Pruitt-Igoe
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Pruitt-Igoe war ein städtisches Wohnungsbauprojekt in St. Louis, Missouri. Es wird in den USA häufig als Beispiel für Fehlschläge im sozialen Wohnungsbau und Stadterneuerung verwendet.
Die Gründe für den Fehlschlag von Pruitt-Igoe wird immer noch kontrovers diskutiert, da ähnliche Wohnungsbauprojekte in anderen Städten erfolgreich waren. Dabei spielen oft auch ethnische und soziokulturelle Vormeinungen ein, denen unklar ist, ob sie auf die besondere Stadtkultur von St. Louis und dessen politisches Umfeld passen. Eine Studie zum öffentlichen Wohnungsbau der Harvard Universität ist speziell auf Pruitt-Igoe eingegangen. In der Nixon-Ära wurden die Verhältnisse politisch instrumentalisiert und als Beleg genommen, dass Einfluss der Regierung bei der Stadterneuerung grundlegend schädlich ist, und letztlich erleichterte es Kürzungen bei Programmen zur dann nur mehr behaupteten Gleichstellung sozialer Schichten. Dem Abriss von Pruitt-Igoe wurde in den amerikanischen Medien besondere Aufmerksamkeit zuteil und ist heute als Anti-Schablone teil der Populärkultur. Der postmoderne Architekt Charles Jencks bemerkte gar, dass der Abriss jenen Tag markiert, als die Nachkriegs-Moderne endete ("the day Modern Architecture died."[1]) Umfassendes Filmmaterial vom Abriss findet sich im Film Koyaanisqatsi wieder.
[Bearbeiten] Entwicklung
Die Großwohnsiedlung wurde 1951 vom Architekten Minoru Yamasaki (späterer Architekt des World Trade Center) geplant und benannt nach dem afro-amerikanischen Kampfpiloten des II. Weltkriegs Wendell O. Pruitt und dem weißen William L. Igoe, ein ehemaliger Kongressabgeordneter. Dies erklärt sich daraus, dass ursprünglich der Komplex in zwei Abteilungen gegliedert werden sollte, Pruitt für schwarze Einwohner und Igoe für weiße Einwohner. Allerdings fiel in die Bauphase der Schiedsspruch des obersten Gerichtshofes im Fall Brown v. Board of Education 1954, der die Rassentrennungspolitik für illegal erklärte. In der Folge wurden bei der Erstbeziehung im gleichen Jahr ein integrativer Siedlungsansatz verfolgt - es zeigte sich jedoch, dass binnen zwei Jahren alle weißen Einwohner einen Weg fanden, aus Pruitt-Igoe wegzuziehen.
Die Siedlung selbst bestand aus 33 je 11-stöckigen Plattenbauten auf einem 23 Hektar großen Areal am Nordrand von St. Lious. Die nächsten Verbindungen waren im Norden die Cass Avenue, im Westen die N. Jefferson Avenue, im Süden der MLK Drive und im Osten die N. 20. Straße. Insgesamt umfasste der Bau 2.870 Wohnungen, die innerhalb von 5 Jahren Bauzeit errichtet wurden. Vor dem Wohnungsbau befand sich an der Stelle die De Soto-Carr Armensiedlung. Das Projekt wurde finanziert aus dem Bundesetat für Nachkriegsbauten mit dem Ziel, mehr Einwohnerschaft an die Stadt zu binden. Innerhalb weniger Jahre fiel das Gebiet jedoch ausuferndem Vandalismus zum Opfer - vergleiche dazu auch Broken-Windows-Theorie. Große Teile der Siedlung blieben unbewohnt, und nach mehreren erfolglosen Versuchen der Stadt zur Siedlungsverbesserung wurde letztlich der Abriss beschlossen, der am 16. März 1972 begann.
Die Kritik richtet sich schon darauf, dass die direkte Übernahme des Siedlungsschemas aus New York City nicht funktionierten konnte, schon allein wegen der großen sozialen und ökonomischen Unterschiede. Der Architekt Yamasaki's soll einiges nicht bedacht haben, so wurden beispielsweise Spielplätze erst aufgrund von Bürgerinitiativen der Einwohner eingerichtet, so wie auch andere grundlegende soziale Infrastruktur durch die Bürger selbst eingerichtet oder angeregt wurden. Der entstandene selbstbestimmte Lebensstil von Pruitt-Igoe wurde mit dem Abriss ebenfalls beendet.
Heute befindet sich auf dem Gelände die Gateway Realschule, die einen Schwerpunkt in Wissenschaftsförderung im Bereich der öffentlichen Schulen von St. Louis wahrnimmt.
[Bearbeiten] Bilder
[Bearbeiten] Siehe auch
- Cabrini-Green, Another infamous housing project
- Ballymun Flats, in Dublin, Ireland
- Red Road (flats), in Glasgow, Scotland
- Panel house
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Charles Jencks. The Language of Post-Modern Architecture. Rizzoli. 1977. Page 9.
[Bearbeiten] Literatur
- Sociological study of Pruitt-Igoe: Lee Rainwater, Behind Ghetto Walls: Black Families in a Federal Slum (Chicago: Aldine Pub. Co., 1970).
- Elizabeth Birmingham, "Reframing the Ruins: Pruitt-Igoe, Structural Racism, and African American Rhetoric as a Space for Cultural Critique," Positionen 2.2 (1998).
- "Confessions in Stone" Stranger than Fiction by: Chuck Palahniuk Doubleday, 2004.
[Bearbeiten] Weblinks
- Mary Delach Leonard, Pruitt-Igoe Housing Complex, St. Louis Post Dispatch historical summary, 13 January 2004.
- Oscar Newman, Creating Defensible Space (Washington, D.C.: U.S. Department of Housing and Urban Development, Office of Policy Development and Research, 1996).
- Randall Roberts "It Was Just Like Beverly Hills", Riverfront Times, June 1, 2005.
- Alexander von Hoffman Why They Built the Pruitt-Igoe Project, Joint Center for Housing Studies, Harvard University.
Koordinaten: 38.640137 N, -90.208976 W