Repertoiresystem
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Ein Repertoiresystem haben Theater, die einen breiten und abwechslungsreichen Spielplan anbieten. Die Stücke bleiben nach der Premiere über Monate oder sogar Jahre hinweg im Spielplan. Auch die Besetzungen bleiben in der Regel gleich, allerdings kann es in Einzelfällen zum Umbesetzungen kommen (z. B. bei Krankheit oder Tod eines Darstellers).
Im englischen Sprachraum, wo das Programm vieler Bühnen aus einem einzigen Stück besteht, werden Theater mit Repertoiresystem als repertoiry theater oder kurz rep bezeichnet; in den Vereinigten Staaten spricht man von stock theater. Im klassischen amerikanischen stock theater der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurde jede Woche mindestens ein neues Stück einstudiert und herausgebracht.
Viele wichtige europäische Schauspielhäuser, z. B. das Wiener Burgtheater, das Bayerische Staatsschauspiel in München, die Comédie-Française in Paris oder das Kungliga Dramatiska Teatern (Dramaten) in Stockholm haben ein Repertoiresystem. Im mittel- und nordeuropäischen Raum gilt er als Standard. Eher selten sind hier Häuser mit einem En-suite-Spielbetrieb, wie er im angelsächsischen Raum, aber auch in Italien nahezu ausschließlich vorherrscht. Das En-suite-System ist in Schauspielhäusern das Gegenteil des Repertoiresystems.
Auch Opernhäuser können einen Repertoirebetrieb aufweisen. Dabei werden in jeder Saison viele verschiedene Stücke aufgeführt. Darunter befinden sich einige Neuinszenierungen, in der Mehrzahl jedoch ältere Produktionen, die wiederaufgenommen werden. Dies bedarf eines Orchesters, das zahlreiche Stücke im Repertoire hat, die nur mit wenigen oder auch gar keinen Proben gespielt werden können. Der Chor muss ebenfalls dieselben Voraussetzungen erfüllen. Auch die Technik der Häuser muss imstande sein, die Voraussetzungen für einen breiten Spielplan zu bieten, z. B. durch Schichtbetrieb bei den Bühnenarbeitern. Zudem muss das Sängerensemble vorhanden sein, damit die Partien der unterschiedlichsten Opern besetzt werden können. An den großen Häusern wird dies durch die Verpflichtung einer Vielzahl von Gastsängern ermöglicht. Insgesamt ist das Repertoiresystem sehr aufwendig und bedarf einer entsprechenden finanziellen Basis.
Opernhäuser mit klassischem Repertoiresystem sind heute nur noch selten anzutreffen. Große Häuser behalten ihre Stücke nicht mehr das ganze Jahr über im Repertoire, sondern nehmen einzelne Inszenierungen wieder auf, bieten davon mehrere Aufführungen an, und setzen sie ab, um sie in den folgenden Spielzeiten erneut in den Spielplan aufzunehmen. Man spricht hierbei auch von einem Semi-Stagionebetrieb. Die Wiener Volksoper oder die Komische Oper Berlin hingegen arbeiten nach dem traditionellen, heute in der Regel den Sprechtheatern vorbehaltenem Muster.
Unklar ist die Situation an Häusern wie der Mailänder Scala, der Pariser Oper oder dem Royal Opera House in London. Sie liegen in ihrer Arbeitsweise genau zwischen Repertoire- und Stagionehäusern. Einerseits bieten sie nur eine beschränkte Zahl von Stücken pro Saison an, andererseits nehmen sie auch ältere Inszenierungen teilweise über viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg wieder auf. Sie besitzen zudem ein eigenes Orchester und einen eigenen Chor.
Kleinere Theater bieten meistens nur eine begrenzte Auswahl an Opern an, die nach der Einstudierung ungefähr eine Saison lang laufen.
Das Gegenteil des Repertoiresystems im Bereich der Oper ist das Stagionesystem.
Bekannte Opernhäuser mit großem Repertoire:
- Metropolitan Opera (Semi-Stagione)
- Bayerische Staatsoper (Semi-Stagione)
- Wiener Staatsoper (Semi-Stagione)
- Volksoper
- Komische Oper Berlin