Soziale Software
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Soziale Software (englisch social software) ist ein Modewort für Software, die der menschlichen Kommunikation und der Zusammenarbeit dienen. Das Schlagwort „Social Software“ ist um 2002 in Zusammenhang mit neuen Anwendungen wie Wikis und Blogs aufgekommen; kann aber auch ältere Dienste bezeichnen. Den Systemen ist gemein, dass sie dazu dienen, Gemeinschaften aufzubauen und zu pflegen, und zwar in aller Regel über das Internet; zudem entwickeln sie sich teilweise selbstorganisiert. Eine einheitliche Definition existiert nicht, je nach Auslegung wird die soziale Software enger oder breiter gefasst.
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[Bearbeiten] Definition
Das breite Spektrum von Anwendungen Sozialer Software lässt sich auf verschiedene Weise strukturieren. Schmidt (2006, S. 5) führt zur Strukturierung beispielsweise drei Basis-Funktionen des Einsatzes von Social Software an:
- Informationsmanagement: Ermöglichung des Findens, Bewertens und Verwaltens von (online verfügbarer) Information.
- Identitätsmanagement: Ermöglichung der Darstellung von Aspekten seiner selbst im Internet.
- Beziehungsmanagement: Ermöglichung Kontakte abzubilden, zu pflegen und neu zu knüpfen.
Auf dieser Betrachtung der Einsatzbereiche baut er auch eine Definition für den Begriff Social Software auf: "Social Software sind solche internetbasierten Anwendungen, die Informations-, Identitäts- und Beziehungsmanagement in den (Teil-) Öffentlichkeiten hypertextueller und sozialer Netzwerke unterstützen." (Schmidt 2006, S. 2).
Bei der Nutzung sozialer Software kam es wie bei anderen gemeinschaftlichen Kommunikationsformen zu Konventionen (z. B. sprachlichen Codes wie die Emoticons, formalen Empfehlungen und technischen Normen), zu Untergruppenbildung mit gruppeneigenen Normen (z. B. der Netiquette) und politischen bzw. gesetzlichen Kontroll- und Überwachungsversuchen.
Social Software spielt heute auch zunehmend in Unternehmen (unter dem Stichwort Enterprise 2.0) eine wichtige Rolle für eine moderne dezentrale und flexible Unternehmensstruktur, die Organisation des unternehmensinternen Wissensmanagements und der Expertenverortung.
[Bearbeiten] Formen sozialer Software
Soziale Software lässt sich in folgende Anwendungsklassen gliedern:
- Gemeinschaftliches Indexieren (engl. social tagging) z. B. flickr und del.icio.us
- Instant Messaging z. B. ICQ und Jabber
- Kollaborative Online-Textbearbeitung in Echtzeit, z. B. SubEthaEdit
- Mashups
- Personensuchmaschine
- Social Commerce
- Virtuelle Welt (virtual worlds) und Massive Multiplayer Online Game (MMOG)
- Webforen
- Weblogs
- Wikis (wie z. B. Wikipedia)
Anwendungen für Gemeinschaftsportale bzw. Online-Kontaktnetzwerke (d.h. webbasierte soziale Netzwerke) wie Orkut, XING, facebook und MySpace kombinieren jeweils mehrere dieser Anwendungsklassen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred Leisenberg: "Web 2.0: Soziale Prozesse bringen Geld - Effektiver Einsatz Sozialer Software". In:Computerwoche, Bd. 34, Nr. 11, 2007
- Michael Bächle: Social Software. In: Informatik Spektrum. Bd. 29, Nr. 2, 2006, S. 121-124
- Willms Buhse, Sören Stamer (Hg.): Enterprise 2.0: Die Kunst, loszulassen. Rhombos-Verlag, Berlin 2008, ISBN 3938807687.
- Jochen Dudeck, Jakob Voß: Kooperation als wichtigster Bestandteil des Konzepts / Weblogs, Wikis & Co.: Social Software in Bibliotheken. In: Buch und Bibliothek. Nr. 3, 2005, S. 221-225
- Sascha Häusler (2007): Soziale Netzwerke im Internet. Entwicklung, Formen und Potenziale zu kommerzieller Nutzung, Vdm Verlag Dr. Müller, München, 2007, ISBN 3836452642.
- Knut Hildebrand, Josephine Hofmann: Social Software: Weblogs, Wikis & Co. Dpunkt Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 3898643840.
- Hajo Hippner, Thomas Wilde: Social Software. In: Wirtschaftsinformatik. 47, Nr. 6, 2005, S. 441-444 ISBN 3836412438
- Michael Koch, Alexander Richter: Enterprise 2.0 - Planung, Einführung und erfolgreicher Einsatz von Social Software in Unternehmen, Oldenburg Verlag, München, 2007, ISBN 3486585789.
- Ayelt Komus, Franziska Wauch: Wikimanagement - Was Unternehmen von Social Software und Web 2.0 lernen können, Oldenburg Verlag, München, 2008, ISBN 3486583247.
- Alexander Raabe: Social Software im Unternehmen. Wikis und Weblogs für Wissensmanagement und Kommunikation. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 3836412438.
- Jan Schmidt: Social Software: Onlinegestütztes Informations-, Identitäts- und Beziehungsmanagement. In: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Nr 2/2006, S.37-46.
- Martin Szugat, Jan Gewehr, Cordula Lochmann: Social Software. Entwickler.Press, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3939084093.
- Essay von Vannevar Bush: As We May Think (dt.: Wie wir denken werden) veröffentlicht 1945 in der Zeitschrift Atlantic Monthly
[Bearbeiten] Weblinks
- Competence Network Social Software: Ein Zusammenschluss von Münchner Forschungsgruppen rund um Social Software (aus Informatik- und Wirtschaftsinformatik-Sicht)
- Gut vernetzt ist halb geschafft: Handelsblatt-Artikel über die ökonomischen Wirkungen sozialer Software und "digitaler Cliquenfabriken"
- Soziale Software schreiben: TELEPOLIS-Artikel; eine frühe Begriffsbestimmung (2001)
- Die Humanisierung des Netzes: Artikel aus der ZEIT
- Das Web sind wir: Artikel aus Technology Review
- Chaosradio Folge 89: Chaosradio Sendung zu Social Software
- Christopher Allen: Tracing the Evolution of Social Software. (Über Vorläufer und Entwicklung sozialer Software)
- Richter A. und Koch M. (2007): Social Software – Status quo und Zukunft
- Harald Taglinger, Social Phishing: Die dunklen Möglichkeiten der Social Software – ein Szenario (Telepolis, 5. April 2006)
- Seminar zu Social Software am FB Design der FH Aachen
- Wikimanagement Wiki und Weblog zu Social Software und Management
- Web 2.0 – Social Software der neuen Generation (sciencegarden, Februar 2007)
- FAZIT-Forschungsband "Potenziale von Social Software"