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Ludwig Thoma – Wikipedia

Ludwig Thoma

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Quellenangaben
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Ludwig Thoma (* 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Rottach am Tegernsee) war ein deutscher Schriftsteller, der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit populär wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Geburtshaus von Ludwig Thoma in Oberammergau
Geburtshaus von Ludwig Thoma in Oberammergau

Ludwig Thoma wurde als fünftes Kind eines Försters in Oberammergau geboren. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er im Forsthaus Vorderriß an der Isar nahe der Tiroler Grenze, einer damals sehr abgelegenen und einsamen Gegend. Kurz nachdem die Familie nach Forstenried bei München übersiedelte, Ludwig war erst sieben Jahre alt, starb der Vater. Nun musste die Mutter die sieben Kinder alleine großziehen, Ludwig bekam einen Vormund. Schon als Schüler setzte er sich gegen Scheinautorität und Doppelmoral heftig zur Wehr, was zur Folge hatte, dass er häufig die Schule wechseln musste. So besuchte er die Gymnasien in Landstuhl/Pfalz, Neuburg an der Donau, Burghausen, München und Landshut, wo er 1886 das Abitur bestand. Eines seiner populärsten Werke, die Lausbubengeschichten, gehen im Wesentlichen auf Erlebnisse während seiner Schulzeit zurück.

Thoma wollte - wie sein Vater - Förster werden und begann ein Studium der Forstwissenschaft in Aschaffenburg, brach es jedoch nach dem ersten Jahr ab und wechselte zur Rechtswissenschaft über, die er in München und Erlangen studierte. In seiner Aschaffenburger Zeit gehörte er dem ältesten Forstcorps, nämlich dem Corps Hubertia an. Während seines Studiums an der Ludwig-Maximilians-Universität in München wurde er Mitglied im Corps Suevia München.

Von 1890 bis 1893 war er Rechtspraktikant in Traunstein. 1894 starb seine Mutter, im gleichen Jahr ließ er sich als Rechtsanwalt in Dachau nieder. Hier lernte er „seine Bauern“ kennen, die er in der Folgezeit so treffend beschrieb. 1897 zog er um nach München, wo er mit den Mitarbeitern der 1896 von Albert Langen gegründeten satirischen Wochenschrift Simplicissimus in Kontakt kam. Es folgten erste Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift unter dem Pseudonym „Peter Schlemihl“. 1899 gab er seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf und wurde fester Mitarbeiter des Simplicissimus, ein Jahr später dessen Chefredakteur.

In den nächsten Jahren folgten Reisen durch Europa und eine rege schriftstellerische Tätigkeit. So verfasste er unter anderem die Theaterstücke „Die Medaille“ und „Die Lokalbahn“. 1905 heiratete er die 25-jährige auf den Philippinen geborene Tänzerin Marietta di Rigardo, genannt Marion, eine für damalige Zeiten emanzipierte junge Frau. Die Ehe hielt nicht lange, zu verschieden waren die Temperamente der beiden, Marion langweilte sich zusehends, sie unternahm Seitensprünge. 1910 wurde die Ehe geschieden, die beiden blieben aber befreundet.

1906 wurde Thoma zusammen mit Hermann Hesse Herausgeber der Zeitschrift „März“. Im gleichen Jahr wurde er wegen eines im „Simplizissimus“ veröffentlichten Gedichtes[1] wegen „Beleidigung einiger Mitglieder eines Sittlichkeitsvereines“ zu sechs Wochen Haft verurteilt, die er in Stadelheim bei München absitzen musste. 1908 hatte einer seiner größten Erfolge, das Lustspiel „Moral“, Premiere. Hier ließ er einen Vertreter eines Sittlichkeitsvereins, der eine schlimme Verfehlung gegen die Grundsätze eines solchen Vereines begangen hatte, sagen: „Moralisch sein, das bringe ich in meinem Zimmer allein fertig, aber das hat keinen erzieherischen Wert. Die Hauptsache ist, dass man sich öffentlich zu moralischen Grundsätzen bekennt. Das wirkt günstig auf die Familie, auf den Staat“.

1908 bezog er sein Haus „Auf der Tuften“ in Tegernsee.

Thomas Einstellung war bis dahin eher linksliberal gewesen. So hatte er sich mit oftmals beißender Kritik an Gesellschaft, Kirche und Staat nicht zurückgehalten. Dies änderte sich mit Beginn des ersten Weltkrieges. Der „Simplizissimus“ wurde zunehmend zahnlos, und Thoma konnte und wollte sich der allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht entziehen. Er meldete sich freiwillig als Sanitäter und zog mit einer bayerischen Division an die Ostfront nach Galizien. Dort erkrankte er schwer an der Ruhr und wurde felddienstuntauglich. Im Juli 1917 wird er Mitglied der Deutschen Vaterlandspartei, die für einen kompromißlosen Siegfrieden eintritt. Die sich abzeichnende Kriegsniederlage im November 1918 konnte er nicht verkraften. Er verstand die Welt nicht mehr und zog sich verbittert in sein Haus zurück.

1918 begegnete er der aus der jüdischen Sekt-Dynastie Feist-Belmont stammenden, mittlerweile verheirateten Maidi Liebermann von Wahlendorf (* 1883; † 22. November 1971), mit der er schon 1904 einmal zusammengetroffen war. Thoma entbrannte in heftiger Liebe zu ihr und beklagte sein Schicksal, sie nicht schon damals zu seiner Frau genommen zu haben. Bis zu seinem Tod sollte er heftig um sie werben. Sie blieb ihm zwar verbunden, konnte sich jedoch nicht entschließen, ganz zu ihm zu ziehen, da der Ehemann die Scheidung verweigerte.

Von 1916 bis 1921 entstanden zahlreiche Werke. Für den Miesbacher Anzeiger verfasste er zahlreiche anonyme und meist antisemitische Hetzartikel vor allem gegen die Regierung in Berlin und die Sozialdemokratie. Er bezeichnete die Reichshauptstadt Berlin als Zitat: „Entenpfuhl" und eine "Mischung von galizischem Judennest und New Yorker Verbrecher-Viertel", die Weimarer Republik beschimpfte er als "charakterlose Deppokratie". Thoma starb 1921 in seinem Haus am Tegernsee an Magenkrebs. Den größten Teil seines beträchtlichen Vermögens sowie seine Honorare und Tantiemen vermachte er Maidi Liebermann. Seine geschiedene Frau Marion, seine Schwestern Katharina Hübner und Bertha Zurwesten sowie sein Bruder Peter Thoma erhielten je eine Summe von zweihunderttausend Mark, letzterer zusätzlich eine lebenslange Rente von jährlich zweitausend Mark.

Ludwig Thoma fand auf dem Gemeindefriedhof von Rottach-Egern am Tegernsee seine letzte Ruhe. Seine Grabstätte liegt heute zwischen derjenigen seines langjährigen Freundes, des Schriftstellers Ludwig Ganghofer und der seiner Geliebten Maidi Liebermann.

[Bearbeiten] Bewertung

Ludwig Thoma bemühte sich in seinen Werken darum, die herrschende Scheinmoral bloßzustellen. Ebenso prangerte er kompromisslos Schwäche und Dummheit des spießbürgerlichen Milieus und das chauvinistische und großmäulige Preußentum mit seinem Pickelhauben-Militarismus an. Er stieß sich auch am Provinzialismus und der klerikalen Politik seiner Zeit im Königreich Bayern. Als brillant werden die mit Humor und Satire gewürzten Erzählungen oder Einakter aus dem bäuerlichen und kleinstädtischem Lebenskreis in Oberbayern angesehen. Die unsentimentalen Schilderungen agrarischen Lebens in den Romanen sind wohl deshalb besonders lebensnah gelungen, weil Thoma aus seiner Rechtsanwaltstätigkeit eine Fülle praxisnaher Einblicke in die Lebensumstände auf dem Lande gewinnen konnte. Die bayerische Mundart wird ähnlich prägnant wie bei Georg Queri wiedergegeben.

[Bearbeiten] Ehrungen

Die städtische Ludwig-Thoma-Realschule in München trägt seit ihrer Erbauung im Jahr 1973 seinen Namen. In Dachau gibt es eine Ludwig-Thoma-Schule (Volksschule). In Prien am Chiemsee gibt es das Ludwig-Thoma-Gymnasium. Auch in Traunstein gibt es die Ludwig-Thoma-Grundschule.

Einige der Werke Thomas wurden auch verfilmt, z.B. Die Lausbubengeschichten, Der Ruepp etc.

Im oberbayerischen Raum genießt er noch heute eine hohe Popularität. So tragen beispielsweise Produkte wie das Ludwig-Thoma-Bier des Hofbräuhauses Berchtesgaden seinen Namen.

Die Stadt München hat zu seinen Ehren jährlich eine Ludwig-Thoma-Medaille für Zivilcourage in der Öffentlichkeit verliehen, die Verleihung jedoch 1990 nach Bekanntwerden seiner nationalkonservativen Haltung, der antisemitischen Parolen und antisozialistischen Polemik eingestellt.

[Bearbeiten] Werke

  • 1897 Agricola
  • 1899 Die Witwen
  • 1901 Die Lokalbahn
  • 1901 Assessor Karlchen
  • 1905 Lausbubengeschichten
  • 1906 Andreas Vöst
  • 1907 Tante Frieda
  • 1907 Kleinstadtgeschichten
  • 1909 Moral
  • 1910 Erster Klasse
  • 1911 Der Wittiber
  • 1911 Lottchens Geburtstag
  • 1911 Ein Münchner im Himmel
  • 1912 Magdalena
  • 1912 Jozef Filsers Briefwexel
  • 1913 Die Sippe
  • 1913 Das Säuglingsheim
  • 1913 Nachbarsleute
  • 1916 Die kleinen Verwandten
  • 1916 Brautschau
  • 1916 Dichters Ehrentag
  • 1916 Das Kälbchen
  • 1916 Der umgewendete Dichter
  • 1916 Onkel Peppi
  • 1916 Heimkehr
  • 1916 Das Aquarium und anderes
  • 1917 Heilige Nacht
  • 1918 Altaich
  • 1919 Münchnerinnen
  • 1919 Erinnerungen
  • 1921 Der Jagerloisl
  • 1921 Der Ruepp
  • 1921 Kaspar Lorinser (Fragment)

[Bearbeiten] Literatur

  • Fritz Heinle, Ludwig Thoma, rororo bildmonographien, Hamburg, 1963
  • Gerd Thumser, Ludwig Thoma und seine Welt, Verlag Kurt Desch GmbH München, 1966
  • Peter Haage, Ludwig Thoma, Bürgerschreck und Volksschriftsteller, Heyne Biographien, München, 1975
  • Richard Lemp, Ludwig Thoma, Bilder, Dokumente, Materialien zu Leben und Werk, Süddeutscher Verlag, 1984
  • Roland Ziersch, Ludwig Thoma, Mühlacker: Stieglitz-Verl. Händle, 1964

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Wikisource
 Wikisource: Ludwig Thoma – Quellentexte

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Siehe: An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine


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