Otto Dickel
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Dr. Otto Dickel (* 1880 in Darmstadt; † vermutlich 1944, Ort unbekannt) war ein Turnlehrer und Studienrat und erst Mitglied der DAP und nach der Umbenennung in NSDAP auch deren Mitglied.
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[Bearbeiten] Leben
Otto Dickel war Teilnehmer am 1. Weltkrieg und kam von Kiel aus diesem zurück. Ab 1919 war Dickel Turnlehrer am Realgymnasium Augsburg (dem heutigen Peutinger-Gymnasium).
Otto Dickel gehörte zu Beginn zum rechten Rand des politischen Spektrums. 1920/21 war er Mitglied der NSDAP gewesen. 1921 kam es zu heftigen Streitereien zwischen Adolf Hitler und Dickel, was sogar zum kurzfristigen Austritt Hitler führte. Anlass für die Streitereien waren Dickels Bemühungen, die DSP mit der NSDAP zu fusionieren, dies jedoch wollte Hitler unter allen Umständen verhindern, da es eine programmatische Linkswendung der NSDAP nach sich gezogen hätte. Nach Hitlers Wiedereintritt wurde dann Dickel aus der Partei ausgeschlossen.[1] Dickel wurde 1934 wegen vermuteter Nähe zu Ernst Röhm vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Im Zweiten Weltkrieg fand Dickel Kontakt zu oppositionellen Kreisen. Er wurde deswegen 1944 verhaftet und beging angeblich Selbstmord.
[Bearbeiten] Gründung von Dickelsmoor
1926 wurde die „Gartenbau-Siedlung Dickelsmoor“ bei Augsburg von Angehörigen der „Deutschen Werkgemeinschaft“ (auch Werkgemeinschaft des Abendländischen Bundes genannt) unter Dickels Vorsitz gegründet. Otto Dickel war Anhänger der ergokratischen Idee und wollte eine „freie unverschuldbare Heimstätte“ bzw. ein „Erblehengut“, das die Volksernährung aus eigener Scholle sicherstellen sollte. In der Laubenkolonie nordöstlich von Augsburg sollte ein Modell von Dickels Siedlungsprogramm entstehen.
Die im März 1921 gegründete, völkisch-antisemitische Werkgemeinschaft war für wirtschaftsfriedliche Kooperation mit den Unternehmern und gegen die angebliche Herrschaft der Juden, jedoch nicht gegen das Judentum. Bis 1923 war diese Gemeinschaft in Augsburg stärker als die NSDAP und entzog dieser sogar Mitglieder.
[Bearbeiten] Werke
- Otto Dickel: Die Auferstehung des Abendlandes: Die abendländische Kultur als Ausfluss des planetarischen Weltgefühls; Entwicklung und Zukunft. Gebrüder Reichel, Augsburg 1921.
- Otto Dickel: Erkenntnis, Ziel und Weg der Deutschen Werkgemeinschaft. Aufklärungsblätter der „Deutschen Werkgemeinschaft“. 2. Auflage, Zwei Welten, Stade in Hannover 1926.
- Otto Dickel: Leitfaden für deutsche Volkswirtschaft, D. W. G.; Volk, Freiheit, Vaterland, Augsburg 1926.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerhard Hetzer: Die Industriestadt Augsburg. Eine Sozialgeschichte der Arbeiteropposition. In: Martin Broszat und Hartmut Mehringer (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit. Oldenbourg, München 1977, ISBN 3-486-42381-9, S. 1–234.
- Hellmuth Auerbach: Regionale Wurzeln und Differenzen der NSDAP 1919-1923. Otto Dickel in Augsburg. In: Horst Möller (Hrsg.): Nationalsozialismus in der Region. Beiträge zur regionalen und lokalen Forschung und zum internationalen Vergleich. Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Sondernummer, Oldenbourg, München 1996, ISBN 3-486-64500-5, S. 65–86.
- Horst Möller (Hrsg.): Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Sondernummer: Nationalsozialismus in der Region. Oldenbourg, München 1996, ISBN 3-486-64500-5.
- Mathias Rösch: Die Münchener NSDAP 1925-1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik. Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56670-9.
- Bernhard Gotto: Die Augsburger Stadtverwaltung im lokalen NS-Herrschaftssystem 1933–1945. Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57940-1.
- Bernhard Grotto: Nationalsozialistische Kommunalpolitik (Gebundene Ausgabe), Verlag Oldenbourg, März 2006, ISBN 3-486-57940-1.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Otto Dickel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Dickel, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | frühes NSDAP-Mitglied |
GEBURTSDATUM | 1880 |
GEBURTSORT | Darmstadt |