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Potere operaio – Wikipedia

Potere operaio

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Potere Operaio (dt. Arbeitermacht, abgek. PotOp) war eine Organisation der außerparlamentarischen Linken in Italien. PotOp entstand während der Arbeiterkämpfe des so genannten Heißen Herbstes 1969 und löste sich im Juni 1973 auf. Unter den Mitgliedern waren u.a. Toni Negri, Oreste Scalzone, Franco Piperno und Valerio Morucci.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Potere Operaio war eigentlich ein Schlachtruf der außerparlamentarischen Linken in Italien. Unter diesem Namen formierten sich seit 1966 gleich mehrere Gruppen in verschiedenen Städten, wie etwa 1967 in Turin und Perugia. Ebenfalls 1967 wurde die Gruppe Potere Operaio di Porto Marghera gergündet, deren bekanntestes Mitglied Toni Negri war. Zentraler Anknüpfungspunkt all dieser Gruppen war der Operaismus, der als Theorie in den frühen sechziger Jahren entwickelt wurde.
Diese Gruppen waren zunächst nicht auf nationaler Ebene organisiert. Überlegungen, die verschiedenen Gruppen z. B. nach Vorbild des deutschen SDS zu vereinen, brachten kein Ergebnis. Fast alle dieser Gruppen lehnten eine Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) ab. Stattdessen wurde die Autonomie des Arbeiters propagiert.

Die in den späten sechziger Jahren einflussreichste Gruppe war dabei fraglos Il Potere Operaio aus Pisa. Am 20. Februar 1967 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift Il Potere Operaio, zunächst als Supplement einer Olivetti-Fabrikzeitung namens Lotta di Classe (dt. Klassenkampf). Insgesamt erschienen bis Juli 1969 19 Ausgaben, die in der Hochphase Auflagen von bis zu 20.000 Exemplaren erreichten. In dieser Gruppe engagierten sich u.a. Adriano Sofri und Luciano Della Mea, die 1969 Lotta Continua (dt. Der Kampf geht weiter) mitbegründeten.

Il Potere Operaio di Pisa forderte, dass die aufbegehrenden Studenten den Zusammenschluss mit anderen potentiellen Rebellen (ital. ribelli) suchen sollten. Damit zielten sie vor allem auf eine Kooperation mit den Arbeitern, aber mit auch Gruppen des Subproletariats. Mit dieser Forderung wurde die Zeitschrift zu einem wichtigen Bezugspunkt für die italienischen Operaisten.[1]

[Bearbeiten] Entstehung: Der heiße Herbst in Turin

1969 kam es zu Arbeitskämpfen, die eine bis dahin ungeahnte Qualität erreichten: Getragen durch alle drei Gewerkschaften und unterstützt durch Protesterfahrungen der Studenten, brachten es die Arbeiter auf insgesamt über drei Millionen Streikstunden und erkämpften so Lohnerhöhungen in Höhe von 18,3% (1970) und weitere 9,8% bzw. 9% in den beiden Folgejahren.[2] Die Kämpfe konzentrierten sich vor allem auf den Fiat-Konzern in Turin, wo sich auch zahlreiche prominente Vertreter der Neuen Linken an den Arbeitskämpfen beteiligten. Innerhalb dieser Arbeiter- und Studentenavantgarden kam es zum Streit über die Form der Organisation und die strategische Ausrichtung. Während des Sommers 1969 setzten sich zwei Strömungen durch. Als Zentren dieser Strömungen entstanden die Organisationen Lotta Continua und Potere Operaio:

  • Lotta Continua stand in der Tradition von Il Potere Operaio di Pisa. Die Aktivisten setzten vor allem auf die spontane und kreative Energie der „revolutionären Massen“. Erstrebt war der Aufbau stabiler, landesweiter Strukturen, die Inhalte und Projekte der Bewegung koordinieren sollten. LC verstand sich dabei als Teil der Bewegung und nicht als externe Avantgarde. Zu den Gründern von Lotta Continua zählten Adriano Sofri, Guido Viale und Luigi Bobbio. Hochburgen von LC waren Turin und die Toskana. 1976 löste sich LC als Organisation auf. Die gleichnamige Zeitschrift, die seit November 1969 herausgegeben wurde, erschien noch bis 1982.
  • Potere Operaio setzte sich vor allem aus Vertretern der römischen Studentenbewegung, Potere Operaio di Porto Marghera und der Wochenzeitschrift La Classe zusammen, die seit dem 1. Mai 1969 in Turin erschien. Ziel von La Classe war es in erster Linie, über die Arbeitskämpfe in Turin zu informieren. Zugleich aber wurde der Aufbau einer landesweiten Organisation gefordert, was dann mit der Gründung von Potere Operaio im September 1969 umgesetzt wurde.[3] PotOp erstrebte den Aufbau einer Partei nach bolschewistisch-leninistischem Vorbild. Dabei sah sich die Gruppe als intellektuelle Avantgarde, die die Bewegung führen und disziplinieren sollte. Damit war PotOp wesentlich zentralistischer und elitärer als LC ausgerichtet.[4]

[Bearbeiten] Die Entwicklung von Potere Operaio 1970-73

Im Herbst 1969 kam die erste Ausgabe der Zeitschrift Potere Operaio heraus. Die erste PotOp-Organisationskonferenz wurde im Januar 1970 in Florenz abgehalten. Hier erst erhielt PotOp organisatorische Konturen; Alberto Magnaghi wurde zum ersten Sekretär (ital. segretario nazionale) gewählt. Nach diesem Kongress begann man, in verschiedenen Städten Büros zu eröffnen. Hochburg war Rom, wo Piperno und Scalzone bereits 1968 leader der Studentenbewegung waren. Ein weiterer Schwerpunkt war der Nord-Osten Italiens, vor allem Padua und Venedig/Porto Marghera. Es gelang jedoch nie, sich in den wichtigen Industriestädten des Nordens zu etablieren. In Turin setzte sich LC durch, während in Mailand die trotzkistisch orientierte Gruppe Avanguardia operaia (dt. Arbeiteravantgarde) und die Studentenbewgung der Statale um Mario Capanna den größten Einfluss hatten.

Die politische Arbeit der Gruppe bestand vor allem darin, in Fabriken und Arbeitervierteln zu agitieren und die Arbeiter von der Notwendigkeit einer proletarischen Revolution zu überzeugen. Langfristitig wollte man so einen bewaffneten Aufstand (ital. insurrezione armata) organisieren.

Bereits seit 1970 wurde innerhalb der Gruppe über die Anwendung von Gewalt und das Problem der Illegalität diskutiert. Diese Diskussion prägte dann auch die dritte Organisationskonferenz (24.-26. September 1971 in Rom). Dort unterbreitete Francesco Pardi den Vorschlag, geschlossen in den Untergrund zu gehen.[5] Dieser Vorschlag wurde verworfen. Einig waren sich aber die meisten Aktivisten, dass eine Revolution durch einen bewaffneten Aufstand zu erreichen wäre. Zur Vorbereitung dieses Aufstandes wurde ein kleiner militanter Kern für illegale Arbeit gegründet, der gemäß seiner Aufgabe als Lavoro Illegale (abgek. LI) bezeichnet wurde. LI erhielt eine politisch-militärische Doppelspitze: Oreste Scalzone wurde der politische Verantwortliche, dem späteren Rote Brigaden-Aktivisten Valerio Morucci wurde die militärische Verantwortung übertragen.[6] Zum segretario nazionale wurde Piperno gewählt.

Die politische Organisation (PotOp) verfügte damit seit 1971 über einen bewaffneten Arm (LI). Gegen den Aufbau dieser klandestinen Struktur hatte sich Toni Negri ausgesprochen, der seinerseits für eine Militarisierung der Massen plädierte. Negri und Piperno hatten zudem unterschiediche Auffassungen über die Organistionsform: Während die Idee zum Aufbau einer Partei vor allem von Piperno vertreten wurde, plädierte Toni Negri auch in diesem Punkt für eine offenere Struktur und autonome Aktionsformen.

[Bearbeiten] Das Ende von Potere Operaio

Negri distanzierte sich nun zunehmend von PotOp. Dieser Umstand trug ebenso zum Zerfall von PotOp bei, wie die anhaltende finanzielle Krise nach dem Tod des wichtigsten Finanziers Giangiacomo Feltrinelli (15. März 1972).

Am 16. April 1973 kam es im römischen Stadtteil Primavalle zu einem schwerwiegenden Zwischenfall. Bei einem Brand im Haus eines MSI-Aktivisten starben zwei seiner Söhne. Daran, dass das Feuer von einigen PotOp-Aktivisten gelegt wurde, bestanden von Beginn an kaum Zweifel. Dementsprechend verschärfte dies die innere Krise von PotOp und viele Aktivisten verließen in der Folge die Organisation.[7]

Als Konsequenz dieser anhaltenden Krise wurde beim vierten und letzten Kongress von PotOp in Rosolina (31. Mai bis 3. Juni 1973) schließlich die Auflösung beschlossen. Negri organisierte kurz darauf einen eigenen Workshop (28. Juli bis 4. August 1973), der sich an alle Aktivisten richtete, die sich mit den bestehenden Organisationen nicht mehr identifizieren konnten. Es entstand die Bewegung der Autonomia Operaia Organizzata (dt. organisierte Arbeiterautonomie), in der sich auch viele ehemalige PotOp-Aktivisten engagierten. Andere (z.B. Valerio Morucci oder Adriana Faranda) traten in die Roten Brigaden ein. Die Zeitschrift Potere Operaio erschien noch bis Dezember 1973.

[Bearbeiten] Literatur

  • Giorgo Bocca, Il caso 7 aprile. Toni Negri e la grande inquisizione, Feltrinelli, Mailand 1980.
  • Luca Castellano (Hg.), Aut. Op. La storia e i documenti: da Potere operaio all'Autonomia organizzata, Savelli, Mailand 1980.
  • Aldo Grandi (Hg.), Insurrezione armata. Per la prima volta parlano i protagonisti di Potere operaio, Rizzoli BUR, Mailand 2005.
  • Aldo Grandi, La generazione degli anni perduti: storie di Potere Operaio, Einaudi, Mailand 2003.
  • Valerio Morucci, La peggio gioventù. Una vita nella lotta armata, Rizzoli, Mailand 2004.
  • Giampaolo Pansa, L'utopia armata. Come è nato il terrorismo in Italia: Dal delitto Calabresi all'omicidio Tobagi. Sperling & Kupfer, Mailand 2006. S.11-74
  • Oreste Scalzone, Biennio rosso '68-'69. Figure e passaggi di una stagione rivoluzionaria, Sugarco, Mailand 1988.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Zur Geschichte und den Positionen von Il Potere Operaio di Pisa: Roberto Massari (Hg.), Adriano Sofri, il '68 e il Potere operaio pisano, Bolsena 1998. Vgl. auch: Jan Kurz, Die Universität auf der Piazza. Entstehung der Zerfall der Studentenbewegung in Italien 1966-1968, Köln 2001. S.300ff.; Aldo Cazzullo, I ragazzi che volevano fare la rivoluzione. Storia crtica di Lotta Continua 1968-1978, Mailand 2006. S.39ff.
  2. Paul Ginsborg, A History of Contemporary Italy. Society and Politics 1943-1988, New York 2003. Seite 309ff.; Friedericke Hausmann, Kleine Geschichte Italiens von 1943 bis zur Ära nach Berlusconi, Berlin 2006. Seite 81f.
  3. Die wichtigsten Artikel aus La Classe sind abgedruckt in: Lucio Castellano (Hg.), Aut.Op. La storia e i documenti: Da Potere operaio all'Autonomia organizzata. Savelli, Mailand 1980. S.25ff.; vgl. auch: Elena Petricola, I diritti degli esclusi nelle lotte degli anni settanta. Lotta Continua. Edizioni Associate, Rom 2002. S. 39ff.
  4. Ausführlich zum Gegensatz PotOp vs. LC: Giuseppe Carlo Marino, Biographia del Sessantotto. Utopie, conquiste, sbandamenti. Bompiani, Mailand 2004. S.368ff.
  5. Francesco Pardi, in: Aldo Grandi, Insurrezione armata. Per la prima volta parlano i protagonisti di Potere operaio, Rizzoli BUR, Mailand 2005. S.279-285. (hier S.283f.)
  6. Zu LI: Francesco Bellosi, in: Aldo Grandi, Insurrezione armata. Per la prima volta parlano i protagonisti di Potere operaio, Rizzoli BUR, Mailand 2005. S.22-52. (vor allem S.31ff.); Valerio Morucci, La peggio gioventù. Una vita nella lotta armata, Rizzoli, Mailand 2004. S.82ff.; Giampaolo Pansa, L'utopia armata. Come è nato il terrorismo in Italia: Dal delitto Calabresi all'omicidio Tobagi. Sperling & Kupfer, Mailand 2006. S.26ff.
  7. Vgl. Luca Telese, Cuori Neri. Dal rogo di Primavalle alla morte di Ramelli. 21 delitti dimenticati degli anni di piombo, Mailand 2008. S.63-119; Pino Casamassima: Il libro nero delle Brigate Rosse: Gli episodi e le azioni della più nota organizzazione armata dagli “anni di piombo” fino ai nostri giorni. Newton Compton, Rom 2007. S.328ff.; Aldo Grandi, Insurrezione armata. Per la prima volta parlano i protagonisti di Potere operaio, Rizzoli BUR, Mailand 2005. S.145ff.
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