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Leonard Nelson – Wikipedia

Leonard Nelson

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leonard Nelson (* 11. Juli 1882 in Berlin; † 29. Oktober 1927 in Göttingen) war ein pädagogisch und politisch engagierter deutscher Philosoph mit Arbeitsschwerpunkten Logik und Ethik.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Leonard Nelsons Vater Heinrich Nelson war Rechtsanwalt, seine Mutter Elisabeth, geb. Lejeune-Dirichlet, war die Tochter eines ostpreußischen Gutsbesitzers und Reichstagsabgeordneten der Fortschrittspartei. Zu Leonards Vorfahren väterlicherseits zählte auch Moses Mendelssohn. Leonard Nelson studierte in Heidelberg, Berlin und Göttingen, wo er 1904 auch promovierte. Seine Habilitation wurde durch Edmund Husserl zunächst behindert, gelang 1909 jedoch mit Unterstützung von David Hilbert, der die exakte Denkweise Nelsons hoch schätzte. (Bis 1923 gehörten Mathematiker und Naturwissenschaftler in Göttingen der Philosophischen Fakultät an.) 1919 unterstützte Hilbert auch die Ernennung Nelsons zum außerordentlichen Professor. Einen Lehrstuhl zu übernehmen, erreichte er bis zu seinem frühen Tod acht Jahre später nicht mehr.

[Bearbeiten] Aktivitäten

Bereits als junger Student gründete Nelson in Berlin und Göttingen mit Freunden einen Neue Fries'sche Schule genannten philosophischen Diskussionskreis zur Pflege und Fortbildung der kritischen Philosophie Immanuel Kants, nachdem er ihre wissenschaftlich Weiterbildung durch den Philosophen Jakob Friedrich Fries (wieder)entdeckt und in ihrer Bedeutung erkannt hatte. Mitglieder dieses Kreises waren u.a. der Mathematiker Gerhard Hessenberg und der Physiologe Karl Kaiser, mit denen Nelson ab 1904 die Neue Folge der Abhandlungen der Fries'schen Schule herausgab, der spätere Nobelpreisträger Otto Meyerhof, der sie nach dem frühen Tod von Nelson mit Franz Oppenheimer und Minna Specht bis 1937 weiterführen konnte, Meyerhofs Freund und Kommilitone, der spätere Psychiater und Psychotherapeut Arthur Kronfeld, der Theologe Rudolf Otto, der spätere Mitarbeiter David Hilberts Paul Bernays, der Mathematiker und Wissenschaftsphilosoph Kurt Grelling sowie Richard Courant, der Physiker Max Born, der Historiker und Soziologe Carl Brinkmann oder der Nationalökonom Alexander Rüstow. Zu Nelsons wichtigsten Schülern gehört der Nationalökonom Hans Peter, der mit einer Dissertation über die Fries'sche Schule promoviert wurde.

1913 überführte Nelson diesen Kreis in eine Jakob-Friedrich-Fries-Gesellschaft, in der er den rührigen Psychiater Arthur Kronfeld zum stellvertretendem Vorsitzenden und Schriftführer bestimmte. Den 1. Weltkrieg überstand sie nur geschwächt und hielt lediglich 1921 noch einmal eine Tagung zum Thema Relativitätstheorie und Kritische Philosophie ab.

Ende des Ersten Weltkriegs gründete Nelson in Anlehnung an die Platonische Akademie eine Philosophisch-Politische Akademie als Trägerin des 1924 dann eröffneten Landerziehungsheims Walkemühle bei Kassel, sowie eine Gesellschaft der Freunde der Philosophisch-Politischen Akademie, sodann aber vor allem einen Internationalen Jugendbund, den er 1926 nach Unvereinbarkeitsbeschlüssen der SPD zum Internationalen Sozialistischen Kampfbund umwandelte. Nelson sah sich als ethischen, antiklerikalen, nichtmarxistischen, eher an Kant orientierten Sozialisten - darin beeinflusste er vor allem Willi Eichler, einen Hauptverfasser des Godesberger Programms. Auch vertrat er öffentlich eine vegetarische Lebensweise.

[Bearbeiten] Philosophie

Im Anschluss an Fries verstand er seine Philosophie als theoretische und praktische Fortführung des an mathematischer Exaktheit und Stringenz orientierten Kritizismus von Immanuel Kant, auf dessen Grundlage er von philosophischem Denken rigorose Wissenschaftlichkeit und Wahrhaftigkeit forderte und die konsequenten Umsetzung gewonnener Einsichten in die eigene und politische Praxis.

In seiner Schrift Die Unmöglichkeit der Erkenntnistheorie vertrat Nelson die Position, dass eine wissenschaftliche Erkenntnistheorie nicht möglich sei, da man eine objektive Gültigkeit von Erkenntnis nicht begründen könne, ohne eben diese Gültigkeit vorauszusetzen.

Seine Vorlesungen über die Grundlagen der Ethik beginnt mit einer Kritik der praktischen Vernunft (gleicher Titel wie bei Kant).

Sein Vortrag Die sokratische Methode (1922) ist in englischer Übersetzung online verfügbar:[1] Nelson empfahl eine modifizierte sokratische Unterrichtsmethode sowohl für den Philosophieunterricht wie auch als Methode zur Wiederbelebung der philosophischen Forschung (auch als "neosokratisch" bezeichnet, siehe Mäeutik und Sokratisches Gespräch).

[Bearbeiten] Werke

[Bearbeiten] Literatur

  • Gustav Heckmann: Das sokratische Gespräch. Erfahrungen in philosophischen Hochschulseminaren. Schroedel, Hannover 1981 ISBN 3-507-39014-0 -
  • Grete Henry-Hermann: Die Überwindung des Zufalls. Kritische Betrachtungen zu Leonard Nelsons Begründung der Ethik als Wissenschaft. Meiner, Hamburg 1985 ISBN 3-7873-0658-7
  • Ekkehard Hieronimus: Theodor Lessing - Otto Meyerhof - Leonard Nelson. Bedeutende Juden in Niedersachsen. Nieders. Landeszentrale für politische Bildung, Hannover 1964
  • Rainer Loska: Lehren ohne Belehrung. Leonard Nelsons neosokratische Methode der Gesprächsführung. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 1995 ISBN 3-7815-0790-4
  • Gisela Raupach-Strey: Sokratische Didaktik: die didaktische Bedeutung der Sokratischen Methode in der Tradition von Leonard Nelson und Gustav Heckmann. Münster, Hamburg, London: Lit 2002 ("Sokratisches Philosophieren" Bd. 10) ISBN 3-8258-6322-0
  • Udo Vorholt: Die politische Theorie Leonard Nelsons. Eine Fallstudie zum Verhältnis von philosophisch-politischer Theorie und konkret-politischer Praxis. Nomos-Verlags-Gesellschaft, Baden-Baden 1998 ISBN 3-7890-5550-6
  • Jürgen Ziechmann: Theorie und Praxis der Erziehung bei Leonard Nelson und seinem Bund. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 1970

Außerdem

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen


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