Kleenex (Band)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kleenex war eine 1978 in Zürich gegründete Schweizer Punkband. Die vier Musikerinnen erregten mit ihrer ersten EP, ihren Nonsenstexten und der fröhlichen Musik, die geschickt die üblichen Punk-Stereotype umschiffte, u.a. beim englischen DJ John Peel Aufsehen, was zu zwei Single-Veröffentlichungen auf Rough Trade Records und einer England-Tournee zusammen mit Spizz Energi und The Raincoats führte. In West-Deutschland wurde die Band bekannt durch ihren Auftritt am 24. Februar 1979 auf dem ersten Hamburger Punk-Festival 'Into The Future'.

Da es zu Problemen mit dem amerikanischen Konzern Kimberly-Clark als Inhaber der Namensrechte an der gleichnamigen Taschentuch- und Tamponmarke kam, nannte die Band sich ab 1980 LiLiPUT. In der Folge kam es zu häufigen Musikerwechseln, gelegentlich spielten auch Männer mit. Auf ihrer Deutschland-Tournee 1982 zur Veröffentlichung der ersten LP wurden sie unter anderem von Stephan Eicher begleitet. Die Musik wurde zu dieser Zeit immer verspielter. 1983 erschien die zweite LP, danach löste sich die Band wegen der Schwangerschaft ihrer Sängerin auf. Marlene Marder veröffentlichte ihre Erinnerungen an die Band 1986 als Buch und stellte 1993 für Off Course Records eine Doppel-CD mit allen Schallplattenaufnahmen und zahlreichen unveröffentlichten Stücken zusammen. Die Doppel-CD wurde 2001 von Kill Rock Stars in den USA wiederveröffentlicht.

Da es sehr wenige Frauenbands in der PunK-/New Wave-Bewegung gab, werden Kleenex/LiLiPUT oft mit den bekannteren X-Ray Spex oder The Slits verglichen. Näher liegen jedoch Vergleiche zu den Swell Maps, die teilweise einen ähnlich verspielten Zug in den Punk brachten, sowie zu The Raincoats, Delta 5 oder Essential Logic.

Kleenex/LiLiPUT wurden durch die Riot Grrl-Bewegung dem Vergessen entrissen, sowie den Rockkritiker Greil Marcus, der die Band als Teil der Verbindungslinie zwischen Dada, Situationismus und Punk interpretierte.

Klaudi Schiff (alias Claudia Schifferle) ist heute eine bekannte bildende Künstlerin, Beat Schlatter ein erfolgreicher TV- und Filmkomiker in der Deutschschweiz.

[Bearbeiten] Besetzung

Regula Sing (Ramona Carlier) - Gesang (bis 1979)
Marlene Marder - Gitarre
Klaudi Schiff - Bass, Gesang
Lislot Ha - Drums (bis 1981)
Crigele Freund - Gesang (seit 1979, bis 1981)
Angie Barrack - Saxofon (1980)
Astrid Spirit - Gesang, Violine (seit 1981)
Beat Schlatter - Schlagzeug (1981)
Christoph Herzog - Saxophon (1981)

[Bearbeiten] Diskografie

1978 Hedi's Head/Nice/Ain't You/Beri Beri EP (Sunrise/CH 078-S 1964)
1978 Ain't You/Hedi's Head Single (Rough Trade/UK RT 009)
1979 You (Friendly Side)/Ü (Angry Side) Single (Rough Trade/UK RT 014)
1979 Hedi's Head (live)/You (live)/Nice (live) auf 'Into The Future' LP (Konnekschen/BRD Kon LP1)
1980 Split/Die Matrosen Single (Rough Trade/UK RT 047)
1980 Hitch-Hike/DC-10 auf 'Swiss Wave The Album' LP (Off Course/CH ASL-3310)
1981 Eisiger Wind/When the cat's away then mice will play Single (Off Course/CH ASL-20, Rough Trade/UK RT 062)
1981 Waxing Moon auf 'Venus Weltklang' LP (Flame/BRD)
1982 'Liliput' LP (Rough Trade/UK Rough 43)
1983 The Jazz/You did it Single (Rough Trade Deutschland/BRD RTD 01)
1983 'Some Songs' LP (Rough Trade Deutschland/BRD RTD 15)
1993/2001 'The Complete Recordings' Doppel-CD (Off Course/CH ASL-2CD-12-2, Kill Rock Stars/USA FU 014CD)

[Bearbeiten] Bibliografie

1979 'Kleenex: Besonderer Leckerbissen' in: Brigitte Rohkohl: Rockfrauen (Rowohlt Reinbek bei Hamburg/BRD, S.37-45)
1986 Marlene Marder: Kleenex LiLiPut (Nachbar der Welt Verlag Zürich/CH, 230 S.)