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Maler Nolten – Wikipedia

Maler Nolten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Titelblatt des Erstdruckes
Titelblatt des Erstdruckes
Zeitgenössischer Einband des Erstdruckes
Zeitgenössischer Einband des Erstdruckes

Maler Nolten, eine Novelle in zwei Theilen, ist ein romantischer Künstlerroman von Eduard Mörike, der am 23. Juli 1830 im Manuskript vorlag und 1832 in Schweizerbart's Verlagshandlung Stuttgart im Druck erschien.

Eine Zahl in runden Klammern verweist auf die Seite in der Quelle.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Inhalt

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Theobald Nolten wächst in einem Pfarrhause auf. Die Mutter verstarb früh. Mit seiner Schwester Adelheid sucht Theobald den Rehstock, eine verfallene, gottverlassene Burgruine, auf. Darin trifft er auf Elisabeth, eine Jungfrau, die sich heimlich von ihrer Schar Zigeuner entfernt hat - obwohl ihr „nie ein Leid geschehen sei“. Elisabeth ist krank. Wenn ihr Leid sie überkommt, entfernt sie sich von den Menschen und vertreibt es mit Gesang. Elisabeth möchte nicht im Pfarrhause übernachten, sondern weiterziehn. Die Heimat kann sie nicht mehr finden. Man hat sie ihr verstellt.

Theobald hatte am Tage des Ausflugs zum Rehstock geahnt, dass er Elisabeth begegnen würde. Die Jungfrau ist dem Abbild auf einem Gemälde, das auf dem Dachboden des Pfarrhauses deponiert ist, auf das Wunderbarste ähnlich.

Theobald wird vom Vater über das verstaubte Gemälde informiert. Darauf ist Theobalds Tante Loskine abgebildet, die Ehefrau seines Onkels Friedrich väterlicherseits. Der Onkel war Maler und die Tante eine sesshaft gewordene Zigeunerin, die nach der Geburt von Theobalds Cousine im Kindbett starb. Als die Cousine sieben Jahre alt war, wurde sie von den Verwandten ihrer Mutter entführt. Onkel Friedrich hat das nicht verwinden können und soll während einer Reise auf See umgekommen sein.

[Bearbeiten] Bei Hofe

Theobalds Vater stirbt. Der Förster von Neuburg nimmt die Waise auf. Theobald, begabt und fleißig, wird Maler.

Herzog Adolph (496), der Bruder des Königs, fördert den talentierten jungen Maler Theobald Nolten und verschafft ihn Zutritt ins Haus des Grafen von Zarlin. Darin lernt Theobald die schöne Schwester des Grafen, die junge Witwe Gräfin Constanze von Armond, kennen und lieben.

Daheim aber, in Neuburg, weit entfernt vom gräflichen Schloss, sitzt Agnes, Theobalds Braut, die „bescheidene Tochter“ (446) jenes inzwischen altersschwachen Försters. Gesund ist Agnes auch nicht. Sie hat eine heftige Nervenkrankheit (463) hinter sich, während der sie zuweilen den Bräutigam sogar verabscheute (469). Das hübsche junge Mädchen führt einen Briefwechsel mit seinem Bräutigam Theobald - wie es meint. Der Briefschreiber jedoch ist Theobalds bester Freund Larkens, zu Intrigen (583) geneigt und Schauspieler von Beruf.

Gräfin Constanze, die Theobalds Liebe erwidert, bekommt durch einen klugen Schachzug Larkens (der einen Keil zwischen Constanze und Nolten treiben und den Maler zurückbesinnen will auf die Liebe zu Agnes) einen Brief von Agnes in die Finger, entdeckt das „Verlobtenverhältnis“ (564) und reagiert eifersüchtig. Höchstwahrscheinlich ist es Constanze, die, hinter den Kulissen agierend, Theobald und Larkens ins Gefängnis bringt, nachdem diese beiden in einer Aufführung im Zarlinschen Hause den Vater des Regenten verspottet hatten. Gräfin Constanze ist es dem Anschein nach auch, die später die Freilassung der beiden wegen Majestätsbeleidigung inhaftierten Künstler in die Wege leitet. Fest steht - wieder aus dem Hintergrund heraus - fördert Constanze im Verein mit dem kunstsinnigen Hofrat den sich wieder seiner Freiheit erfreuenden Theobald kontinuierlich.

Larkens' Bleiben bei Hofe ist nach der Freilassung nicht länger. Sehr empfindlich, wie er ist, entfernt er sich. Ein paar Tage danach findet Theobald den Briefwechsel Larkens-Agnes mit einem Geständnis des abgereisten Freundes vor. Larkens redet in einem Begleitbrief Theobald ins Gewissen. Er möge sich doch vom Adel abwenden und zu Agnes heimkehren.

Gräfin Constanze hat auch viel gut zu machen. Sie begrüßt die Umkehr Theobalds, gibt ihn edelmütig frei und schenkt zum Abschied „ein kostbares Collier“ (667). Reuevoll beendet Theobald die Verirrung zu der Gräfin (772) und eilt auf vier Tagreisen (665) in die Arme seiner lieben Braut nach Neuburg.

[Bearbeiten] Neuburg

Agnes leidet an einer Gemütskrankheit, „einem stillen Wahnsinn“ (505), verbunden mit einer bemerkenswerten Hellsichtigkeit: Die vom eigenen Bräutigam „verstoßene“ (587) Agnes möchte nicht heiraten. Auch sie hat Ahnungen. Es könnte sein, Agnes ahnt, Briefschreiber und Bräutigam sind gar nicht ein und dieselbe Person.

Der alte Förster ist ungehalten ob der heiratsunwilligen Tochter. Agnes, so unter Druck gesetzt, reist mit dem Bräutigam nach dessen künftigen Arbeitsort.

[Bearbeiten] Das Landgut

Das Paar kommt nie an. Unterwegs trifft Theobald auf Larkens, der als Tischler Joseph (721) bei einem Tischlermeister arbeitet. Während der Begegnung in einer überfüllten Kneipe wechseln beide kein Wort. Larkens, des Lebens überdrüssig - er trägt sich vermutlich schon länger mit Selbstmordplänen - greift unmittelbar nach der Begegnung kurz entschlossen zum Gift. Das unvermittelte Erscheinen des Freundes gab den Ausschlag zur Selbsttötung. Der Präsident, der die künstlerischen Qualitäten Larkens' erkannt hat und dessen Inszenierung von Ludwig Tiecks Lustspiel „Die verkehrte Welt“ schätzt, befreundet sich an Larkens' Bahre mit dem trauernden Theobald. Die kleine Reisegesellschaft kommt im nahen Landgut des Präsidenten unter.

Agnes, das schwermütige (676) Rätselwesen (716), ist wirklich sehr krank. Verwirrt fühlt sie sich verfolgt von jener Elisabeth, betrachtet die Zigeunerin als Nebenbuhlerin. Die Vagantin beansprucht Theobald für sich allein.

Theobald macht den Fehler seines Lebens. Er gesteht der geliebten Braut die Wahrheit. Er hat die Briefe nicht geschrieben. Sofort sieht Agnes den Bräutigam gespalten in Theobald und den toten Larkens. Fortan spricht sie nur noch wirres Zeug und wahrt Abstand zum besorgten, rücksichtsvollen Theobald. Als dann noch die gefürchtete Elisabeth in Landhausnähe gesehen wird, ist das Maß voll. Agnes begeht zwei Selbstmordversuche. Der zweite gelingt. Sie stürzt sich in den alten Brunnen. Es dauert nicht lange und auch Theobald stirbt auf dem Gelände des Landguts. Man findet den Entseelten vor der Tür der alten Kapelle. Der Maler erschrak sich wohl vor Elisabeths Geist zu Tode. So wollen es zumindest zwei Zeugen dem Präsidenten glauben machen. Der Geist muss Theobald „wie eine Rauchsäule“ erschienen sein. Theobalds Seele verwandelte sich nach Zeugenaussagen in eine ebensolche Rauchsäule.

Dem entseelten Maler Nolten erreichte der Brief eines seiner Gönner, des Hofrats. Der Hofrat eröffnet, er sei der Onkel Friedrich und Elisabeth sei seine Tochter und somit Theobalds Cousine.

Es wird noch mitgeteilt, Elisabeth wurde ein paar Tage vor Theobalds Hinscheiden tot - wahrscheinlich gestorben an Entkräftung - in Landgutnähe aufgefunden. Auch Gräfin Constanze - seit lange krank und aller Welt abgestorben (818) - überlebt das Sterben nicht lange.

[Bearbeiten] Fazit

Allgegenwärtige Lebensmüdigkeit greift um sich und die Todessehnsucht erfüllt sich. Schließlich sind alle jungen Leute zu Tode gekommen. Nur ein paar Alte bleiben am Leben.

[Bearbeiten] Lyrik

In den Prosatext hat Eduard Mörike Gedichte eingelegt, die berühmt und volkstümlich geworden sind.

Ausschnitt S. 330
Ausschnitt S. 330
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte (628)
Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel,
Die Wolke wird mein Flügel (666)
Rosenzeit! wie schnell vorbei,
Schnell vorbei,
Bist du doch gegangen! (690)

[Bearbeiten] Spätromantik

Was ist am Maler Nolten romantisch? Neben der Todessehnsucht aller Protagonisten stimmt das Drumherum. Die verfallene Burgruine kommt vor, der verwunschene Brunnen, in den man sich zu Tode stürzt, die alte Kapelle abseits mit den Geistern der Toten, das Land Orplid (513) mit der gleichnamigen Stadt darin, dem Mummelsee, den Feenkindern, der glänzenden Frau (539). Vor allem wird mit Mondschein nicht gespart. Die geheimnisvollen Reize des Wohnens auf Türmen (452) werden angesprochen.
Auch über das Äußerliche hinaus ist der Text der Romantik innerlich zutiefst verpflichtet; vor allem in seiner Distanz zum Rationalismus und in seiner Nähe zur Mystik. Bei manch gelehrten, mitunter von Latein durchtränkten, geschraubten Satzkonstruktionen ist der Text poetisch. Was Wunder - wurde doch die Prosa von einem großen Poeten verfasst. Mit solcher Poesie sind nicht nur die Gedicht-Einlagen gemeint. Vielmehr stehen psychische Vorgänge im Mittelpunkt von Mörikes Schreibbemühungen. Agnes (505) und Elisabeth (507) werden als wahnsinnig bezeichnet. Es geht aber Mörike nicht um Nervenkrankheit, sondern um Spiegelung der Seele. In dem Zusammenhang steht die äußere Handlung in dem Text nicht so sehr im Vordergrund.

[Bearbeiten] Zweitfassung

1859 nahm sich Mörike den Maler Nolten zur Überarbeitung vor. Das Romantische wurde zurückgedrängt zugunsten des Realistischen, ironisch gefärbt.

[Bearbeiten] Rezeption

  • Nietzsche sagt 1876 über Mörike: Gedanken nun hat er gar nicht: und ich halte nur noch Dichter aus, die unter anderm auch Gedanken haben, wie Pindar und Leopardi.
  • Hermann Hesse, einer der größten Verehrer Mörikes, hat 1911 mit wenigen Worten den Innenraum des Maler Nolten anschaulich ausgeschritten (273). Hesse nennt das Werk ein Wunderbuch und lobt das sauber wiedergegebene Kolorit sowie den dauerhaft gegenwärtigen Schwebezustand von Vorgefühl und Schicksalsschwüle.
  • Hesse ist es auch, der am 27. März 1916 in seinem Gedicht Beim Wiederlesen des Maler Nolten (410) das Mörike-Lesegefühl liebevoll, poetisch und ganz präzise in aller Kürze altmeisterlich heraufbeschwört.
  • Nach Holthusen (92) ist der Maler Nolten, der sich bereits nach 1832 schlecht verkaufen ließ, kein Entwicklungs- und auch kein Künstlerroman.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • Friedrich Nietzsche: Nachgelassene Fragmente 1875/76.
  • Kittstein, Ulrich: Zivilisation und Kunst. Eine Untersuchung zu Eduard Mörikes „Maler Nolten“. St. Ingbert 2001.
  • Kugler, Stefani: Kunst-Zigeuner. Konstruktionen des 'Zigeuners' in der deutschen Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Trier 2004, S. 252-318.
  • Michels, Volker (Hrsg.): Hermann Hesse: Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen. S. 273. Frankfurt a.M. 1975, ISBN 3-518-36752-8
  • Michels, Volker (Hrsg.): Hermann Hesse: Die Gedichte. S. 410. Frankfurt a.M. 1977, ISBN 3-518-36881-8
  • Holthusen, Hans Egon: Eduard Mörike. Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-50175-9

[Bearbeiten] Quelle

  • Eduard Mörike: Sämtliche Werke in vier Bänden, Zweiter Band. Maler Nolten. S.423 - 818. Stuttgart 1981, ISBN 3-446-13464-6

[Bearbeiten] Weblinks


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