlüsselstellung innerhalb der Projektierung, Entwicklung und Konstruktion von Produkten und Maschinen. Er ist ein Generalist und Unternehmer.
- Techniker HF in Elektrotechnik. Der Elektrotechniker HF entwickelt elektrische und elektronische Schaltungen (Hardware) und Programme (Software) für Anlagen und Geräte zur Regelung und Steuerung von Abläufen, Prozessen und Informationen oder ist für die Übertragung von Informationen zuständig (Kommunikationstechniken). Je nach Einsatzgebiet oder Projektgröße wird er für die Entwicklung oder Betreuung von Teilsystemen oder ganzen Projekten eingesetzt. Der Elektrotechniker HF ist beispielsweise als Assistent des Ingenieurs FH, als Gruppen- oder Projektleiter tätig. Im 2. Semester wählt der Elektrotechniker eine der beiden Fachrichtungen Energietechnik oder Mikroprozessortechnik.
[Bearbeiten] Techniker in der Sowjetunion (Dipl.-Techniker)
In der Sowjetunion bekam man den Titel Dipl.-Techniker erst nach dem erfolgreichen Abschluss des 5-jährigen Studiums an einer staatlichen Hochschule und nach der anerkannten und verteidigten Diplomarbeit zum Techniker (5 Studienjahre oder 10 Semester an einer sog. polytechnischen Institut oder an einer Akademie). Die Untertitel waren ganz unterschiedlich: Hydrotechniker, Elektrotechniker etc.