Schloss Zeil
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Schloss Zeil ist die Residenz der Fürsten von Waldburg-Zeil beim Ortsteil Reichenhofen der Stadt Leutkirch im Allgäu, etwa 5 km nördlich des Stadtzentrums auf einer etwa hundert Meter steil aufsteigenden eiszeitlichen Endmoräne mit weitem Blick über die davor liegende Ebene. Die Örtlichkeit ist von der A 96 aus bei Fahrt in Richtung Nord-Ost über längere Zeit hinweg gut sichtbar.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Standort des Schlosses war schon in der Hallstattzeit besiedelt.
Besitzungen des Klosters St. Gallen weisen auf eine zeitige Kultivierung und Christianisierung dieser Gegend hin. Die erste Burg in Zeil entstand wohl noch im 11. Jahrhundert. Sie wird 1123 als Besitz der Grafen von Bregenz erstmals genannt und zählte zur Grafschaft Nibelgau.
Im Mittelalter wurde durch die Truchsessen von Waldburg eine kleine Burg errichtet, die bis 1598 Bestand hatte und dann abgebrochen wurde. Die kleine Anlage aus Pallas, Kemenate und Brunnenhaus befand sich auf der steil abfallenden Südwestspitze des Zeiler Berges und wurde durch einen doppelten Mauerring mit Halsgraben geschützt.
Burg und Grafschaft Zeil gelangten 1240 durch Verkauf an Kaiser Friedrich II. und wurden in der Folgezeit mehrfach verpfändet.
1337 gestattete Kaiser Ludwig der Bayer seinem Landvogt in Oberschwaben, Johann Truchsess von Waldburg, die Grafschaft einzulösen, die daraufhin in ununterbrochener Folge im Besitz dieser Familie verblieb.
Bei der Erbteilung von 1429 gelangte die Herrschaft Zeil an die Georgische Linie des Geschlechts.
Unter Truchsess Froben von Waldburg-Zeil wurde 1599-1614 das heutige vierflügelige Schloss im Stil der Renaissance errichtet. Schon vorher hatte er eine Kirche und ein Hauskloster errichten lassen. Der Tod Frobens unterbrach 1614 die Arbeiten an der nur zum Teil ausgebauten Schlossanlage, die seine gräflichen Nachfolger (seit 1628 in den Rang von Reichsgrafen erhoben) wegen des Ausbruchs des Dreißigjährigen Kriegs zunächst nicht fortführen konnten. 1648 erfolgte die Plünderung der Residenz durch schwedische Soldaten. Während der Holländischen Krieg wurde das Schloss um 1680 erneut verwüstet.
Die Folgezeit kennzeichnet eine fortgesetzte Bautätigkeit, die Zeil das repräsentative Gepräge einer kulturell reichen, fürstlichen Residenz verlieh.
Die umgebende Gartenanlage der Renaissancezeit wurde im Barock, im 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert dem Geschmack der jeweiligen Zeit angepasst, seit den 1930er Jahren jedoch wieder im Sinne der Renaissance verändert.
Das als Privatwohnung der fürstlichen Familie und durch die fürstliche Liegenschaftsverwaltung genutzte Schloss kann nicht besichtigt werden. Der Park und die Aussichtsterasse sind jedoch durchgehend für die Öffentlichkeit zugänglich.
Teil der Schlossanlage ist die Pfarrkirche St. Maria.
[Bearbeiten] Die Brunnenanlage im Ehrenhof des Schlosses
Die Brunnenanlage im Ehrenhof des Schlosses, die 1983-1988 vom Bildhauer Maximilian Rueß (geb. 1925) aus Bolsterlang geschaffen wurde, stellt die Geschichte des Hauses Waldburg durch herausragende Persönlichkeiten des Hauses dar.
Im Marmorbecken erhebt sich ein Oktogon mit acht Figurenträgern, das von einem Lebensbaum mit Brunnenschale und der Madonna im Rosenstrauch als Beschützerin von Haus und Gegend bekrönt wird. Die beiden Reiterstandbilder zeigen Truchsess Froben (1569-1614) als Erbauer des Schlosses und Stammvater der Linie Waldburg-Zeil sowie eine Falknerin zu Pferd als Vertreterin der Reichserbtruchsessinnen des Geschlechts. In den beidseitig anschließenden Dreiergruppen werden weitere bedeutende Familienmitglieder dargestellt: Reichserbtruchsess Wilhelm d. Ä. von Waldburg (1470-1557), Statthalter des Herzogtums Württemberg, sowie die Truchsesse Georg von Waldburg (gest. 1467), Stammvater der Georgischen Linie, und Eberhard von Waldburg (gest. 1274), Bischof von Konstanz. In der zweiten Gruppe folgen die Reichserbtruchsesse Otto von Waldburg (1514-1573), Kardinal und Bischof von Augsburg, und Georg III. von Waldburg (1488-1531), oberster Feldhauptmann des Schwäbischen Bundes (der berüchtigte „Bauernjörg“), sowie Eberhard von Waldburg (gest. 1234), seit 1214 Truchsess des Herzogtums Schwaben. Auf den kurzen Trägern dazwischen befinden sich symbolische Darstellungen der vier Jahreszeiten. Die Tierplastiken auf dem Brunnenrand und auf den Außenblöcken verkörpern die enge Beziehung von Zeil zu Wald und Natur.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.schlosszeil.de (private Homepage)
Koordinaten: 47° 51′ 57" N, 09° 59′ 38" O