Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin
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Die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin ist das drittälteste Orchester Deutschlands.
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[Bearbeiten] Geschichte
Am 17. Juni 1563 ließ Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg-Schwerin die Einsetzung von David Köler aus Zwickau als Hofkapellmeister verkünden. Verbunden damit war die Aufgabe zur Schaffung einer „Hof-Cantorej”. Nachfolgende Hofkapellmeister waren Johannes Flamingus und Thomas Mencken.
Im Jahr 1701 bestand die Schweriner Hofkapelle aus 12 Instrumentalisten und man sprach von einer Neuformierung. Kapellmeister während dieser Zeit war Johann Fischer. Ab 1767 hatte die Hofkapelle ihren Sitz in Ludwigslust, da Herzog Friedrich der Fromme seine Residenz ins dortige Jagdschloß verlegte. In dieser Zeit entfaltete sich die Kapelle unter der Leitung des bis 1789 amtierenden Carl August Friedrich Westenholz zu einem weithin angesehenen Klangkörper. 1789 verpflichtete der musikliebende Herzog Friedrich Franz I. den Böhmen Franz Anton Rosetti, der als einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit galt. Rosetti wirkte als Hofkapellmeister bis zu seinem Tode 1792. 1803 wurde Louis Massonneau Leiter und Konzertmeister der Hofkapelle.
Im Jahre 1836 wurde die Residenz wieder nach Schwerin verlegt und die Kapelle zog in das neu errichtete Hoftheater, welches von Georg Adolf Demmler auf dem Alten Garten gegenüber dem Schloss errichtet worden war. 1856 wurde der Opernkomponist Friedrich von Flotow, gebürtiger Mecklenburger, Intendant des Hoftheaters. Er gewann Georg Alois Schmitt als neuen Hofkapellmeister, der große Musikfeste organisierte, ein Abonnementsystem einrichtete und bis zu seinem Scheiden 1892 Schwerin zu einem Wallfahrtsort für die norddeutsche Wagner-Gemeinde werden ließ. 1882 wurde das Hoftheater bei einem Brand zerstört und 1886 wurde es dann als neues Haus wieder eingeweiht. Jetzt war Hermann Zumpe Intendant und Kapellmeister, welcher die Arbeit von Flotow und Schmitt fortsetzte.
Ab 1918 hieß die Hofkapelle Landeskapelle, seit 1926 Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin. Der Generalmusikdirektor Werner Ladwig musste schon 1932 angesichts rechtsradikaler Ausfälle sein Amt niederlegen. Schwerin war 1945 eine der wenigen Städte, deren Erscheinungsbild weitgehend vom Krieg verschont geblieben war und besaß in dieser Zeit ein baulich intaktes, spielfähiges Theater. In Konzerten wurden jetzt auch die bis dato verfemten Kompositionen von Mahler, Schönberg, Prokofjew, Webern, Eisler, Hindemith u.a. gespielt. Die Staatskapelle wurde nun vergrößert. Bedeutende Dirigenten prägten in den folgenden Jahren den Geist und die Seele der Kapelle. Zu nennen sind hier Rudolf Neuhaus, Karl Schubert, Kurt Masur, Heinz Fricke, Hartmut Haenchen, Horia Andreescu und Klaus Tennstedt. Konzerte führten die Staatskapelle zu regionalen Musikfesten und unter anderem nach Berlin, Dresden und Leipzig. Die sogenannten Wendejahre überstand das Orchester schadlos. 1992 wurde das zweite Orchester der Stadt, die Schweriner Philharmonie, aufgelöst und die Kapelle übernahm 20 Musiker. Trotz teilweisem Verzicht auf tarifliche Bezahlung musste das Orchester im Sommer 1997 achtzehn Stellen abbauen, im Jahr 2000 wurden weitere Stellen gestrichen. Das Orchester hat derzeit eine Planstellenzahl von 68 Musikern. Mit dem Amtsantritt von GMD Matthias Foremny 2003 stabilisierte sich die Situation um das Orchester, es ist aber nicht auszuschließen, dass die finanzielle Lage der Stadt Schwerin weitere Eingriffe in die personelle Substanz des Orchesters nötig machen wird.
[Bearbeiten] Dirigenten
[Bearbeiten] Hofkapelle
- David Köler (1532–1565)
- Johannes Flamingus
- Thomas Mencken (1550–?)
- Johann Fischer (1701–1704)
- Carl August Friedrich Westenholtz (?–1789)
- Franz Anton Rösler (gen. Rosetti) (1789–1792)
- Louis Massonneau (1803–1837)
- Carl Christian Ludwig Schmidtgen (1839–1856)
- Georg Alois Schmitt (1856–1892)
- Hermann Zumpe (1897–1901)
[Bearbeiten] Staatskapelle (seit 1926)
- Werner Ladwig (1931–1932)
- Rudolf Neuhaus (1950–1953)
- Karl Schubert (1953–1958)
- Kurt Masur (1958–1960)
- Heinz Fricke (1960–1962)
- Klaus Tennstedt (1962–1969)
- Hartmut Haenchen (1976–1979)
- Fred Buttkewitz (?–1989)
- Ruslan Raitschew (1991–1992)
- Ivan Törzs (1992–2003)
- Matthias Foremny (seit 2003)
[Bearbeiten] Literatur
- Clemens Meyer: Geschichte der Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle. Verlag Ludwig Davids, Schwerin 1913
- Röhlig, Geschichte der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin. Verlag H. W. Bärensprung, 1964