Lungenödem
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
J81 | Lungenödem | |
ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
Lungenödem ist eine unspezifische Bezeichnung des Austretens von Blutflüssigkeit aus den Kapillargefäßen in das Interstitium und die Alveolen der Lunge. Dadurch kann die betroffene Person nicht mehr ausreichend Sauerstoff in den Blutkreislauf aufnehmen. Als Symptome treten Atemnot, brodelnde Atemgeräusche und/oder ein schaumiger Auswurf auf. Lungenödeme unterscheidet man je nach Ursache in Permeabilitätsödeme (ARDS, toxisches Lungenödem) und hydrostatische Lungenödeme (kardiales Ödem oder Höhenödem). Formal wird die Permeabiltät (der Wasserfluss durch die Gefäßwand hindurch) durch die Starling-Gleichung beschrieben.
Verschlüsselung: DRG E64: Flüssigkeitsansammlung in der Lunge mit ungenügender Atemleistung
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Permeabilitätsödem
Das Akute Lungenversagen (engl. Acute Respiratory distress syndrome, ARDS) entsteht als Folge einer erhöhten vaskulären Permeabilität, entweder aufgrund von Entzündungsvorgängen oder aufgrund von Giften (Toxisches Lungenödem). Klinisch wird ARDS definiert durch typische Verschattungen im Röntgenbild, Hypoxämie, Ausschluss eines kardialen Ödems (s. u.) und seinen akuten Beginn.
Häufige Ursachen für das ARDS sind Sepsis, Polytrauma, Aspiration des Mageninhaltes oder schwere Verbrennungen. Auch das erst seit wenigen Jahren beschriebene SARS-Virus führt zum klinischen Bild des ARDS. ARDS tritt häufig im Zusammenhang mit dem Ausfall weiterer Organe auf (Multiorganversagen). Die Mortalität von ARDS liegt auch bei frühzeitigem Therapiebeginn immer noch bei etwa 50 Prozent.
[Bearbeiten] Kardiales Lungenödem
Das kardiale Lungenödem, die häufigste Form des Lungenödems, ist keine Lungenkrankheit. Es entsteht bei akutem Linksherzversagen. Ursache des Versagens der linken Herzhälfte ist meistens eine akute Dekompensation bei chronischer Herzinsuffizienz, bei der die linke Herzhälfte aufgrund einer Schwäche den Blutrückfluss aus der Lunge nicht mehr bewältigen kann. Es kommt zu einem Rückstau des Bluts in die Lungengefäße und - wegen des dadurch erhöhten Druckes - zu einem Austreten von Flüssigkeit in das Lungengewebe. Dadurch wird der Gasaustausch massiv eingeschränkt. Oft atmen die Patienten keuchend (Asthma cardiale), sind unruhig und haben Erstickungsängste. Gewöhnlich besteht eine ausgeprägte Zyanose.
Ein akutes Lungenödem bei Linksherzinsuffizienz ist ein medizinischer Notfall, der unbehandelt zum Atemstillstand und damit in Minuten zum Tod des Patienten führen kann.
Behandelt wird notfallmäßig mit Oberkörperhochlagerung, Beatmung mit Sauerstoffgabe, Katecholaminen, Nitroglyzerin und Diuretika-Gabe / forcierter Diuerese sowie frühzeitiger Alarmierung von Rettungsdienst und Notarzt.
Besteht nicht die Möglichkeit einer adäquaten medikamentösen Therapie, ist in der Ersten Hilfe zur Überbrückung bis zu einer Krankenhaustherapie der unblutige Aderlass ein effektive Methode den Lungenkreislauf zu entlasten, indem Blutvolumina in den Extremitäten vorübergehend „geparkt“, zurückgehalten werden. Dadurch muss die linke Herzhälfte ein geringeres Volumen pumpen. Der Rückstau in den Lungengefäßen vermindert sich in der Regel - Gasaustausch in der Lunge wird wieder partiell möglich. Der „unblutige Aderlass“ wird dadurch erreicht, dass Staubinden an drei der vier Extremitäten (Oberschenkel und Oberarme) so angebracht werden, dass kein Blutrückfluss erfolgen kann (Blutdruckmanschetten werden so fixiert, dass der Druck in den Binden höher ist als der aktuelle diastolische Wert und niedriger als der systolische). Um Gewebsschäden in den partiell abgebundenen Beinen und Armen zu verhüten, wird ca. alle 15 Min. im Wechsel eine Extremität wieder voll durchblutet. Das heißt, es sind immer abwechselnd drei der vier Extremitäten -bzw. das dort vorhandene gestaute Blut- nicht am Blutkreislauf beteiligt.
[Bearbeiten] Lungenödem bei Höhenkrankheit
Ein Höhenlungenödem (HAPE = engl. high altitude pulmonary edema) kann bei der Höhenkrankheit auftreten und entsteht durch einen erhöhten pulmonal-arteriellen Druck als Folge der Hypoxie. Gewöhnlich entwickelt es sich ein bis drei Tage nach einem schnellen Aufstieg auf über 2.700 m. Symptome sind Atemnot, Reizhusten mit schaumigem oder blutigem Ausfluss, Zyanose, Schwäche, in späteren Stadien Koma.
Therapie ist der sofortige Abstieg bzw. Rücktransport.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Artikel Kerley-Linie zur Radiologischen Diagnostik
[Bearbeiten] Weblinks
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen! |