Rachinger-Korrektur
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Die Rachinger-Korrektur ist ein von W. A. Rachinger vorgeschlagenes rekursives Verfahren, um den störenden Kα2-Peak aus einem Beugungsbild bei der Röntgenbeugung herauszurechnen.
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[Bearbeiten] Ursache des Doppelpeaks
Für Beugungsexperimente mit Röntgenstrahlung verwendet man in der Regel Strahlung mit der Kα-Wellenlänge des Anodenmaterials. Dabei handelt es sich jedoch um ein Dublett, also in Wirklichkeit um zwei geringfügig unterschiedliche Wellenlängen. Nach den Beugungsbedingungen der Laue- bzw. Bragg-Gleichung erzeugen beide Wellenlängen jeweils ein Intensitätsmaximum. Dies Maxima liegen sehr dicht beieinander, wobei ihr Abstand abhängig vom Beugungswinkel θ (bzw. 2θ, je nach verwendetem Diffraktometer) ist. Für größere Winkel ist der Abstand der Intentsitätsmaxima größer.
[Bearbeiten] Vorgehen
[Bearbeiten] Grundlagen
Die Wellenlängen der Kα1- und Kα2-Strahlung sind bekannt, damit auch ihre Energien über die Beziehung
Daraus lässt sich für jeden Beugungswinkel der Winkelabstand Δθ der beiden Kα-Peaks bestimmen.
Weiterhin ist bekannt, wie sich die Intensitäten von Kα1 und Kα2 im Beugungsbild verhalten. Dieses Verhältnis ist Quantenmechanisch festgelegt, für Kupfer beträgt das Intensitätsverhältnis
[Bearbeiten] Rechnung
Für die Rechnung geht man nun davon aus, dass sich beim Kα2-Peak lediglich um eine mit dem Faktor r skalierte und um Δθ zu größeren Winkeln verschobene Variante des Kα1-Peaks handelt.
Für die Gesamt-Intensität gilt also
- I(θ) = I1(θ) + I2(θ),
wobei I1(θ) die Intensität des reinen Kα1-Peaks und I2(θ) die Intensität des reinen Kα2-Peaks ist. Mit dem oben genannten gilt jedoch für die Intensität des Kα2-Peaks
,
so dass sich für die Gesamt-Intensität
ergibt.
[Bearbeiten] Praktische Umsetzung
Um die Rachinger-Korrektur praktisch durchzuführen, beginnt man an einer steigenden Flanke eines Peaks. Für einen bestimmten Winkel θ wird die Intensität des Beugungsbildes I(θ) genommen und mit r skaliert zu , gleichzeitig wird der Winkelunterschied Δθ berechnet. An der Stelle θ + Δθ kann die wahre Intensität I1 (die vorläge, wenn es keinen Kα2-Peak gäbe) berechnet werden durch
- I1(θ + Δθ) = I(θ + Δθ) − I'(θ).
Da die Messwerte von Röntgenbeugunsexperimenten in der Regel als ASCII-Tabellen vorliegen, kann dieses Vorgehen schrittweise wiederholt werden, bis das gesamte Beugungsbild durchgefahren wurde.
[Bearbeiten] Einschränkungen
Aus der Art und Weise, wie das korrigierte Beugungsbild berechnet wird, ergibt sich, dass für die kleinen Beugungswinkel keine Korrektur erfolgt.
[Bearbeiten] Literatur
Rachinger, W. A.: A Correction for the α1 α2 Doublet in the Measurement of Widths of X-ray Diffraction Lines. In: Journal of Scientific Instruments. 25, Nr. 7, 1948, S. 254-255.