Olympisches Dorf
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Als olympisches Dorf werden die gemeinsamen Unterkünfte der Teilnehmer an Olympischen Spielen bezeichnet. Häufig werden die dazu notwendigen Gebäude neu errichtet und nach den jeweiligen Olympischen Spielen als Wohnungen oder Studentenwohnheime weiterverwendet. Ebenso wurden auch schon bestehende Studentenwohnheime oder Kasernen umgebaut und als Sportlerunterkünfte verwendet. Mitunter wurden die Unterkünfte nach dem Ende der Spiele partiell wieder abgebaut, so beispielsweise bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer und den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney.
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[Bearbeiten] Anfänge
Bei den (inoffiziellen) Olympischen Zwischenspielen anlässlich des 10. Jahrestages der 1. Spiele der Neuzeit in Athen wurde bereits 1906 eine Zeltstadt für die teilnehmenden Sportler errichtet. Andere Quellen berichten von einer Unterbringung im Zappeion, einem Gebäude des Nationalgartens im Zentrum Athens.
Erstmalig bei offiziellen Olympischen Spielen wurde ein olympisches Dorf anlässlich der Spiele 1932 in Los Angeles gebaut. Dieses war den männlichen Teilnehmern vorbehalten, während die Athletinnen in Hotels untergebracht wurden. Es bestand aus 600 hölzernen Fertighäusern, wurde von privaten Investoren finanziert und nach den Spielen komplett abgebaut.
[Bearbeiten] Olympia 1936 in Deutschland
Das Sportler-Dorf der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin befand sich in im heutigen Elstal (heute Ortsteil von Wustermark) und war von Werner und Walter March geplant worden. Die Häuser wurden erstmals massiv gebaut, da Hitler die Anlage nach den Olympischen Spielen für militärische Zwecke nutzen wollte. Die Landschaftsarchitektur erinnerte an die damaligen geographischen Gegebenheiten des deutschen Reiches, so hatte jedes Haus den Namen einer deutschen Stadt, das Speisehaus der Nationen z.B. Haus Berlin. In den Sportlerunterkünften lag im Gemeinschaftsraum eine Broschüre Das olympische Dorf begrüßt seine Gäste aus.
In der Gemarkung der Gemeinde Dallgow-Döberitz errichtete man ca. 10 km vor den Toren Berlins in den Jahren von 1934 bis 1936 das olympische Dorf, welches heute zu großen Teilen nur als Ruine erhalten ist und im Zuge der Gebietsreform in den 1990er-Jahren unter dem Protest der Dallgower Gemeindevertretung der Nachbargemeinde Elstal zugeschlagen wurde. In den letzten Jahren wurde das Haus, in dem Jesse Owens während der Spiele wohnte, rekonstruiert. Das olympische Dorf bestand aus einem Empfangsgebäude, etwa 140 einstöckigen und fünf zweistöckigen Wohnbauten, einem großen Speisehaus, einem Küchenhaus, dem Hindenburghaus, dem Kommandantenhaus, einer Sporthalle, einer Schwimmhalle, einer Sauna sowie einem Ärzte- und Krankenhaus. Das Speisehaus Haus der Nationen bestand aus 38 Speisesälen, die jeweils einer Nation zur Einnahme des Essens und der Geselligkeit diente. Im Hindenburghaus gab es Unterhaltungsveranstaltungen.
Die größten noch halbwegs erhaltenen Ruinen auf dem Gelände sind das Haus der Nationen, die ehemalige Schwimmhalle und einige Mannschaftsunterkünfte. In einem guten Zustand befindet sich die Turnhalle. Die Schwimmhalle wurde in den 1990er Jahren durch ein Feuer so stark beschädigt, dass sie als Schwimmhalle kaum noch nutzbar ist. Das olympische Dorf steht jetzt unter Denkmalschutz und ist von April bis Oktober täglich, auch mit fachkundiger Führung, zu besichtigen. Die DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement hat das historische olympische Dorf erworben und kümmert sich um den Erhalt der verbliebenen Gebäude, die durch die militärische Nutzung der Nachkriegszeit nicht gepflegt wurden.
[Bearbeiten] Heute
Heutzutage, spätestens seit dem Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft in München 1972, werden die olympischen Dörfer streng bewacht.
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Website des Historischen olympischen Dorfes von 1936 - Historie, Kontakt, Veranstaltungen
- Ehemaliges olympisches Dorf Dallgow Elstal – Sehr viele Bilder und Informationen zum olympischen Dorf von 1936
- Das olympische Dorf in München (Sommerspiele 1972)
- Viele Informationen der Einwohner Interessen Gemeinschaft Olympisches Dorf e.V.über das olympische Dorf in München (1972) und ein Beispiel für eine funktionierende postolympische Nutzung