St. Maria im Kapitol
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St. Maria im Kapitol ist ein frühromanischer Kirchenbau in Köln. Sie ist eine der zwölf romanischen Basiliken in der Altstadt Kölns, deren Erhalt vom Förderverein Romanische Kirchen Köln unterstützt wird. Die Kirche, deren Namenszusatz „im Kapitol“ auf die zuvor an der Stelle befindliche römische Tempelanlage hinweist, stammt in ihrer heutigen Gestalt aus dem 11. Jahrhundert. Bemerkenswert an der Kirche sind der Westbau, der Chorabschluss als früheste abendländische Dreikonchenanlage, die Krypta sowie die Reste der mittelalterlichen Ausstattung.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Kirche entstand 690 n. Chr. am Standort und auf den Fundamenten eines den Göttern der Kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva gewidmeten Tempels (des traditionellen Haupttempels einer römischen Stadt) aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Erbauerin war Plektrudis († 717), die Gemahlin des fränkischen Hausmeiers Pippins des Mittleren. Sie ist auch in der Kirche bestattet worden. Im 10. Jahrhundert versetzte der Kölner Erzbischof Brun im angeschlossenen Kloster lebende Kanoniker nach St. Andreas und gründete für St. Maria eine Frauenkommunität.
Mitte des 11. Jahrhunderts initiierten der Kölner Erzbischof Herimann II. und seine Schwester, die Äbtissin Ida der Frauenkommunität St. Maria im Kapitol, den Bau einer neuen Kirche, deren Bauprogramm die politischen Ambitionen des Erzbischofs widerspiegelt. Kreuzaltar und Längsschiff des Neubaus wurden 1049 von Papst Leo IX. im Beisein Kaiser Heinrichs III. geweiht, die Schlussweihe spendete Erzbischof Anno II. 1065. Im Mittelalter hatte die Kirche auch ein Westwerk mit Türmen, die aber spätestens im 18. Jahrhundert nach Zerstörung nicht wieder aufgebaut wurden. Stattdessen nutzte man den erhaltenen gotischen Turm der nahen Kirche Klein St. Martin als Glockenturm. Der Turm brannte mit den Glocken im zweiten Weltkrieg aus, konnte aber wieder aufgebaut werden.
Die Kirche spielte in Köln eine herausragende Rolle. Sie war nach dem Dom die Hauptkirche. Der Erzbischof hielt seine erste Weihnachtpredigt immer in St. Maria. Auch der Rat zog in der Prozession zu Ehren der Heiligen Drei Könige, den Kölner Stadtheiligen, am Dreikönigstag von St. Maria zum Dom. Auch die Glocke für Sturm und Feuer wurde hier geläutet.
St. Maria im Kapitol wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Sie konnte zunächst im Westteil, von 1956 bis 1984 auch im Ostteil in rekonstruierter Form des 11. Jahrhunderts wiederaufgebaut werden.
[Bearbeiten] Ausstattung
Auffallend und für die damalige Zeit ungewöhnlich sind die drei Konchen (Ausbuchtungen/Nischen am Chor der Kirche), die dem Grundriss der Geburtskirche in Betlehem folgen. Die unter der Kirche gelegene Krypta hat fast die Ausmaße der des Speyerer Doms.
Sehenswert sind neben der originalgetreu rekonstruierten Dreikonchenanlage (innen wie außen) unter anderem die im südlichen Seitenschiff ausgestellten Holztüren von ca. 1060, die „Limburger Madonna“ (13. Jahrhundert), das gabelförmige Pestkreuz (1304), der Renaissancelettner (1523) sowie ein Flügelaltar (Hans von Aachen?) und ein Tafelbild eines (Hans Baldung Grien-Schülers – beide Gemälde um 1600). In der nordöstlichen Kapelle des Trikonchos das Gabelkreuz = Crucifixus dolorosus aus dem frühen 14. Jahrhundert, eines der ausdrucksstärksten Leidenskruzifixe der Gotik.
Sehenswert sind auch die im südlichen Seitenschiff hängenden Knochen eines Eiszeitlichen Grönlandwales, der sich wahrscheinlich in einen Rheinarm verirrt hatte und dort verendet ist. Die Knochen wurden bereits vor Jahrhunderten bei Bauarbeiten entdeckt und über einem Beichtstuhl an einer Kette hängend ausgestellt. In Köln ist er als Zint Märjensrepp ("St. Marienrippe") bekannt.
Am Eingang der Kirche befindet sich ein Relief der Gottesmutter. Die Sage erzählt, dass ein Junge namens Hermann Joseph täglich vor dem Relief betete und ihm einen Apfel darbot. Eines Tages lächelte die Statue dem Jungen zum Dank zu. Eine andere Version berichtet, die Statue habe dem Jungen zum Dank ein Versteck genannt, an dem er täglich einen kleinen Beutel Geld für seine Schulkosten fand. Zur Erinnerung liegt bis heute täglich ein neuer frischer Apfel vor dem Relief.
[Bearbeiten] Glocken
Das bescheidene Geläut besteht aus drei Glocken, die allesamt von Hans Hüesker (Gescher) im Jahre 1957 gegossen wurden. Im Dachreiter der sogenannten „Hardenrathkapelle“ hängt die vierte Glocke. Im 2. Weltkrieg wurde das Großgeläut aus dem Jahre 1836 (Tonfolge: a0–cis1–e1) mit dem Einsturz des monumentalen Westbaus zerstört. Die Glocken werden im Einzelnen vorgestellt [1]:
Nr. | Name | Durchmesser (mm) |
Gewicht (kg) |
Nominal (16tel) |
Inschrift |
1 | Marienglocke | 700 | 210 | des2 –1 | + Sancta Maria + per virginem matrem concedat nobis Dominus salutem et pacem |
2 | Plectrudisglocke | 630 | 150 | es2 +1 | + Sancta Plectrudis + decus Germaniae gaudium Coloniae praesidium nostrum |
3 | Hermann-Joseph-Glocke | 510 | 80 | ges2 +2 | + Sanctus Hermannus Josephus + deus docuisti me a iuventute mea: et usque nunc annuntio mirabilia tu |
4 | – | 440 | 65 | b2 +2 | Vox facta ipsum audite |
St. Maria im Kapitol, Lettner, Blick nach Westen |
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St. Maria im Kapitol, Gotischer Epitaph der Plektrudis, südliche Langschiffwand |
[Bearbeiten] Umgebung
Zum Gedenken an die Toten des Krieges ließ die Stadt Köln die Skulptur „Die Trauernde“ (1949 von Gerhard Marcks) im Lichhof (Leichenhof/Friedhof), dem Platz vor der Dreikonchenanlage, errichten.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns. S. 122-124 auf http://www.glockenbuecherebk.de/pdf/glockenbuch_koeln.pdf
[Bearbeiten] Literatur
- Godehard Hoffmann: Das Gabelkreuz in St. Maria im Kapitol zu Köln und das Phänomen der Crucifixi dolorosi in Europa. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege, Bd. 69), Worms 2006, ISBN 3-88462-240-4
[Bearbeiten] Weblinks
- Kirchengemeinde St. Maria im Kapitol
- St.Marien im Kapitol
- Lichhof St. Maria im Kapitol Panorama
- Bilderstrecke der Außenanlage
- Literatur zum Gabelkreuz, s. "Spätgotische Leidenskruzifixe"
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Koordinaten: 50° 56' 4.70" N, 6° 57' 31.00" O